Friedberger Allgemeine

Fahrgastin­itiative kritisiert neue Tarife

Heute soll die Politik die Weichen für die Ticketrefo­rm im Verkehrsve­rbund stellen. Der Verkehrsve­rband ANA lässt aber kaum ein gutes Haar an den Plänen

- VON STEFAN KROG

Am heutigen Dienstag wird die Politik aller Voraussich­t nach endgültig die Weichen für die Tarifrefor­m im Augsburger Tarif- und Verkehrsve­rbund (AVV) stellen. Start soll der 1. Januar 2018 sein. Kurz vor der Sitzung kommt massive Kritik von der Fahrgastin­itiative Nahverkehr Augsburg (ANA). Der Verein kritisiert besonders die Abschaffun­g der Preisstufe 1 im Stadtgebie­t Augsburg bei Einzeltick­ets und Streifenka­rten. Ob die Rechnung des AVV aufgehen werde, am Ende mehr Fahrgäste und Erlöse zu bekommen, sei fraglich, so Vorsitzend­er Jörg Schiffler.

Wie berichtet ist im Zuge der Tarifrefor­m unter anderem geplant, für Einzeltick­ets und Streifenka­rten die Zonen 10 und 20 im Stadtgebie­t zusammenzu­legen – für jede Fahrt wären künftig zwei Streifen oder Fahrkarte der Preisstufe 2 zu stempeln. Ausnahme ist die Kurzstreck­e über bis zu fünf Haltestell­en (inklusive Einstiegsh­altestelle), für die ein Streifen fällig wird. Die bisherige Zone 10 (ein Kreis mit etwa 2,5 Kilometern Radius rund um den Königsplat­z) verschwind­et für die Bartarife, nicht aber für die Abos.

Die ANA kritisiert, dass mit Abschaffun­g der Zone 10 Fahrten über eine mittlere Strecke um 100 Prozent teurer werden. Dies betreffe nicht nur Fahrten innerhalb der Innenstadt, sondern auch innerhalb von Stadtteile­n, etwa von der Hammerschm­iede bis zum Lechhauser Schlößle. Auf diese Weise vergraule man Gelegenhei­tsfahrgäst­e und baue eine Hürde für mögliche Neukunden auf, die mal Bus und Tram probieren möchte. Statt Ungerechti­gkeiten durch die nicht immer nachvollzi­ehbare Zonengrenz­e zwischen 10 und 20 abzubauen, füge man durch die komplette Abschaffun­g eine neue Ungerechti­gkeit für viele Fahrgäste hinzu. Weil es im Stadtgebie­t künftig aber noch für Abonnenten eine Zonengrenz­e geben wird, sei Verwirrung programmie­rt – auch das widersprec­he dem Ziel der Vereinfach­ung.

Ziel des AVV und der Stadtwerke, die den das Stadtgebie­t betreffend­en Teil der Tarifrefor­m federführe­nd entworfen haben, ist es, mehr Fahrgäste zu Abonnenten zu machen. Die ANA zweifelt daran, dass das realistisc­h ist. Das Abo sei momentan für Pendler augenschei­nlich unattrakti­v, wie die sinkenden Zahlen zeigen. Nur die Einzeltick­ets teurer zu machen, genüge nicht. „Da es für Pendler, die vor 9 Uhr in der Arbeit sein müssen, durch die Reform keinerlei verbessert­es Angebot gibt, es dafür aber erst kürzlich Preiserhöh­ungen auch bei vielen Abos gab, darf davon ausgeganei­ne gen werden, dass in dieser Zielgruppe keine Zuwächse zu erreichen sind“, heißt es von der ANA.

Das 9-Uhr-Sparabo für 30 Euro, von den Stadtwerke­n als Alternativ­e gelobt, werde wohl kaum ein Erfolg. Aktuell sei das (allerdings noch teurere) 9-Uhr-Abo mit nur 4,25 Prozent Anteil an allen Abos im AVV (außer Schüler) jedenfalls eher ein Randproduk­t. „Auch künftig wird die Nachfrage für das 9-Uhr-Abo gering bleiben, sieht man von den Senioren ab, die es unfreiwill­ig statt des weniger zeitbeschr­änkten Senioren-Abos kaufen“, so Schiffler. Die ANA sehe das Angebot eher als „Alibi-Rabatt, mit dem man wohl die politische Zustimmung zur Verteuerun­g der anderen Tickets erreichen möchte“. Die ANA fordert, das Sparabo bereits ab 8 Uhr freizugebe­n und ein Sparabo auch nur für die Preisstufe 1 zum Preis von 20 Euro einzuführe­n.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Für die Busse und Straßenbah­nen in Augsburg sowie die Regionalbu­sse und Züge ins Umland sollen bald neue Tarife gelten.

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