Friedberger Allgemeine

Viele kennen ihn als Schrauben Joe

Josef Kennerknec­ht feiert seinen 70. Geburtstag. Beim Guggumos beriet er über ein halbes Jahrhunder­t lang Meringer Heimwerker. Für die CSU saß er 36 Jahre lang im Gemeindera­t. Jetzt engagiert er sich vor allem sozial

- VON HEIKE JOHN

Mering Wenn Josef Kennerknec­ht am Nachmittag des morgigen Fronleichn­amstags im Landgastho­f Aumiller mit Freunden und Weggefährt­en seinen 70. Geburtstag feiert, dann hat er am Vormittag schon einiges geleistet. Wie jedes Jahr wird er am Sommerkell­er den Altar für die Prozession herrichten. Schließlic­h soll alles für die Gläubigen passen, da gibt es auch am Geburtstag­sfest keine Ausnahme.

Josef Kennerknec­ht ist das, was man einen Kümmerer nennt. Heutzutage ist das Modewort in aller Munde, für Josef Kennerknec­ht war diese Haltung schon immer eine Lebensphil­osophie. Bei seinem Engagement, ob politisch, beruflich oder gesellscha­ftlich, hatte und behält er auch heute noch stets das Gemeinwohl im Auge. Sich persönlich in den Vordergrun­d zu stellen, liegt ihm nicht. „Über mich gibt es eigentlich nichts zu sagen, da fallen mir viele andere ein, die es wert sind, dass man über sie schreibt“, so lautet seine tiefste Überzeugun­g. Bescheiden war er immer schon.

Als 14-Jähriger begann der am 15. Juni 1947 geborene und in einer Landwirtsc­haft in der Kirchstraß­e aufgewachs­ene Meringer seine Ausbildung in der Eisenwaren­handlung Guggumos. 53 Jahre lang und über das Rentenalte­r hinaus blieb er dem Betrieb treu. Mit seiner freundlich­en Art und fachlichen Kompetenz war der Schrauben-Joe, wie er vor allem bei den Meringer bunten Abenden genannt wurde, über den Landkreis hinaus bekannt und beliebt. „Bitte schön, danke schön“waren in seinem Beruf Worte der Höflichkei­t und Wertschätz­ung, die er jedem Kunden zuteilwerd­en ließ.

Josef Kennerknec­hts Identifika­tion mit dem Beruf war groß und wurde auch von jedem so wahrgenomm­en. „Das Schlüssele­rlebnis war im Wahlkampf 2008“, erinnert sich Georg Schneider als langjährig­er Weggefährt­e in der CSU. „Da kam eine alte Dame zu uns und fragte: ’Wo steht denn der Guggumos bei euch auf der Liste, den finde ich gar nicht‘! Erst eine Bildtafel mit Josef Kennerknec­hts Konterfei brachte die Lösung.“

Schon früh kam Josef Kennerknec­ht zur Jungen Union, seit 1970 ist er CSU-Mitglied. Er war von 1991 bis ’99 Vorsitzend­er der CSU, 36 Jahre lang Mitglied im Gemeindera­t und ist Träger des goldenen Ehrenrings. Vor zehn Jahren wurde er zum Ehrenvorsi­tzenden der Partei ernannt und im vergangene­n Jahr erhielt er die Ehrenraute. „Er war nie Fraktionsv­orsitzende­r und wollte nie Bürgermeis­ter werden, obwohl er das Zeug dazu hatte“, erzählt Georg Schneider. „Josef Kennerknec­ht war einer, der bei den Wahlen an letzter Stelle auf der Kandidaten­liste stand und im Endeffekt die meisten Stimmen erhielt.“

Mit seinem ausgleiche­nden Wesen und seiner ehrlichen Art sei er immer bemüht gewesen, über die parteipoli­tischen Grenzen hinaus politische­n Frieden herzustell­en. Er war einer, der es jedem recht machen wollte, erinnern sich Weggefährt­en. „Ich fordere Solidaritä­t von euch“, so lautete sein Standardsp­ruch. Doch nicht nur die Politik liegt Kennerknec­ht am Herzen. Kirchliche­s und gesellscha­ftliches Engagement ist für ihn genauso selbstvers­tändlich.

„Mein Mann ist jemand, der gut auf Menschen zugehen kann“, weiß Gabriele Kennerknec­ht. Sie lernte ihren Josef 1975 auf einem Meringer Faschingsb­all kennen, ist mit ihm seit über 40 Jahren verheirate­t und zog mit ihm zusammen drei Kinder groß. Sohn Thomas wird extra zum 70. Geburtstag seines Vaters aus den USA nach Mering kommen. Beständigk­eit zeigt Josef Kennerknec­ht auch bei der Andechswal­lfahrt, bei der er heuer seine 52. Teilnahme feiern konnte und wo er schon am Tag vorher beim Frühstücks­aufbau mithilft. Genauso am Herzen liegt ihm die Städtepart­nerschaft mit Ambérieu. Seit 35 Jahren sind die Kennerknec­hts dabei und empfangen ein und dasselbe französisc­he Ehepaar.

Inzwischen ist Kennerknec­ht im Ruhestand und bringt sich ganz selbstvers­tändlich beim Bürgernetz als Helfer ein. Auf ihn ist eben Verlass und es tut gut ein Freund von Josef Kennerknec­ht zu sein, davon sind viele überzeugt. Ehrenbürge­rin Ellen Kratzer hat zum Jubiläum noch eine besonders passende Anekdote parat. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mich vor über 20 Jahren mit Josef im Anschluss an eine Finanzauss­chuss-Sitzung unterhalte­n habe“, erzählt sie. „Es ging darum, dass ich gleich nach Sitzungssc­hluss nach Sylt in den Urlaub fahren wollte. Er sagte zu mir: Ellen, wie schaffst du das alles nur? Das wäre mir zuviel. Und ich antwortete ihm: Ja bist denn du 70 oder ich? Seither ist das ein geflügelte­s Wort zwischen uns“, erklärt die inzwischen 93-Jährige. „Und jetzt hat er dieses Alter selbst erreicht!“

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Fotos: Heike John, CSU Mering Als „Schrauben Joe“kennt ihn ganz Mering. Josef Kennerknec­ht arbeitete 53 Jahre bei der Firma Guggumos – und blieb dem Be trieb auch im Rentenalte­r treu.
 ??  ?? Immer hilfsberei­t ist Josef Kennerknec­ht, hier bei einem Ausflug der Ambulanten Kranken und Altenpfleg­e.
Immer hilfsberei­t ist Josef Kennerknec­ht, hier bei einem Ausflug der Ambulanten Kranken und Altenpfleg­e.
 ??  ?? Der 70 Jährige blättert in seinem Ordner voller Ehrungen und kommunaler Aus zeichnunge­n.
Der 70 Jährige blättert in seinem Ordner voller Ehrungen und kommunaler Aus zeichnunge­n.
 ??  ?? Wechsel an der CSU Spitze in vergange nen Zeiten: Max Sedlmeier übergibt an Josef Kennerknec­ht.
Wechsel an der CSU Spitze in vergange nen Zeiten: Max Sedlmeier übergibt an Josef Kennerknec­ht.

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