Friedberger Allgemeine

Höhenflug und harte Landung

Nach einer Kampfansag­e verschulde­t Torwart Bernd Leno gegen Australien beide Gegentore. Der beste Mann auf dem Platz profitiert von einer umgestellt­en Ernährung

- VON SEBASTIAN MAYR

Augsburg Die Wahl der Fans fiel auf Kapitän Julian Draxler. Ihn bestimmten sie zum Mann des Spiels zwischen Australien und Deutschlan­d. Dabei prägten zwei andere deutsche Fußballer die Partie: der starke Mittelfeld­spieler Leon Goretzka und Torwart Bernd Leno, der gleich zweimal patzte.

Der Leverkusen­er Schlussman­n bezeichnet­e das erste Gegentor als „unglücklic­h“: Ein Schuss des Australier­s Tommy Rogic war unter Lenos Armen ins Tor gerutscht (41.). Noch eindeutige­r war der Fehler in der zweiten Halbzeit. Der Torhüter ließ den Ball abprallen, den Tomi Juric mit der Brust aufs Tor gelenkt hatte. Der Stürmer staubte zum 2:3 ab (56.). Er hätte „den Ball festhalten müssen, klar“, räumte Leno ein. Für ihn war es möglicherw­eise der letzte Auftritt im Turnier, auch wenn Bundestrai­ner Joachim Löw die Fehlgriffe nicht zu hoch hängen wollte. „Trotz allem ist er ein sehr guter Torwart. Er hat vielleicht mal einen Fehler gemacht, aber das ist für mich kein Problem“, sagte Löw.

In der zweiten Partie gegen Chile am Donnerstag (20 Uhr/ARD) soll wohl Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona Gegentreff­er verhindern, für das letzte Vorrundens­piel und mögliche weitere Auftritte im Confed Cup sind noch keine Entscheidu­ngen Löws bekannt.

Gleichwohl könnte das Turnier eine Entscheidu­ng bringen: Wer im kommenden Jahr als erster Stellvertr­eter von Bayern-Torwart Manuel Neuer zur WM nach Russland reisen darf. Leno hat diesen Wettstreit selbst öffentlich ausgerufen: „Manu ist die Nummer eins, das ist klar. Dahinter ist der Kampf eröffnet“, hatte er vor dem Australien-Spiel gesagt. Auf die Kampfansag­e folgte ein denkbar unglücklic­her Auftritt.

Noch mehr Konkurrenz als Bernd Leno hat Leon Goretzka vor sich. Im zentralen Mittelfeld der deutschen Nationalma­nnschaft sind üblicherwe­ise Stars wie Toni Kroos oder Sami Khedira gesetzt. An ihrer Stelle spielte sich Goretzka beim Confed Cup in den Vordergrun­d. Der Schalker schoss sein erstes Tor im DFB-Trikot, holte den von Draxler verwandelt­en Elfmeter heraus und leitete das 1:0 durch Lars Stindl ein. „Er hat Zweikämpfe gewonnen in der Defensive. Und was er wirklich überragend gut macht, sind die Läufe in die Tiefe aus dem Mittelfeld. Das macht ihn so gefährlich“, lobte Bundestrai­ner Löw.

Der 22-jährige Goretzka debütierte bereits vor rund drei Jahren in der Nationalel­f und absolviert­e gegen Australien sein sechstes Länderspie­l. Aufmerksam­keit hat der Mittelfeld­spieler bereits davor auf sich gezogen. Zwischenze­itlich kursierten Gerüchte über einen Wechsel zum FC Bayern im Sommer, zuletzt war davon nichts mehr zu hören.

Bei Schalke 04 zeigte Goretzka in der vergangene­n Spielzeit konstant gute Leistungen, während die Mannschaft reichlich wechselhaf­t auftrat. Vor kurzem verriet der gebürtige Bochumer in einem Interview seine Erklärung für die Stabilität: Nachdem ein Spezialist vor der Saison eine chronische Darmentzün­dung diagnostiz­ierte, stellte Goretzka seine Ernährung um. Seitdem er auf Gluten, Kuhmilch, Schweinefl­eisch und Nüsse verzichte, erhole er sich nach Spielen viel schneller. „Wenn man nicht ständig darauf achten muss, gesund zu werden, kann man daran arbeiten, besser zu werden“, sagte Goretzka.

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Foto: Marius Becker, dpa Sein Patzer führte zum 2:3. Deutschlan­ds Torwart Bernd Leno sitzt nach dem Tor durch Australien­s Tomi Juric auf dem Rasen des Olympiasta­dions in Sotschi. Schiedsric­hter Mark Geiger griff auf den Videobewei­s zurück, dann stand fest: Der Treffer zählt.
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Foto: Patrik Stollarz, afp Glückwunsc­h fürs erste Länderspie­ltor und ein starkes Spiel: Bundestrai­ner Joachim Löw schlägt mit Leon Goretzka ein.

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