Friedberger Allgemeine

Der Prinz der Herzen

Ein Königliche­r, der keine Berührungs­ängste hat: Mit seinem Besuch bei den Opfern der Brandkatas­trophe weckt William Erinnerung­en an seine Mutter Diana

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Als Prinz William mit Königin Elizabeth die Opfer der Brandkatas­trophe besucht, ist er sichtlich betroffen. Sein Londoner Zuhause, Apartment 1a im Kensington-Palast, liegt im gleichen Bezirk wie das völlig zerstörte Hochhaus. Dann beginnt eine Frau, deren Mann ums Leben kam, zu schluchzen – und plötzlich vergisst William das strenge royale Protokoll und legt seinen Arm tröstend um die Trauernde, die sich weinend an seine Brust lehnt. Umstehende erinnerte die Szene an die Auftritte seiner Mutter, Prinzessin Diana, die auch deshalb so beliebt war, weil sie den Menschen ohne Berührungs­ängste begegnete. Für das Boulevardb­latt

Daily Mail ist ihr Sohn damit der Prinz der Herzen.

Heute feiert William Arthur Philip Louis Mountbatte­n-Windsor 35. Geburtstag. Vielleicht wurde er bei seiner Visite nahe des Unglücksor­ts auch an seinen Berufswuns­ch als Siebenjähr­iger erinnert. Damals wollte er angeblich Polizist werden. Und angeblich erteilte ihm damals sein jüngerer Bruder Harry eine Absage: Du musst ja König werden.

Ja, das muss er eines Tages. Seit seiner Kindheit wird Prinz William darauf vorbereite­t. Zwischen Schule und Studium nimmt er sich eine Auszeit, in der er in Südamerika und Südafrika in sozialen Einrichtun­gen arbeitet sowie für Naturschut­z- und Entwicklun­gshilfe-Projekte tätig ist. Diese Erfahrunge­n haben ihn geprägt. Seit Jahren setzt William sich etwa gegen Wilderei und den Handel mit bedrohten Wildtieren ein. Studiert hat er in Schottland an der Universitä­t St. Andrews, wo Prinz Charming 2003 auch die Bürgerlich­e Catherine Middleton kennenlern­t. Acht Jahre später folgt dann die Traumhochz­eit, die Vermählung macht Kate zur Herzogin von Cambridge. Das Paar hat inzwischen zwei Kinder, Prinz George und Prinzessin Charlotte. Skandale gibt es in all den Jahren nicht, stattdesse­n füllt der zurückhalt­ende Prinz die Rolle des Thronfolge­rs pflichtbew­usst aus und übernimmt zahlreiche Aufgaben im Dienst der Krone, ab Ende des Jahres soll sein Terminkale­nder nun noch etwas voller werden, um Königin Elizabeth II. zu entlasten.

Er bedauere es, dass seine verstorben­e Mutter Kate nie kennengele­rnt habe, hat William, der aktuell noch als Rettungshu­bschrauber­pilot im Einsatz ist, kürzlich in einem seltenen Interview gesagt. Noch immer trage er den Schock über den Schicksals­schlag in sich, könne aber mittlerwei­le offener darüber reden: „Ich habe fast 20 Jahre gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen.“

Mit Kate und Harry engagiert er sich in einer Kampagne, die darauf aufmerksam macht, wie wichtig es ist, über psychische Probleme oder auch nur über Gefühle zu sprechen. Auch bei seinem Besuch bei den Überlebend­en der Brandkatas­trophe ermutigt er die Menschen, ihre schrecklic­hen Erlebnisse zu teilen, um das Trauma zu verarbeite­n. Das Inferno, sagt William, gehöre zu den furchtbars­ten Dingen, die er je gesehen habe.

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Foto: dpa

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