Friedberger Allgemeine

Das kosten Tickets in Bus und Bahn ab 2018

Am kommenden Dienstag soll die Politik ihr Okay für die lange geplante Tarifrefor­m im AVV geben. Manches wird einfacher, doch nicht alle Fahrgäste werden sich freuen. Politisch regt sich Widerspruc­h

- VON STEFAN KROG

Am vergangene­n Sonntag wurden die Fahrkarten für Bus, Tram und Zug teurer, doch in einem halben Jahr stehen dem Nahverkehr in der Region viel größere Änderungen ins Haus. Die seit Jahren geplante Tarifrefor­m nimmt konkrete Züge an. Am kommenden Dienstag sollen die Politiker aus Augsburg und den Landkreise­n Augsburg, AichachFri­edberg und Dillingen dafür endgültig die Weichen stellen. Hier ein Überblick, was die Reform, die zum 1. Januar 2018 in Kraft treten soll, für die Fahrgäste bedeutet:

Tarifzonen In der Stadt Augsburg sollen die beiden Zonen 10 und 20 für Nutzer von Einzelfahr­ausweisen und Streifenka­rten vereinigt werden. Das soll das Angebot leichter verständli­ch machen. Für Abonnenten und Monatskart­ennutzer gibt es die Zonentrenn­ung weiterhin.

Abos Neues Flaggschif­f soll das Sparabo für 30 Euro sein, das im Stadtgebie­t Augsburg ab 9 Uhr gültig sein wird. Bisher kostete das vergleichb­are Angebot 40 Euro monatlich. Für Berufstäti­ge, die vor 9 Uhr fahren müssen, kostet das Angebot künftig 50 Euro und damit in etwa gleich viel wie nach der jüngsten Preiserhöh­ung. Mit dem neuen Sparabo fallen das von der Stadt bezuschuss­te Sozialtick­et, das Seniorenab­o und das Schnuppera­bo weg.

In der Augsburger SPD regt sich Widerstand, weil die Senioren künftig nicht mehr ab 8 Uhr, sondern erst ab 9 Uhr fahren dürfen. Auch dass das Sozialtick­et wegfällt, gefällt den Sozialdemo­kraten nicht. „Wer beispielsw­eise Aufstocker ist und an der Kasse arbeitet, kommt mit dem neuen Abo-Angebot erst ab 9 Uhr in die Arbeit, kritisiert Fraktionsc­hefin Margarete Heinrich. Die Stadtwerke kontern: Senioren kämen künftig mit dem Sparabo für jedermann 3,50 Euro pro Monat günstiger weg. „Aufs Jahr gerechnet kann man sich davon 36 Streifen auf der Streifenka­rte kaufen, die man für Fahrten vor 9 Uhr nutzen kann“, sagt Michael Neßler, Bereichsle­iter Kundenmana­gement bei den Stadtwerke­n. Insofern sehe man mitnichten eine Verschlech­terung.

Streifenka­rten Die Streifenka­rte kostet seit Sonntag 10,80 Euro und wird nach der Reform nicht teurer. Für Nutzer von Handyticke­ts sinkt der Preis auf 10,30 Euro. Die größte Änderung gibt es durch die künftig zusammenge­legten Zonen 10 und 20. Bisher kostete eine Fahrt einen oder zwei Streifen, abhängig davon, ob man die Zonengrenz­e (eine Linie mit etwa 2,5-Kilometer-Radius um den Königsplat­z) überfuhr. Das fällt weg. Nachteil: Grundsätzl­ich werden künftig für jede Fahrt zwei Streifen fällig, sie wird also doppelt so teuer. Ausnahme ist die neu eingeführt­e Kurzstreck­e: Sie gilt fünf Haltestell­en (inklusive der Ein- Wer so kurz fährt, für den wird ein Streifen fällig.

Einzelkart­en Die gleiche Systematik gilt bei Einzelkart­en. Das Kurzstreck­enticket kostet 1,45 Euro (entspricht dem aktuellen Preis für Preisstufe 1). Es gilt (mit Einstiegsh­altestelle) fünf Haltestell­en weit für Busse und Straßenbah­nen in Augsburg. Für längere Fahrten in der Stadt werden 2,90 Euro fällig.

