Friedberger Allgemeine

Sanduhr gegen Parkproble­m

Freie Parkplätze in der Friedberge­r Innenstadt sind rar. An den meisten Stellen dürfen Autofahrer nur drei Minuten halten. Die Rosenapoth­eke verteilt jetzt Sanduhren, damit Kunden die Zeit nicht überschrei­ten

- VON FELICITAS LACHMAYR

Um Kunden vor Strafzette­ln zu bewahren, verteilt ein Friedberge­r Apotheker Sanduhren. Sie messen drei Minuten ab – die Zeit, die man halten darf.

Friedberg Was tun, wenn wieder mal kein Parkplatz frei ist? Um seinen Kunden das Parken zu erleichter­n, hat sich Hannes Proeller, Inhaber der Rosenapoth­eke, etwas einfallen lassen. Mit Sanduhren, die genau drei Minuten zählen, will er seine Kunden vor Strafzette­ln bewahren. Denn nur so lange dürfen sie vor seiner Filiale mit dem Auto halten. Vor der Rosenapoth­eke gilt das eingeschrä­nkte Halteverbo­t: drei Minuten halten zum Be- und Entladen. Stehen die Reifen dabei aber auf dem Gehweg, also über die Straßenrin­ne hinaus, droht ein Strafzette­l.

„Ich gebe meinen Kunden die Sanduhr und mache sie darauf aufmerksam, wie sie halten können“, sagt Proeller. Viele nähmen die Uhr mit, bringen sie am Auto an und warten dort, wenn es einen Moment dauert. „Die Aktion kommt gut an“, sagt Proeller. Von den 1700 Sanduhren, die er gekauft hatte, seien nur noch 300 übrig. „Die meisten halten es für eine witzige Idee. Einige kommen in die Apotheke und fragen gezielt nach der Sanduhr.“Schließlic­h sei sie vielseitig einsetzbar. Zum Zähneputze­n, beim Tee- kochen oder eben auch als Parkuhr. Hinter der Aktion steckt allerdings mehr Frust als gute Laune.

„Es gibt tolle Geschäfte in der Innenstadt, aber die Stadt vergrault die Kunden“, sagt Proeller. Grund seien die unsensible Vergabe von Strafzette­ln und mangelhaft­e Beschilder­ung. „Es gibt genügend Parkplätze in Friedberg“, so Proeller. Und auch die Parkgebühr­en seien in Ordnung. „Das Problem ist, dass viele Leute von außerhalb nicht wissen, wo sie parken können und sobald sie mit dem Reifen zwei Zentimeter auf dem Gehweg stehen, einen Strafzette­l bekommen.“Mit seiner Aktion will er ein Zeichen setzen. Seine Kunden sollen wissen, wie und wo sie halten dürfen. „Die Stadt tut nichts“, erklärt Proeller. „Also müssen die Geschäftsl­eute selbst aktiv werden.“

Er habe bei einigen angefragt, ob sie sich an der Aktion beteiligen wollen. „Alle fanden es toll, aber keiner wollte mitmachen. Den meisten war es zu teuer“, so Proeller. Natürlich sei es auch ein Stück Werbung. Und die koste eben. „Die Frequenz der Kunden, die in die Stadt kommen, ist nicht mehr die, die wir einmal hatten“, sagt Proel- ler. Seine Aktion sei ein Versuch, wieder mehr Leute in die Innenstadt zu locken. Zusätzlich zu den Sanduhren bekommen Kunden, die bei ihm einkaufen, 50 Cent vom Parkticket erstattet. Bedingung: Das Ticket muss am Einkaufsta­g gelöst sein. „Ich hatte schon Leute, die ihre Parkticket­s gesammelt haben und sie dann erstattet haben wollten“, erzählt er.

Laut Aktivring ist Proeller der Einzige, der Rabatt aufs Parken gibt. So etwas sei die Entscheidu­ng der Geschäftst­reibenden selbst. Die Sache mit der Sanduhr sei dagegen etwas kritischer zu sehen. Denn Autofahrer dürfen dort nicht parken.

Das bestätigt Polizeiche­f Max Baumann. Er erläutert, dass in dem verkehrsbe­ruhigten Bereich Parken nur in markierten Arealen erlaubt sei. Sonst dürfe man halten, wenn man nicht den Verkehr behindert. Halten bedeute jedoch laut Straßenver­kehrsordnu­ng: maximal drei Minuten und ohne das Fahrzeug zu verlassen – außer zum Be- und Entladen. Die Stadt möchte sich zu Proellers Aktion nicht äußern. Auf ihrer Internetse­ite findet sich eine Broschüre mit Erklärunge­n, wo geparkt werden darf.

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Foto: Elisa Glöckner Kunden der Friedberge­r Rosen Apotheke bekommen Sanduhren, damit sie wissen, wie lange sie dort halten dürfen.

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