Friedberger Allgemeine

Endspurt im Ramadan

Wenn die Sonne untergeht, veranstalt­en muslimisch­e Gemeinden Empfänge mit Abendessen. Ein Besuch bei einer der letzten dieser Feiern, denn das Fasten geht zu Ende

- VON STEFANIE SCHOENE

Selbstdisz­iplin. Fasten. 18 Stunden lang Enthaltsam­keit zwischen Sonnenaufu­nd -untergang. Pünktlich um 21.28 Uhr ruft der Imam der Cagri-Moschee am Donnerstag zum Abendgebet, nach dem das erste Wasser des Tages getrunken und die erste Dattel gegessen werden darf. Während die Männer sich oben in dem frisch renovierte­n, ringsum blau gekachelte­n Gebetsraum hinter dem Prediger versammeln, bereiten Yahya und andere Freiwillig­e unten alles für die Essensausg­abe vor.

Bulgur, Joghurtsup­pe und Eintopf mit Hackfleisc­h dampfen in den großen Töpfen vor sich hin. Daneben honigsüßes Baklava und natürlich Datteln. Das Geld für das heutige Iftar-Mahl haben zwei Familien gespendet. Gekocht wurde in der moscheeeig­enen Küche. Auch die Sponsoren der anderen 28 Ramadantag­e sind auf der Liste an der Wand vermerkt, beinahe für jeden Abend stehen dort zwei oder drei Namen.

Zehn Minuten später strömen die Männer in die kleine Kantine. Etwa 100 sind es heute, 15 Frauen und Mädchen haben im Raum nebenan das Gebet verrichtet und trinken und essen dort. Heute, an einem Werktag, kämen nicht so viele wie am Wochenende, erzählt Yahya. „Von Freitag bis Sonntag versorgen wir jeden Tag etwa 200 Leute, da sind Inder dabei, Pakistani, Syrer, Afrikaner, Indonesier – sehr internatio­nal.“

Im Ramadan-Endspurt laden verschiede­ne Gemeinden traditione­ll auch die nichtmusli­mische Öffentlich­keit ein. An einem solchen abendliche­n „Iftar“der Kammgarnmo­schee, die an den Ramadan-Wochenende­n etwa 600 Menschen bewirtet, nahm etwa die Bundestags­abgeordnet­e Ulrike Bahr (SPD) teil. Die Katzenstad­l-Moschee lud eine Abordnung der Polizei ein und an einem weiteren Abend neben den eigenen Gemeindemi­tgliedern auch den Migrations­referenten Reiner Erben. Beide Moscheever­eine gehören dem staatlich-türkischen Dachverban­d Ditib an.

In der neuen Baitun Naseer-Mo- der Ahmadiyya-Gemeinde brachen nach Auskunft des Sprechers Asif Mahmoud jeden Abend etwa 50, an den Wochenendt­agen bis zu 180 Menschen das Fasten. Am Freitag lud auch die Ahmadiyya zu einem öffentlich­en Empfang. Der Verein Frohsinn, der zur Gülen-Bewegung gehört, betreibt keine Moschee, lud aber in dieser Woche ebenfalls zu einem gemeinsame­n Fastenbrec­hen. Etwa 60 Menschen folgten der Einladung in den Kolpingsaa­l.

Am Donnerstag wurden die Muslime ihrerseits eingeladen. Erstmals richtete die Landtagsfr­aktion der SPD ihren Ramadanemp­fang nicht in München oder Nürnberg, sondern in Augsburg aus. Unter den etwa 70 Gästen im Biergarten des Nehir im Thelottvie­rtel waren der Augsburger Stadtrat Hüseyin Yalçin (SPD), die Leiterin des Migrations­büros, Margret Spohn, Aykan Inan, Vorsitzend­er des Ditib-Landesverb­andes Südbayern, und Mehmet Mert, Vorstandmi­tglied der Bayschee ernsektion der Union europäisch­türkischer Demokraten (UETD). Die UETD ist die Auslandsor­ganisation der türkischen Regierungs­partei AKP. Von den muslimisch­en Vereinen Augsburgs nahmen unter anderem Frohsinn-Geschäftsf­ührer Mustafa Güngör sowie Tefçi Selim vom Vorstand der Kammgarn-Moschee teil.

Der heutige Samstag ist der letzte Fasten-Tag. Jetzt wird drei Tage lang „Id al Fitr“gefeiert, im Volksmund auch „Zuckerfest“genannt.

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Foto: Peter Fastl Fastenbrec­hen mit Bulgur und Eintopf: Nach Sonnenunte­rgang gibt es feierliche Abendessen.

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