So sicher lebt es sich in Friedberg
Bayernweit doppelt so viele Straftaten. Bei einer Veranstaltung der SPD schildert Polizeichef Max Baumann aber auch die Probleme
Friedberg Der Einstellungsstopp, den die Polizei während der Amtszeit von Ministerpräsident Edmund Stoiber erlebte, wirkt sich bis heute negativ aus. Das berichtete der Leiter der Friedberger Inspektion, Max Baumann, bei einer Mitgliederversammlung der SPD, die sich mit dem Thema „Sich sicher fühlen in Bayern“beschäftigte. Die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Tamara Greber begrüßte dazu neben Baumann auch den Landtagsabgeordneten und Bundestagskandidaten Herbert Woerlein und die Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr als Referenten.
Strohmayr führte in die Thematik ein und sprach zu den Themen internationaler Terrorismus, Rechtsextremismus, Cybercrime und Personalsituation bei der bayerischen Polizei. Sie betonte, dass der Kampf gegen den internationalen Terrorismus auf vielen Ebenen geführt werden müsse, sei es durch Prävention, Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts oder Stärkung der Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern. „Wir müssen zu jeder Zeit wissen, wer in unser Land einreist und sicherstellen, dass alle Personen, die sich bei uns aufhalten über gültige Ausweisdokumente verfügen. Dafür benötigen wir aber auch dringend eine enge Zusammenarbeit mit den Muslimen in Bayern“, fuhr sie fort.
Doch auch bezüglich der steigenden Zahl rechtsextremistisch motivierter Straftaten muss schnellstens gehandelt werden. Da wie auch bei islamistischen Fundamentalisten intensiv das Internet als Propagandaund Rekrutierungsmedium verwendet wird, braucht der Staat eine effektive Handhabe, die Betreiber dieser Webseiten und Social-MediaPlattformen zur Rechenschaft zu ziehen und so gegen Hasskommentare und extremistische Hetze im Netz vorzugehen. „Dazu“, so Strohmayr, „muss eine bessere Zusammenarbeit mit den Social-Media-Unternehmen gesetzlich geregelt werden. Bisher sind wir auf deren Wohlwollen und Kooperationsbereitschaft angewiesen.“Max Baumann fügte hinzu, dass alleine bei der Polizei Friedberg mindestens drei Mitarbeiter für Cybercrime zuständig seien und dies in Zukunft sicherlich ein noch größerer Arbeitsschwerpunkt der Polizei sein werde. Bei der Personalsituation der bayerischen Polizei waren sich beide Referenten einig. Dass diese alles andere als zufriedenstellend ist, zeige alleine die Tatsache, dass die bayerische Polizei mittlerweile über zwei Millionen Überstunden angehäuft hat. Die in der Presse verkündeten 1000 Neueinstellungen seien dagegen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Diese fangen nicht einmal die Kollegen auf, die in Pension gehen“, so Baumann. Zudem wies er auf die Probleme hin, wenn Arbeit über Jahre hinweg unterbesetzt erledigt werden muss.
Dennoch konnte letztlich das Fazit gezogen werden, dass das Leben im Altlandkreis Friedberg insgesamt sehr sicher ist. Laut Kriminalstatistik werden in Friedberg pro 100000 Einwohner nur 2922 Straftaten verübt, während es in ganz Bayern durchschnittlich 6871 sind. Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ist wieder rückläufig. Auch wenn diese noch über dem bayerischen Durchschnitt liegt, da Dasing, Mering, Kissing und Friedberg sozusagen den Speckgürtel um die Großstadt Augsburg bilden, sind beispielsweise die Dämmerungseinbrüche dank Nachbarschaftshilfe und der kostenlosen Beratung durch die Polizei vom Winterhalbjahr 2015/16 zum Winterhalbjahr 2016/17 um 50 Prozent zurückgegangen. „Das ist vor allem für das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen enorm wichtig“, ergänzte Baumann.