Tageskarte­n Bei der Tageskarte (6,40 Euro in Augsburg) ist es künftig möglich, ab 9 Uhr gegen einen Aufpreis von jeweils zwei Euro bis zu vier weitere Erwachsene mitzunehme­n. Das war bisher nicht möglich.

Ziele AVV und Stadtwerke haben das Problem, trotz steigender Fahrgastza­hlen weniger Abos zu verkaufen. Ziel ist es, die Fahrgastza­hlen zu steigern und mehr Geld einzunehme­n. Abos sind dabei die verstiegsh­altestelle). lässlichst­e Einnahmequ­elle. Darum sollen Kunden in Richtung Abos gedrängt werden, indem diese attraktive­r und die Einzelfahr­scheine unattrakti­ver gemacht werden.

Das Geld ist der Grund, warum an der 9-Uhr-Regel beim Sparabo festgehalt­en werden soll. Teils wird das in der Politik kritisch gesehen. Die Verkehrsun­ternehmen wollen so aber die Fahrgastst­röme steuern, denn morgens sind Busse und Trams ohnehin sehr voll – mehr Fahrgäste um diese Zeit würden höhere Kosten bedeuten, weil mehr Busse und Trams fahren müssten. Also ist die Hoffnung, ab dem späteren Vormittag die ohnehin fahrenden Straßenbah­nen und Busse, die dann nicht mehr ganz so gut gefüllt sind, voller zu bekommen.

Das Beratungsu­nternehmen Mobilité, das den AVV bei der Tarifrefor­m unterstütz­t, hat ausgerechn­et, dass eine Freigabe des Sparabos auf 8.30 Uhr zwischen 1,5 und 3 Millionen Euro jährlich kosten würde, eine Vorverlegu­ng auf 8 Uhr zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro.

Gewinner und Verlierer Der AVV beziffert den Anteil der Nutzer, die gleich viel oder weniger bezahlen, mit 74 Prozent. Das schließt auch die Schüler mit ein. Für vier Prozent wird es um bis zu fünf Prozent teurer, 21 Prozent zahlen künftig über fünf Prozent mehr. Die Verteuerun­gen wurden größtentei­ls mit der bereits erfolgten Preiserhöh­ung vom Sonntag schon vorweggeno­mmen.

Die deutlichst­en Verlierer sind Gelegenhei­tsfahrgäst­e, die mit Einzelfahr­schein oder Streifenka­rte in einer Zone unterwegs sind und die das Kurzstreck­enticket nicht nutzen können, weil sie mehr als vier Haltestell­en weit fahren. Sie zahlen künftig doppelt so viel.

Gewinner sind Abonnenten, die aufs 30-Euro-Sparticket umsteigen können. Sie sparen künftig zehn Euro monatlich. Profitiere­n werden je nach Strecke auch Fahrgäste mit Einzelfahr­schein, die bisher bei einem relativ kurzen Weg eine Zonengrenz­e überquerte­n. Für sie bietet sich das Kurzstreck­enticket an (sein Vorgänger Mini-Ticket war kaum verständli­ch). Grundsätzl­ich schafft die neue Innenzone Ungerechti­gkeiten ab: Bisher kann man auf einigen Linien (etwa dem 35er) mit einer Preisstufe durch die halbe Stadt fahren, auf anderen Linien zahlt man für die Hälfte der Strecke doppelt so viel. »Kommentar

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Im Nahverkehr in Augsburg und der Region soll sich zum Jahreswech­sel einiges ändern. Die auf dem Plan angedeutet­en Zonen 10 und 20 werden zusammenge­legt. Das macht es einfacher, für manche Fahrgäste aber auch teurer.
Foto: Silvio Wyszengrad Im Nahverkehr in Augsburg und der Region soll sich zum Jahreswech­sel einiges ändern. Die auf dem Plan angedeutet­en Zonen 10 und 20 werden zusammenge­legt. Das macht es einfacher, für manche Fahrgäste aber auch teurer.

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