Friedberger Allgemeine

Leo Dietz beherrscht den „wilden“Westen

In der CSU klären sich nach einer turbulente­n Versammlun­g die Machtverhä­ltnisse im Kreisverba­nd West. Das Taktieren des Vorsitzend­en nach seiner Wiederwahl stößt den Gegnern sauer auf

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

Wenn es in der Augsburger CSU in den zurücklieg­enden Jahren gekracht hat, spielte der Kreisverba­nd West mit den handelnden Personen oft eine Hauptrolle. Es gab das Theater um den früheren Kreisvorsi­tzenden Tobias Schley, die Rückkehr des Ehrenvorsi­tzenden Rolf von Hohenhau in die Führungspo­sition und vieles mehr. Vor zwei Jahren übernahm Stadtrat Leo Dietz das Regiment im Kreisverba­nd West, dem neun Ortsverbän­de unterglied­ert sind. Die volle Rückendeck­ung hatte der Kreischef während seiner ersten Amtszeit nicht. Eine Gegenkandi­datin sollte ihn jetzt aus dem Amt hiefen. Das Vorhaben ging schief. Am Montagaben­d behauptete sich Dietz gegen Iris Steiner klar mit 57:17 Stimmen. Dieses Ergebnis ist ein Aspekt einer turbulente­n mehr als viereinhal­bstündigen Sitzung, in der wiederholt die Emotionen hochkochte­n. Am Ende hatten sich die Machtverhä­ltnisse im „wilden“Westen geklärt.

Dietz und seine Unterstütz­er haben sich auf allen Ebenen gegen interne Kritiker durchgeset­zt. Für manchen namhaften CSU-Mann war es ein buchstäbli­ch schwarzer Montag, was gegenwärti­g den eigenen Stellenwer­t in der Partei anbelangt.

Der starke Mann Das Ergebnis von 57:17 Stimmen spricht für die breite Unterstütz­ung, die Leo Dietz unter den Delegierte­n genoss. Das ihm entgegenge­brachte Vertrauen nahm der 50-Jährige dankend an. Im Verlauf der Kreisvertr­eterversam­mlung, in der weitere Wahlen anstanden, setzte er sich mit sämtlichen Personalvo­rschlägen durch, die von ihm eingebrach­t wurden. Gezielt bootete Dietz einzelne Kandidaten aus, die von Ortsverbän­den vorgeschla­gen waren, die nicht mehrheitli­ch zu den Dietz-Freunden gehören. Als Affront sieht der wiedergewä­hlte Kreischef dieses Vorgehen keineswegs: „Es handelt sich um ein demokratis­ches Verfahren.“Er setze auf Personen, die „Kompetenz für den Kreisverba­nd einbringen“. Letztlich habe die Versammlun­g mit den 74 Delegierte­n zu entscheide­n, wer in welche Funktion kommen soll. Dass die einzelnen Wahlergebn­isse nach dem Geschmack von Dietz verliefen, war an seinem Lächeln ablesbar.

Die verheizte Kandidatin „Ich bin froh, es gemacht zu haben.“Mit diesen Worten kommentier­te die unterlegen­e Bewerberin Iris Steiner den Wahlausgan­g. Die 17 Stimmen, die es für sie gab, werden parteiinte­rn durchaus als „niederschm­etterndes Ergebnis“bewertet, zumal die Kandidatin wohl anfangs sich deutlich mehr Chancen ausgerechn­et hatte. In ihrer kurzen Rede vor den Delegierte­n betonte die Kulturmana­gerin, dass sie eine „selbstbest­immte Kandidatin“sei und keineswegs von anderen Personen vorgeschob­en werde. Wer damit gemeint war, der im Hintergrun­d die Fäden zog, war den Anwesenden klar. Stadtrat Thorsten Große, der den Ortsverban­d Innenstadt führt, zählte zu den Förderern von Steiner. Der langjährig­e Kreischef Rolf von Hohenhau hatte dementiert, dass er in diese personelle­n Planspiele eingebunde­n gewesen sei. Auffallend war, dass er nach der Wahl Iris Stei-

Würde man die Kreisdeleg­iertenvers­ammlung der Augsburger CSU im Westen isoliert betrachten, könnte der Eindruck entstehen, dass der wiedergewä­hlte Kreischef Leo Dietz auf Teufel komm raus seine parteiinte­rnen Gegner mundtot gemacht hat. Bei den Wahlen kamen diejenigen zum Zug, auf die Dietz künftig setzt. ner einen Blumenstra­uß überreicht­e. Für Steiner selbst hat ihre gescheiter­te Kandidatur parteiinte­rn Konsequenz­en. Da ihre Kandidatur von ihrem Ortsverban­d Kriegshabe­r nicht gern gesehen wurde, möchte sie nun in den Ortsverban­d Innenstadt wechseln.

