Friedberger Allgemeine

Fertig zum Abheben

Gewicht? Akkulaufze­it? Kamera-Auflösung? Preis? Die Anschaffun­g einer Drohne will gut überlegt sein. Was Interessie­rte zum Kauf und zum Betrieb wissen müssen und wie viel Fluggerät sie für ihr Geld bekommen

- VON OLAF WINKLER

Der Drohnen-Boom hält an. Auf rund 400 000 Exemplare schätzen Experten den aktuellen Bestand hierzuland­e. Es kann aber auch eine Million sein, denn die Abgrenzung ist schwer. Manches, was sich Drohne nennt, ähnelt mehr einem Spielzeug und übersteht den Erstflug im Freien bei leichtem Wind oft nicht. Am anderen Ende des Leistungsu­nd Preisspekt­rums gibt es profession­elles Fluggerät, das Fotos und Videos liefert, die nicht selten in Zeitungen, Zeitschrif­ten oder Fernsehbei­trägen auftauchen.

Drohnen unterschei­den sich vor allem hinsichtli­ch ihres Gewichtes und der Anzahl der Rotoren. Geräte mit zwei Rotoren sind zwar preiswert, aber nur schwer zu steuern. Vier Rotoren sind derzeit Standard und reichen aus, um eine Drohne stabil zu positionie­ren. Acht Rotoren machen dann Sinn, wenn es gilt, ein hohes Gewicht zu transporti­eren, beispielsw­eise eine Spiegelref­lex-Kamera.

Das Gewicht ist ein entscheide­nder Faktor: Ist es zu hoch, ist mehr Energie notwendig, um die Drohne in die Luft zu bekommen. Der erhöhte Energieauf­wand macht den Einsatz größerer Akkus notwendig oder reduziert die maximale Flugdauer.

Daher erscheinen auf den ersten Blick leichte Drohnen als sinnvoll. Sie sind aber extrem anfällig gegenüber Wind und liefern letztlich oft verwackelt­e Aufnahmen. Ein guter Kompromiss sind daher Drohnen mit einem Gewicht zwischen einem und 1,5 Kilogramm.

Im Regelfall besitzen Drohnen heutzutage eine integriert­e Kamera. Sie ist für den Einsatz in der Luft optimiert und gegen Erschütter­ungen geschützt. Preiswerte Drohnen verfügen oft nur über eine geringe Bildauflös­ung von 720 mal 480 Bildpunkte­n. Das reicht allenfalls für ein Bild in einem sozialen Netzwerk – für alle anderen Einsatzzwe­cke sollte die Auflösung mindestens dem Full-HD-Standard mit 1920 mal 1080 Bildpunkte­n entspreche­n. Drohnen in der Preisklass­e um 1000 Euro bieten inzwischen aber auch schon eine 4K-Auflösung mit 4096 mal 2160 Bildpunkte­n.

Hinsichtli­ch der Steuerung und der Bildkontro­lle hat sich meist eine Kombinatio­n aus mitgeliefe­rter Fernbedien­ung und Smartphone durchgeset­zt. Das Smartphone zeigt dabei ein mittels Wireless-LANTechnik übermittel­tes Live-Bild. So lässt sich am Boden der Bildaussch­nitt kontrollie­ren, den die Drohne in der Luft aufnimmt. Die Steuerung über die Fernbedien­ung ist bei aktuellen Drohnen unkomplizi­ert und schnell erlernt.

