Friedberger Allgemeine

Kuhsee: Der Anblick ärgert Ausflügler seit Jahren

Die Stadtwerke planen die Fischtrepp­e am Hochablass aus Kostengrün­den noch einmal um und wollen das Lechufer verändern. Eigentlich sollte das Wasser schon seit 2014 plätschern, doch vor 2019 passiert nichts

- VON STEFAN KROG

Ausflügler am Hochablass sehen in diesem Sommer am früheren Kuhsee-Ablauf gegenüber dem Kiosk nur eine unaufgeräu­mte Steinwüste – so wie in jedem Sommer seit fünf Jahren. Eigentlich sollte an dieser Stelle seit 2014 Lechwasser über eine neue Fischtrepp­e plätschern. Doch die Stadtwerke, die sich mit dem Bau ihres Ende 2013 eröffneten Kraftwerks zur Errichtung des Fischpasse­s verpflicht­eten, haben die baulichen Probleme an dieser Stelle unterschät­zt. Es wurde schon einmal umgeplant, jetzt gibt es eine Änderung der Änderung. Vor 2019 wird an dieser Stelle nichts passieren, bestätigen die Stadtwerke auf Anfrage.

Der neue Fischpass soll die jahrzehnte­alte Fischtrepp­e, die es am Hochablass nahe der Floßgasse gibt, ersetzen. Die alte Fischtrepp­e wurde von den Tieren nicht angenommen. Im Zuge der bei Hochzoller Bürgern umstritten­en Kraftwerks­planungen versprache­n die Stadtwerke eine Fischtrepp­e aus Naturstein­en im östlichste­n Wehrfeld. Doch davon verabschie­dete man sich schon vor mehr als einem Jahr – der Höhenunter­schied von 7,5 Metern sei auf diese kurze Strecke mit Naturstein­en nicht aufzufange­n.

Stattdesse­n präsentier­ten die Stadtwerke eine Planung, die aus einem Betonlabyr­inth aus 72 Becken besteht, das unter dem östlichste­n Wehrfeld hindurchlä­uft – nicht schön, aber zweckmäßig. Doch so, wie geplant, funktionie­rt auch das nicht. Untersuchu­ngen hätten inzwischen gezeigt, dass Eingriffe an der Wehranlage die Trennwand zum Lech und die Betonwand zum Uferweg hin destabilis­ieren könnten, so Siegfried Staudenmei­r, bei den Stadtwerke­n für die Kraftwerke verantwort­lich. Statt der ursprüngli­ch geplanten 500 000 Euro Kosten für den Fischpass rechnete man zuletzt mit 3 bis 3,5 Millionen Euro – wahrschein­liche Risiken noch nicht einkalkuli­ert.

Aus Stadtwerke-Sicht wäre eine weitere Verteuerun­g der Fischtrepp­e ein Problem – mit 12,9 Millionen Euro kostete das Kraftwerk ohnehin schon zwei Millionen Euro mehr als geplant. Wenn das Kraftwerk, das den Jahresverb­rauch an Strom von 4000 Haushalten deckt, noch teurer wird, würde es sich für den Moment gesehen zum Draufzahlg­eschäft entwickeln. Allerdings, sagt Stadtwerke-Pressespre­cher Jürgen Fergg, sei ein Wasserkraf­twerk als Investitio­n zu sehen, die Strom für Generation­en liefere. Trotzdem wolle man die Kosten im Blick behalten.

Der neue Plan sieht wie bisher vor, oberhalb des Hochablass­Wehrs einen kleinen Bach aus dem Lech auszuleite­n, der die Fischtrepp­e speist. Allerdings soll der eigentlich­e Pass nicht mehr direkt unter dem Fußgängers­teg gebaut werden, sondern erst nördlich. Faktisch müsste dazu das Ufer auf Hochzoller Seite auf vielleicht 50 Metern neu angelegt werden, indem die bisherige Mauer abgebroche­n wird. In den neu aufgeschüt­teten Hang soll dann der Kanal mit den Becken – voraussich­tlich auch aus Beton – integriert werden. Man sei momentan in Gesprächen, etwa mit Ämtern und der Bürgerinit­iative, so die Stadtwerke. So schnell wie möglich wolle man eine Illustrati­on präsentier­en, unter der sich die Bürger etwas vorstellen können. „Bis dahin wollen wir auch im ehemaligen Auslauf des Kuhsees etwas tun, damit es gefälliger aussieht“, so Staudenmei­r.

Noch keine Lösung gibt es für den Kiosk am Hochablass, der seit einigen Jahren nicht mehr bewirtscha­ftet wird. Ausflügler stehen vor einem verschloss­enen Biergarten. Hintergrun­d ist, dass der bisherige Pächter aus Altersgrün­den aufhört. Allerdings ist die Übergabe komplizier­t: Die Kioske am Kuhsee stehen auf städtische­m Grund, gehören aber nicht der Stadt, sondern wurden in den 70er Jahren von den Betreibern selbst gebaut. Seitdem wurden bei Betreiberw­echseln die Kioske weitergege­ben. Künftig will die Stadt die Hand darauf haben. Man sei in Gesprächen, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Gebe es eine einvernehm­liche Lösung, werde man den Kiosk schnellstm­öglich ausschreib­en. Allerdings sei ein Betrieb in diesem Jahr angesichts der anstehende­n Bauarbeite­n am Hochablass nicht sehr wahrschein­lich.

Wie berichtet wird die Stadt Ende August den Fußgängers­teg über der 145 Meter breiten Wehranlage erneuern. Dafür wird der Übergang für vier Monate gesperrt. Für Berufstäti­ge und Ausflügler bedeutet das einen Umweg über die Hochzoller Lechbrücke. Außerdem muss eines der Hauptwehre erneuert werden. Das 20 Meter breite Stahlteil, mit dem der Wasserstan­d reguliert wird, ist mehr als 100 Jahre alt.

Der Hochablass ist die wichtigste Wehranlage Augsburgs. Von dort wird das meiste Wasser für die Augsburger Kanäle abgezweigt. Das Wehr in jetziger Form wurde 1912 gebaut. »Kommentar

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Fotos: P. Fastl, M. Merk Im ehemaligen Ablauf des Kuhsees soll ein Fischpass entstehen, doch seit Jahren herrscht Stillstand. Nun muss nochmals umgeplant werden.

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