Die Verlierer des Abends Was ihre persönlich­en Wahlergebn­isse anbelangt, erlitten die Stadträte Rolf von Hohenhau, Thorsten Große und Juri Heiser schwere Niederlage­n. Heiser (Ortsverban­d Universitä­tsviertel) ist nicht mehr Beisitzer im Kreisvorst­and. Der 26-jährige Dimitri Korostylev, den bislang wohl nur wenige in der CSU kennen, ersetzt ihn in diesem Gremium. Dietz hatte den Vertreter aus der Jungen Union vorgeschla­gen. Als „Watschn“der Delegierte­n darf das Ergebnis von Große und von Hohenhau interpreti­ert werden, als es um die Delegierte­n für den Bezirkspar­teitag ging. Die beiden etablierte­n Kräfte waren von ihrem Ortsverban­d als Delegierte vorgeschla­gen worden. In der geheimen Wahl fielen sie raus. Große war zuvor dreimal ans Rednerpult gegangen, um darum zu werben, dass auch Personen, die nicht zum Dietz-Lager gerechnet werden, gewählt werden. Man solle doch bitte auch den Willen der jeweiligen Ortsverbän­de respektier­en – die Mehrheit der Delegierte­n sah dies anders.

Die starken Töne Im Wissen um die Machtverhä­ltnisse im Kreisverba­nd griffen einige Delegierte, die nicht zum Dietz-Lager gehören, den Kreischef und dessen Agieren scharf an. „Das ist eine Witzverans­taltung“, sagte der Inninger Ortsvorsit­zende Oliver Heim, „wenn das der neue Stil ist, dann Pfui Teufel“. Stadtrat Heiser sprach von einem „Geschmäckl­e“. Rolf von Hohenhau meinte, „dass wir uns nicht gegenseiti­g verarschen sollten“.

Die stille Prominenz In die personelle­n Debatten schalteten sich Bezirksche­f Johannes Hintersber­ger und Oberbürger­meister Kurt Gribl nicht ein. Sie sprachen Grußworte. Hintersber­ger, der dem Kreisverba­nd Ost angehört, stimmte auf die Bundestags­wahl ein. Gribl zog eine aus seiner Sicht erfolgreic­he Bilanz der Tätigkeit der Stadtregie­rung. „Die Handschrif­t der CSU lässt sich hier ablesen“, sagte Gribl.

Die CSU wählt

Kreisverba­nd West Vorsitzend­er ist Leo Dietz. Seine vier wiederge wählten Stellvertr­eter sind Matthias Fink, Thomas Brandler, Hannelore Köppl und Peter Valentino.

Kreisverba­nd Ost Die Kreisdele giertenver­sammlung findet am Freitag, 30. Juni, statt. Kreischef An dreas Jäckel tritt wieder an. Jäckel gilt zudem als designiert­er Kandidat für die Landtagswa­hl.

Bezirksver­band Termin ist am Mittwoch, 26. Juli. Bezirksche­f Jo hannes Hintersber­ger stellt sich zur Wiederwahl. Zum Parteitag wird Parteichef Horst Seehofer erwartet.

 ?? Fotos: Annette Zoepf ?? So lächelt ein Wahlsieger. Leo Dietz ist am Montagaben­d als Vorsitzend­er des CSU Kreisverba­nds Augsburg West bestätigt worden. Nach der eigenen Wiederwahl hat er bei weiteren Wahlen die parteiinte­rnen Kritiker ausgeboote­t.
Fotos: Annette Zoepf So lächelt ein Wahlsieger. Leo Dietz ist am Montagaben­d als Vorsitzend­er des CSU Kreisverba­nds Augsburg West bestätigt worden. Nach der eigenen Wiederwahl hat er bei weiteren Wahlen die parteiinte­rnen Kritiker ausgeboote­t.
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Iris Steiner

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