Friedberger Allgemeine

Der Mann für die Weltcup Technik

Thomas Schmidt ist erstmals offizielle­r Wettkampfl­eiter am Augsburger Eiskanal. Warum der Teufel immer im Detail steckt und es ihm hilft, dass er Olympiasie­ger war

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Herr Schmidt, wie wird aus einem Kajak-Olympiasie­ger des Jahres 2000 ein Wettkampf-Leiter beim Kanu-Weltcup in Augsburg 2017? Schmidt: Ich mache den Job ja schon eine Zeit lang aus der zweiten Reihe heraus. Denn in der Wettkampf-Organisati­on bei den Kanu Schwaben Augsburg bin ich schon seit 2010, war bisher aber eher hinter den Kulissen aktiv und nicht an vorderster Front. Letztes Jahr habe ich mich dann bereit erklärt, das auch federführe­nd zu machen. Schmidt: Die Aufgabe besteht darin, das Wettkampfg­eschehen so zu organisier­en, dass alles reibungslo­s abläuft. Mit allem, was dazugehört. Zum einen bin ich Schnittste­lle zum Weltverban­d ICF und muss da schauen, dass alle Anforderun­gen, die auf uns einprassel­n, umgesetzt werden. Die Anforderun­gen sind besonders auf der technische­n Seite hoch und sie steigen jedes Jahr. Wir haben einen brutal hohen Aufwand, was Zeitmessun­g, Zeiterfass­ung, Fehlerkont­rolle oder Videobeurt­eilung betrifft. Da werden im Wettkampfb­üro tagelang Kameras, Computer und Monitore aufgebaut.

Schmidt: Da bin ich natürlich auch für die internen Abläufe bei den Kanu Schwaben zuständig. Wir müssen Leute finden, die die entspreche­nden Posten besetzen können und diese instruiere­n, damit alles glatt läuft. Wir haben eine große Anzahl von Helfern – über 200 Leute – ehrenamtli­ch im Einsatz. Da gibt es sogar welche, die sich nur darum kümmern, dass die Kameras gesichert sind. Man muss wirklich an jedes Detail denken. Beispielsw­eise auch an denjenigen, der die Sportler in die „Kiss and Cry“-Zone bringt, damit sie rechtzeiti­g zum Interview oder zur Siegerehru­ng er- Das ist ein Mini-Detail, aber wenn der Sieger zu spät kommt, macht es eben einen schlechten Eindruck. Schmidt: Die Erfahrung hilft mir ungemein, denn ich habe ja noch irgendwie die Brille des Athleten auf. Ich weiß eben noch genau, was mich damals gestört hat. Schmidt: Eine gewisse Grundspann­ung ist schon da. Auch aufgrund der Arbeitsbel­astung, denn die letzten 14 Tage waren schon extrem intensiv. Die letzten zwei Tage habe ich Urlaub genommen. Dabei wäre ich für meinen Arbeitgebe­r Kuka eigentlich bei der „Paris Air Show“, doch die Messe musste ich absagen. Schmidt: Der erste Tag, der Freitag, ist für uns immer kritisch, weil das noch ein Wochentag ist und viele unserer Helfer noch arbeiten müssen. Da hatten wir bisher immer Schwierigk­eiten, alle Posten zu besetzen. Aber bisher läuft alles erscheinen. freulicher­weise recht gut. Dazu hatten wir eine gute Generalpro­be am Donnerstag, die mir immer sehr wichtig ist. Danach kann man beruhigter ins Wochenende gehen. Schmidt: Es juckt mich immer, sonst würde ich diese Arbeit gar nicht machen. Aber wenn man die Sportler heute sieht, muss man sagen, das Niveau ist schon brutal hoch. Der Sport hat sich immer weiter entwickelt. Was man früher als Risikobere­itschaft definiert hat, ist heute etabliert. Die Fahrweisen sind knallhart. Das kann natürlich auch ganz schnell mal schief gehen. Aber wer nicht so fährt, hat kaum mehr eine Chance.

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? Nicht mehr im Boot, sondern am Rand des Eiskanals aktiv: Thomas Schmidt ist erstmals offiziell Wettkampfl­eiter beim Weltcup in Augsburg.
Foto: Fred Schöllhorn Nicht mehr im Boot, sondern am Rand des Eiskanals aktiv: Thomas Schmidt ist erstmals offiziell Wettkampfl­eiter beim Weltcup in Augsburg.

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