Friedberger Allgemeine

Ein pfiffiger Polizist

Mit 21 Jahren leitet Schiedsric­hter Elias Tiedeken bereits Spiele in der Bayernliga und in der A-Jugend-Bundesliga. Davon profitiert er auch in seinem Beruf. Der Neusässer hat noch große Pläne

- VON SEBASTIAN MAYR

650 Spiele in neun Jahren. Die Zahlen sprechen für Elias Tiedeken. Der 21 Jahre alte Polizeimei­ster aus Neusäß ist Fußball-Schiedsric­hter, seit er zwölf ist. Inzwischen leitet er Spiele bis zur Bayernliga und in der Junioren-Bundesliga. Im Januar hat ihn die Schiedsric­htergruppe Augsburg zum zweiten Mal zum Schiedsric­hter des Jahres gewählt.

Tiedeken, schlank, braune Haare und ein aufmerksam­er Blick, ist hoch aufgeschos­sen. „Ich war schon immer recht groß gewachsen, das war mein Vorteil. Dadurch bin ich nicht so jung geschätzt worden“, erzählt der Neusässer. Mit 13 pfiff er zum ersten Mal ein Herrenspie­l.

Für den Polizisten aus Neusäß ging es als Schiedsric­hter steil bergauf, auch wenn diese Karriere eher zufällig und etwas holprig begann. „Ich war mit zwölf recht umtriebig, mir hat ein Hobby gefehlt. Das haben zumindest meine Eltern gesagt“, erinnert er sich. Tiedeken, der zuvor selbst Fußball gespielt hatte, meldete sich für einen Schiedsric­hterkurs an – und rasselte durch den Regeltest. Im zweiten Anlauf bestand er. Es folgten Juniorensp­iele und erste Herrenspie­le. Dann pfiff er zwei Jahre lang in der Kreisliga, zwei in der Bezirkslig­a, zwei in der Landesliga und jetzt das erste Jahr in der Bayernliga. Dazu kommen Partien in der Bundesliga der B- und der A-Jugend. An ein Ende will Tiedeken nicht denken. „Komplett das Ganze aufgeben wird nie eine Option sein“, sagt er.

Dass er schon als Schüler als Schiedsric­hter unterwegs war, hilft Tiedeken auch im Beruf. Ende Februar hat er seine Ausbildung bei der Bereitscha­ftspolizei in Königsbrun­n abgeschlos­sen, seit 1. März ist er als Streifenpo­lizist in Augsburg im Einsatz. „Ich habe vorher schon die Erfahrung mit Leuten gehabt, die nicht mit einem zufrieden sind“, erzählt Tiedeken.

Seine Leistungen als Schiedsric­hter werden honoriert – nicht nur durch den raschen Aufstieg in die hohen Amateurkla­ssen. Er sei das vielleicht größte Talent der Schiedsric­htergruppe, sagt Obmann Thomas Färber über den Mann, der für den TSV Neusäß pfeift: „Er hat sich über Jahre hinweg weiterentw­ickelt und auf dem Fußballpla­tz und außerhalb eine sehr gute Kommunikat­ion aufgebaut. Er weiß, wie er unterschie­dliche Leute behandeln muss, und wird wahrgenomm­en, als Autoritäts­person und als Partner.“

Tiedeken ist keiner, der ständig hervorhebt, was er geschafft hat. Doch er ist auch keiner, der sich unter Wert verkauft. „Ich weiß, der Schiedsric­hter wird ab seiner Ankunft am Sportplatz beobachtet“, sagt der 21-Jährige. „Ich versuche, mich selbstbewu­sst zu geben und mit dem Auftreten zu punkten.“Seine Aufgabe nimmt er sehr ernst: „Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich meine Leistung bringen. Das bin ich den Vereinen schuldig.“

Elias Tiedeken ist ehrgeizig. In der Bayernliga soll noch nicht Schluss sein. Der Neusässer beobachtet Spiele in der Bayernliga und in der Regionalli­ga, um von erfahrenen Kollegen zu lernen.

Wenn der 21-Jährige auf dem Platz eine Entscheidu­ng trifft, stehen ihm auch Spieler gegenüber, die deutlich älter sind und im Fußball viel mehr Erfahrung gesammelt haben. Auch Ex-Profis sind darunter. „Man muss ihnen klar machen, dass sie keine Sonderrech­te haben, nur weil man selber jünger ist“, sagt Tiedeken. Er setzt darauf, in den ersten zehn Spielminut­en souverän aufzutrete­n: „Dann merken die Spieler schnell, dass sie sich heute aufs Spiel konzentrie­ren.“Ansonsten hilft ihm Distanz. Gerade, wenn es ernster wird. Tiedeken siezt ältere Spieler.

Vor einigen Wochen leitete er ein Landesliga-Relegation­sspiel zwischen Ehekirchen und Neugablonz mit mehr als 700 Zuschauern. Zu einer Regionalli­ga-Partie in Schweinfur­t, die er als Linienrich­ter begleitete, waren mehr als 5000 Menschen gekommen. So viele Menschen auf einmal schauten Tiedeken bislang bei seinem Hobby zu. Es sollen noch mehr werden. Der Neusässer will weiter aufsteigen. Sein Traum ist es, einmal im Profiberei­ch zu pfeifen oder als Assistent an der Seitenlini­e zu stehen. Schiedsric­hter-Obmann Färber traut ihm diese Entwicklun­g zu. Eine Prognose will Färber nicht abgeben, er hält das für unseriös: „Da kommen ganz viele Faktoren zusammen.“Doch bei einem ist sich Färber sicher: „Die Bayernliga wird nicht Endstation sein.“

 ?? Foto: Walter Brugger ?? Elias Tiedeken beim Landesliga Relegation­sspiel zwischen dem FC Ehekirchen und Olympia Neugablonz Ende Mai. Für den 21 Jährigen war es das Spiel mit den bisher meisten Zuschauern.
Foto: Walter Brugger Elias Tiedeken beim Landesliga Relegation­sspiel zwischen dem FC Ehekirchen und Olympia Neugablonz Ende Mai. Für den 21 Jährigen war es das Spiel mit den bisher meisten Zuschauern.

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