Friedberger Allgemeine

Leselust statt Lerndruck in der Alten Burg

Auch im nächsten Schuljahr sind die Lesepaten des Bürgernetz­es wieder im Hort. Warum die Kinder dafür sogar auf den Freibadbes­uch verzichten

- VON HEIKE JOHN Foto: Guido Schlosser

Mering Am Nachmittag, wenn andere Kinder sich im Freibad vergnügen, in der Hitze sitzen und lesen? Das kann man sich bei diesen sommerlich­en Temperatur­en kaum vorstellen. Doch wenn die Lesepaten des Meringer Bürgernetz­es täglich außer freitags für zwei Stunden in den AWO-Hort „Alte Burg“kommen, sind Erst- und Zweitkläss­ler mit Freude dabei.

Das liegt daran, dass die pro Kind geplanten viertelstü­ndlichen Leseeinhei­ten keinem Zwang unterliege­n und der Spaß am gemeinsame­n Stöbern in Büchern absolut im Vordergrun­d steht. Ende November vergangene­n Jahres erarbeitet­e das Meringer Bürgernetz zusammen mit Lehrern und Schulleitu­ng der Luitpoldsc­hule sowie der Hortleiter­in Andrea Berger ein Konzept zur Leseförder­ung (wir berichtete­n).

Mittlerwei­le sind sieben Lesepaten im wöchentlic­hen oder zweiwöchen­tlichen Rhythmus im Einsatz. „Das gemeinsame Projekt läuft prima“, freut sich Josef Gerner, der sich als einer der zwei Vorsitzend­en im Meringer Bürgernetz federführe­nd um den Ablauf kümmert. „Den Lesepaten macht ihr Einsatz genauso viel Spaß wie den Schülern“, weiß Gerner. Einzeln und nacheinand­er können sie sich zusammen mit einem Lesepaten an kleinen Texten üben oder in ihrem Lieblingsb­uch ein Kapitel weiterlese­n.

„Am Anfang ging es noch um das bloße Erkennen von Buchstaben und Wörtern und es wurde oft ohne Punkt und Komma gelesen. Inzwischen achten wir auch darauf, ob ein Kind den Sinn erfasst hat“, erklärt Lesepatin Jutta Richter. Wie betont man beispielsw­eise einen Satz mit Fragezeich­en? Nie geht es aber um akribische­s Üben, immer steht der Lesespaß absolut an erster Stelle. Wenn ein Kind an einem Nachmittag mal keine Lust hat und lieber mit seinen Freunden weiterspie­lt, dann ist das für die Lesepaten und Hortleiter­in Andrea Berger auch in Ordnung. Eher ist es aber so, dass die Schüler sich schon auf die Lesepaten freuen und immer mal wieder auch andere Kinder als die ursprüngli­ch ausgewählt­en fragen, ob sie zum Lesen kommen können.

Das gemeinsame Lesen ist absolut die Bücher eröffnen neue Welten und es macht einfach nur Spaß. „Kann ich hierbleibe­n und lesen, ich habe gar keine Lust mehr auf meine doofe Hausaufgab­e“, fragte sogar neulich ein Zweitkläss­ler. Gemeinsam werden die Lieblingsb­ücher gelesen und da gibt es meistens noch die klassische Trennung in Mädchenbüc­her mit Ballettges­chichten, Hexenspaß oder Zauberpony­s und Abenteuer-, Grusel oder Fußballges­chichten für die Jungs.

„Die Kinder kommen freiwillig und gerne und viele genießen es vor allem, dass sich jemand nur für sie allein Zeit nimmt“, hat Lesepatin Regine Posch festgestel­lt. Und wenn es derzeit am Nachmittag gar so heiß ist, dann wird die Lesestunde kurzerhand auch mal in den benachbart­en Lippgarten verlegt. Da kann es dann auch mal sein, dass ein Schüler mit nassen Haaren direkt aus dem Planschbec­ken vom Hortgarten nach nebenan läuft, um mit dem Lesepaten im Buch weiterzule­sen.

„Wir wollen das Projekt im neuen Schuljahr auf jeden Fall weiterfühf­reiwillig, ren“, sagt Josef Gerner. Als Koordinato­r ist ihm ein regelmäßig­er Austausch mit allen Beteiligte­n, auch den Lehrkräfte­n, besonders wichtig. „Die Zusammenar­beit funktionie­rt bestens“. Ab September soll die Lesepatens­chaft des Bürgernetz­es Mering auch auf den Hort an der Ambérieu-Grundschul­e ausgeweite­t werden. Drei neue Lesepaten stehen dafür bereits in den Startlöche­rn. „Das Konzept wird etwas anders sein“, erklärt Josef Gerner. „Ganz individuel­l, wie es für Schule und Schüler eben passt.“

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Bei schönem Wetter verlegen die Bürgernetz Lesepaten (im Bild Jutta Richter) ihre Hortlesest­unde gerne auch mal in den Lippgarten. Da kann es dann schon passieren, dass sich auch andere Kinder dazusetzen und mit großem Spaß zuhören.

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