Beim Kauf der Drohne gilt: Wer mehr Geld ausgibt, bekommt auch die leistungsf­ähigere Drohne. Hier vier ausgewählt­e Preisklass­en:

Preisklass­e bis 100 Euro: Für den Einstieg reicht es

In dieser Preisklass­e gibt es viele „Spielzeug-Drohnen“, die vor allem für den Einsatz in Räumen konzipiert sind. Durchaus auch im Freien einsetzbar ist beispielsw­eise die „F2C Aviax“von Ctronics. Sie kostet rund 60 Euro und ähnelt auf den ersten Blick den semiprofes­sionellen Drohnen von DJI. Mit einem Gewicht unter 500 Gramm ist die Drohne allerdings schon bei leichtem Wind wenig stabil. Die Videoauflö­sung ist mit 1280 mal 720 Bildpunkte­n vergleichs­weise gering. Und die Flugzeit mit einer Akku- liegt nur bei rund acht Minuten. Dennoch: Wer nicht zu viel Geld ausgeben und in die DrohnenWel­t hineinschn­uppern will, liegt mit der „F2C Aviax“nicht falsch.

Preisklass­e bis 500 Euro: Der Geheimtipp der Szene

Zwar ist die Produktion der „Phantom 3 Standard“von DJI inzwischen eingestell­t, doch im Handel sind die Fluggeräte noch weitverbre­itet. Und sie sind so etwas wie der „Geheimtipp“der DrohnenSze­ne. Als direkte Vorgänger der aktuellen „Phantom 4“-Serie sind sie bereits ausgereift, bieten eine Full-HD-Auflösung bei Videos und bis zu zwölf Millionen Bildpunkte bei Fotos. Rund 20 Minuten beträgt die Flugdauer mit einer Akkuladung. Das rund 1,3 Kilogramm schwere Gerät liegt dabei stabil in der Luft. In die Fernbedien­ung lässt sich ein Android-Smartphone oder ein iPhone klemmen. Über dieses sind die Bildkontro­lle und teilweise die Steuerung möglich. Aktuell kostet die „Phantom 3 Standard“knapp 500 Euro.

Preisklass­e bis 1000 Euro: Jetzt wird es profession­ell

Nicht nur für den privaten Einsatz, sondern auch für profession­elle Anwendunge­n beispielsw­eise im Retladung tungswesen oder für die Kontrolle von schwer zugänglich­en Oberfläche­n wie Fotovoltai­k-Anlagen empfiehlt sich die „H520“von Yuneec. Aufgrund der hohen 4K-Auflösung und ihrer langen Flugdauer von mehr als einer halben Stunde mit einer Akkuladung ist sie für solche Jobs geeignet. Mit sechs statt der sonst häufig üblichen vier Rotoren „steht“die Drohne außerdem sehr stabil in der Luft. Die Drohne soll in diesen Wochen für 999 Euro in den Handel kommen.

Preisklass­e bis 1500 Euro: Flugkünstl­er mit Action Kamera

Zweifellos die meiste Aufmerksam­keit in der Drohnen-Szene hat in den letzten Monaten die „GoPro Karma“-Drohne auf sich gezogen – nicht zuletzt aufgrund eines Produktrüc­krufs kurz nach Verkaufsst­art. Inzwischen ist das Gerät wieder im Handel. Die Drohne kombiniert ein Fluggerät mit vier Rotoren mit einer Action-Kamera. Insbesonde­re die Bauform ist anders als bei herkömmlic­hen Drohnen. Die Kamera befindet sich nicht in der Mitte, sondern vorn an der Drohne. Zudem lässt sich die GoPro-Drohne zusammenfa­lten und damit leicht transporti­eren. Die mitgeliefe­rte Fernbedien­ung enthält einen Kontrollbi­ldschirm. Das übermittel­te Bild lässt sich aber auch zusätzlich auf Smartphone­s übertragen, sodass mehrere Personen den Flug mitverfolg­en können. In der Komplettau­sstattung mit der aktuellen „Hero 5 Black“kostet die „Karma“rund 1400 Euro. Ein Vorteil des Systems: Der Austausch der Kamera gegen ein künftiges, noch leistungss­tärkeres Modell ist denkbar.

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Foto: DJI Alles in der Schwebe: Eine Drohne zu steuern, ist heute kinderleic­ht. Einige Regeln muss man während des Fluges aber beachten.
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Ctronics F2C Aviax DJI Phantom 3 Standard
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Fotos: Hersteller GoPro Karma
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Yuneec H520

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