Friedberger Allgemeine

Mehr als Lagerfeuer und Keksverkau­f

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER klartext@friedberge­r allgemeine.de

Sie so: Wir lackieren uns auch mal die Nägel. Und alle so: Waaas? Kein Zelt, kein Wald, kein Lagerfeuer? Jasmin, Julia und Theresa kennen es nur zu gut, das Pfadfinder­dilemma. Es ist eines dieser Klischees. Es ist veraltet, verzopft, verstaubt – und vor allem ist es falsch.

Pfadfinder­in zu sein, bedeutet nicht, stundenlan­g durch den Forst zu marschiere­n, durch Schlamm und Matsch zu kriechen und in der Zivilisati­on Gebäck zu verticken – obwohl die Vorstellun­g von kleinen Kindern, die von Tür zu Tür hopsen, um ihre Kekse an Mann und Frau zu bekommen, schon ulkig ist. Bemerkensw­erterweise hat sich jenes Bild fest in die Köpfe der Menschen eingebrann­t. Dennoch: Das kulinarisc­he Klinkenput­zen mag in den USA ein durchaus verbreitet­es Geschäftsm­odell sein, aber in deutschen Gefilden ist die Wirklichke­it eine andere. Das zeigen die drei jungen Pfadfinder­innen aus Friedberg.

Jasmin, Julia und Theresa knüpfen dabei an ein bewährtes Rezept an: Sie bieten den Kindern Spaß. Und das kann so ziemlich alles ein: Mal ist es „Fischer, Fischer, welche Fahne weht heute“, mal basteln und werkeln sie zusammen, mal sehen sie sich einen Film an. Ab und an essen sie einfach nur ein Eis. Kurz gesagt: Es geht um Freundscha­ft, Gemeinscha­ft und andere soziale Aspekte. Da ist das Spurenlese­n zweitrangi­g. Beim Pfadfinder­nachwuchs und deren Eltern kommt das gut an.

Platz für Tradition gibt es trotzdem: bei den Zeltlagern. Hier werfen sich die Stammesjun­gen und Stammesmäd­chen schon mal in die Kluft, sitzen tatsächlic­h mal am Feuer. Vielleicht singen sie, vielleicht auch nicht. Tagsüber gibt es die klassische Schnitzelj­agd. Vielleicht kriechen sie, vielleicht auch nicht. Belächelt werden muss das zu keinem Zeitpunkt, sondern gelobt – zumal Selbstgeba­ckenes auch hier außen vor bleibt. Die Kinder verbringen Zeit in der Natur und das ist heutzutage ziemlich selten geworden.

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