Mehr als Lagerfeuer und Keksverkauf
Sie so: Wir lackieren uns auch mal die Nägel. Und alle so: Waaas? Kein Zelt, kein Wald, kein Lagerfeuer? Jasmin, Julia und Theresa kennen es nur zu gut, das Pfadfinderdilemma. Es ist eines dieser Klischees. Es ist veraltet, verzopft, verstaubt – und vor allem ist es falsch.
Pfadfinderin zu sein, bedeutet nicht, stundenlang durch den Forst zu marschieren, durch Schlamm und Matsch zu kriechen und in der Zivilisation Gebäck zu verticken – obwohl die Vorstellung von kleinen Kindern, die von Tür zu Tür hopsen, um ihre Kekse an Mann und Frau zu bekommen, schon ulkig ist. Bemerkenswerterweise hat sich jenes Bild fest in die Köpfe der Menschen eingebrannt. Dennoch: Das kulinarische Klinkenputzen mag in den USA ein durchaus verbreitetes Geschäftsmodell sein, aber in deutschen Gefilden ist die Wirklichkeit eine andere. Das zeigen die drei jungen Pfadfinderinnen aus Friedberg.
Jasmin, Julia und Theresa knüpfen dabei an ein bewährtes Rezept an: Sie bieten den Kindern Spaß. Und das kann so ziemlich alles ein: Mal ist es „Fischer, Fischer, welche Fahne weht heute“, mal basteln und werkeln sie zusammen, mal sehen sie sich einen Film an. Ab und an essen sie einfach nur ein Eis. Kurz gesagt: Es geht um Freundschaft, Gemeinschaft und andere soziale Aspekte. Da ist das Spurenlesen zweitrangig. Beim Pfadfindernachwuchs und deren Eltern kommt das gut an.
Platz für Tradition gibt es trotzdem: bei den Zeltlagern. Hier werfen sich die Stammesjungen und Stammesmädchen schon mal in die Kluft, sitzen tatsächlich mal am Feuer. Vielleicht singen sie, vielleicht auch nicht. Tagsüber gibt es die klassische Schnitzeljagd. Vielleicht kriechen sie, vielleicht auch nicht. Belächelt werden muss das zu keinem Zeitpunkt, sondern gelobt – zumal Selbstgebackenes auch hier außen vor bleibt. Die Kinder verbringen Zeit in der Natur und das ist heutzutage ziemlich selten geworden.