Bewährtes fortführen, Neues wagen
BÖWE SYSTEC ist für die Veränderungen am Markt gut gerüstet
VON BIRGIT WALDMANN
Zu den traditionsreichen Augsburger Maschinenbauunternehmen gehört die BÖWE SYSTEC GmbH. Wie andere aus der Branche durchlebte das Unternehmen in den letzten Jahren stürmische Zeiten, aus denen man jedoch gestärkt hervorging. Über den Aufwärtstrend sprachen wir mit Manfred Barwan, der gemeinsam mit Joachim Koschier die Geschäfte führt. Manfred Barwan: Bereits im dritten Jahr hintereinander können wir uns im bisherigen Kerngeschäft „HochleistungsKuvertieren“gut behaupten und sogar Wachstumsraten erzielen. Und das obwohl sich der Markt durch die Digitalisierung rückläufig entwickelt und die Briefvolumina durchschnittlich um fünf Prozent pro Jahr zurückgehen. Dies führt zwangsläufig zu einem harten Verdrängungswettbewerb, bei dem wir als Technologieführer ganz klar die Strategie „last man standing“verfolgen.
Barwan: Wir beschäftigen am Stammsitz Augsburg mehr als 50 Entwickler mit einem Entwicklungsbudget von circa sieben Millionen Euro pro Jahr. Seit 2016 sind wir auch wieder verstärkt im Briefsortiermarkt präsent, aber vor allem ganz neu in die Branche Paketsortierung eingestiegen. Diese neu gegründete Sparte stellt eine innovative Erweiterung unserer Geschäftstätigkeit innerhalb eines rasant wachsenden Marktes dar. Dazu haben wir die Mehrheit des niederländischen Unternehmens OPTIMUS SORTER erworben, einem Spezialisten für Sortierund Fördersysteme für die Logistikund Postbranche. Wir ergänzen uns perfekt. Während wir vom Know-how und einem ausgereiften Produkt in einem Wachstumsmarkt profitieren, kann OPTIMUS seinen Nutzen aus unserer weltweiten Vertriebs- und Serviceorganisation erzielen. Barwan: Der Umbau des Unternehmens in den nächsten drei bis fünf Jahren vom Einsäulenportfolio mit dem Hauptumsatzträger „Hochleistungs-Kuvertieren“hin zum Mehrsäulenportfolio wurde bereits letztes Jahr angestoßen. Das ist der größte Change-Prozess in der 70-jährigen Unternehmensgeschichte und betrifft unsere Organisation weltweit. Trotz Neuausrichtung werden wir unser Kerngeschäft nicht vernachlässigen. Dieses läuft aktuell sehr gut und wir wollen es weiter stärken und ausbauen. Trotzdem arbeiten wir jetzt bereits in guten Zeiten parallel an dem Aufbau neuer Geschäftsfelder, wie zum Beispiel dem Paketsortieren. Barwan: Uns war es von Anfang an sehr wichtig, neben den Führungskräften auch die Mitarbeiter sowie den Betriebsrat frühzeitig einzubinden und laufend über den Fortschritt der neuen strategischen Ausrichtung zu informieren. Dafür haben wir quartalsweise Informationsveranstaltungen installiert. Für unsere Mitarbeiter bedeutet dies vor allem auch eine Chance, denn durch die Neuaufstellung können wir ihnen die Möglichkeit bieten, ganz neue Aufgaben in neuen Bereichen zu übernehmen. Das ist in gewisser Weise Pionierarbeit. Gleichzeitig müssen die Prozesse und Strukturen zukünftig so aufgebaut werden, um schnell auf Änderungen im Markt reagieren zu können. Das erfordert von uns allen eine extrem hohe Flexibilität. Barwan: Durch unsere hohe Fertigungstiefe, aber auch unsere internationale Ausrichtung – mehr als 85 Prozent des Umsatzes werden außerhalb Deutschlands generiert – gibt es kaum eine Funktion in einem Maschinenbauunternehmen, welche wir nicht abbilden. So bieten wir Arbeitsplätze für Zerspanungsmechaniker, Mechatroniker, Servicetechniker, Vertriebsbeauftragte genauso wie für technische Produktdesigner, Mechanik-, Elektrik- und Softwareentwickler mit interessanten Aufgaben und Perspektiven. Als mittelständisches Maschinenbauunternehmen in Augsburg liegt uns außerdem die Ausbildung von jungen Menschen aus der Region am Herzen. Deshalb bilden wir in den gängigen technischen und kaufmännischen Berufen auch gezielt über unseren eigenen Bedarf aus, damit die Berufsanfänger für den Arbeitsmarkt gerüstet sind. Barwan: Wir stellen jedes Jahr circa 250 000 Euro für die Weiterbildung zur Verfügung. Dieses Budget passen wir auch unterjährig dem tatsächlichen Bedarf an. Neben Weiterbildungen im aktuellen Arbeitsbereich ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten andere Aufgaben im Unternehmen, vor allem im neuen Zweig der Paketsortierung, zu übernehmen und die hierfür notwendige Weiterbildung in Anspruch zu nehmen. Barwan: Ein klares „Ja“, denn aus der Region kommen unsere treuen Mitarbeiter, welche unser größtes Kapital darstellen.
Barwan: Wir werden uns weiter auf dem Markt umsehen, wo wir unser Know-how gewinnbringend einsetzen können. Unser weitreichendes Fachwissen in den Bereichen Hochleistungs-Technologie, Automatisierung, Softwareentwicklung, Lesetechnologie sowie Track & Trace ist auch in anderen Branchen gefragt. Unser Eigentümer, die PossehlStiftung, unterstützt und fördert unsere Wachstumsstrategien. Wir sind uns aber auch voll bewusst, dass bei der Vielzahl der Möglichkeiten die notwendige Fokussierung nicht verloren gehen darf.