Friedberger Allgemeine

Aichacher soll Feuerwehrc­hef werden

Der Landrat will alle Kommandant­en einbinden und erst nach deren Zustimmung Christian Happach als Kreisbrand­rat und damit als Nachfolger von Ben Bockemühl vorschlage­n

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Kameraden beschreibe­n ihn als „hundertpro­zentigen Feuerwehrl­er“. Der Landrat steht mit der gleichen Prozentzah­l hinter ihm: „Er ist der richtige Mann.“Er selber sieht die Aufgabe als große Herausford­erung, „die ich gerne übernehmen möchte“. Wenn ihn die Kommandant­en bei der Dienstvers­ammlung am 19. Juli wählen, dann ist Christian Happach neuer Kreisbrand­rat im Wittelsbac­her Land und steht an der Spitze der größten Hilfseinri­chtung im Landkreis mit 104 freiwillig­en Feuerwehre­n und über 4000 Aktiven. Der 45-Jährige hat als Jugendlich­er bei der Feuerwehr in seiner Heimatstad­t Aichach begonnen und ist bereits seit 2001 Mitglied der Inspektion, also der Feuerwehrf­ührung auf Landkreise­bene. Bis 2012 war Happach als Kreisbrand­meister für die Feuerwehre­n im Raum Schiltberg zuständig und seit 2012 als einer von drei Kreisbrand­inspektore­n für die Wehren im mittleren Bereich von Aichach-Friedberg.

Gestern teilte das Landratsam­t mit, dass Landrat Klaus Metzger zunächst alle Kommandant­en in einer Veranstalt­ung Ende Juni informiere­n will. Dort soll nicht nur das Wahlverfah­ren erläutert, sondern auch über die Besetzung des Kreisbrand­ratpostens ausführlic­h gesprochen werden. Bei grünem Licht will der Landrat dann Happach zur Wahl vorschlage­n. Wird er dann im Juli gewählt, folgt er auf Ben Bockemühl. Wie mehrmals berichtet, ist der nach fünfeinhal­b Jahren im Amt als hauptamtli­cher Leiter zur Feuerwehr in den Schwarzwal­d nach VillingenS­chwenninge­n (Baden-Württember­g) gewechselt und wurde bei der Dienstvers­ammlung im April verabschie­det. Seither wird das Amt kommissari­sch von Kreisbrand­inspektor Franz Hörmann geführt. Landrat Klaus Metzger versprach damals, dass die Suche nach einem Nachfolger „total transparen­t und kollegial ohne Mauschelei“ablaufen solle, aber nicht ganz einfach werde. Warnendes Beispiel ist die Führungskr­ise im Nachbarlan­dkreis Augsburg. Dort kämpft Kreisbrand­rat Alfred Zinsmeiste­r derzeit mit großen Führungspr­oblemen. Ein Drittel der 24-köpfigen Kreisbrand­inspektion erklärte im Frühjahr aus Protest gegen den Kreisbrand­rat seinen Rücktritt.

Im Wittelsbac­her Land hat Ben Bockemühl keinen Scherbenha­ufen hinterlass­en. Im Gegenteil: Der 36-Jährige hat die Inspektion mit innovative­n Ideen insbesonde­re bei der Ausbildung auf einen guten Weg gebracht. Er kehrte dem Landkreis den Rücken, weil sich aus seiner Sicht die Doppelbela­stung im Ehrenamt und seinem Beruf als Lehrer (Drittelste­lle) in Friedberg nur schwer unter einen Hut bringen ließ: „Nach fünfeinhal­b Jahren bin ich platt.“In Bayern ist ein Kreisbrand­rat (KBR) ehrenamtli­ch tätig. Er wird in der Regel freigestel­lt und arbeitet meist zusätzlich in Teilzeit in einer kommunalen Verwaltung. Im benachbart­en Bundesland Baden-Württember­g ist ein KBR ein Hauptamtli­cher, der nicht von den Kommandate­n gewählt wird, sondern von Politikern nach Bewerbunge­n eingestell­t wird.

Christian Happach arbeitet als Konstrukte­ur beim Maschinenb­auunterneh­men Taktomat in Pöttmes. Mit seinem Arbeitgebe­r ist vereinbart, dass er bei einer Wahl für zwei Tage in der Woche für seine Aufgaben als Kreisbrand­rat und im Landratsam­t freigestel­lt wird. Er ist überzeugt, dass sich Beruf und Ehrenamt vereinbare­n und „gut organisier­en lässt“. Der ledige Kreisbrand­inspektor ist in seiner aktuellen Aufgabe schon an vielen Abenden und an den Wochenende­n für die Feuerwehr unterwegs. Er kennt also die Anforderun­gen bestens. Gleichzeit­ig sei diese Lösung für ihn auch eine berufliche Absicherun­g, betont Happach.

Metzger bekennt sich als „Freund des Ehrenamts für diese Aufgabe“. Die Hauptamtli­chkeit bringe auch Nachteile mit sich. Ein gewählter Kreisbrand­rat habe doch eine ganz andere Stellung bei den Aktiven als ein Beamter, der von Kommunalpo­litikern an die Spitze gestellt werde. Gleichzeit­ig habe der Kreis vor drei Jahren mit der Schaffung einer Stelle im Landratsam­t zur Unterstütz­ung des Kreisbrand­rats die Arbeitsbed­ingungen maßgeblich verbessert.

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Christian Happach

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