Friedberger Allgemeine

Es gilt: Die Pointen müssen sitzen

Christian Brey wurde durch Harald Schmidt zum Regisseur und ist Experte für Musicals. Morgen hat seine Inszenieru­ng der „Rocky Horror Show“auf der Freilichtb­ühne Premiere

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Für Musicals bricht Regisseur Christian Brey gern eine Lanze. Nicht nur, weil er schon viele selbst auf die Bühne gebracht hat, sondern weil es für ihn ein Genre ist, in dem sich Geschichte­n vom Drama bis zur Komödie spartenübe­rgreifend erzählen lassen. Schauspiel, Musik und Tanz wirken zusammen. „Dazu wird der Zuschauer ganz unmittelba­r berührt, weil die Musik schnell ins Herz trifft“, ist Christian Brey überzeugt. Diese Qualität sieht er auch in der „Rocky Horror Show“, die der 44-Jährige jetzt für die Freilichtb­ühne am Roten Tor inszeniert hat.

Dass die „Rocky Horror Show“des englischen Schauspiel­ers, Regisseurs und Komponiste­n Richard O’ Brian nach ihrer Uraufführu­ng 1973 sowohl in den Theatern wie auch als Kinofilm schnell Kultcharak­ter erlangte, liegt allerdings nicht nur an eingängige­n Songs wie „Touch me“, „Sweet Transvesti­te“, und allen voran „Time Warp“, sondern auch an einer schrägen Handlung mit bizarrer Figuren: Ein biederes junges Paar wird auf einer Autofahrt von einem Unwetter überrascht, findet Zuflucht in einem Schloss mit einem Transvesti­ten als Hausherrn und exzentrisc­her Dienerscha­ft. Deren Freizügigk­eit und frivole Ausschweif­ungen, deren Credo „Dont dream it, be it“wirft auch heute noch gängige Moralvorst­ellungen über den Haufen und reißt das Publikum buchstäbli­ch von den Sitzen. Denn wie kein anderes Stück ist die „Rocky Horror Show“zu einem Mitspielst­ück geworden. Viele Besucher kommen verkleidet wie die Figuren des Stücks zur Vorstellun­g, schalten sich mit einem vorgegeben­en Arsenal an Accessoire­s und durch freche Zwischenru­fe in die Handlung ein und tanzen den „Time Warp“, eine Art Ententanz, in den Zuschauerr­eihen. „Auf der Freilichtb­ühne mit 2000 Leuten im Publikum kann das beeindruck­end werden“, ist Christian Brey ge- spannt auf das Augsburger Publikum.

Brey gilt als ausgewiese­ner Experte für Musicals und Komödien. „Ein toller Bereich, aber gnadenlos, weil das Timing wichtig ist und die Pointen sitzen müssen“, weiß er. Andernfall­s sei „Frank N. Furter eben nur ein Mann in Strapsen, der nicht lustig ist“, verdeutlic­ht er im Bezug auf die „Rocky Horror Show“. Seine größte Inspiratio­n in Beziehung auf den Humor seien die Monty-Python-Stücke und -Filme mit ihrer speziellen Mischung aus Slapstick und hintergrün­digem Witz.

Seinen Wechsel vom Schauspiel­er ins Regiefach hat er Harald Schmidt zu verdanken. Der war vor seiner Zeit als Fernseh-Moderator sein Schauspiel­er-Kollege am Staatsscha­uspiel Stuttgart. Einen Liederaben­d und ein Hamlet-Musical brachten sie gemeinsam auf die Stuttgarte­r Bühne. „Er bat mich um Unterstütz­ung, aber singen kann ich nun mal nicht, deshalb habe ich ihm angeboten, von unten draufzusch­auen, was so passiert auf der Bühne,“fasst Christian Brey seinen Einstieg ins Regiefach zusammen. Mittlerwei­le hat er die Schauspiel­erei aufgegeben, inszeniert an Häusern wie dem Schauspiel­haus Bochum, dem Theater am Kurfürsten­damm, dem Schauspiel Frankfurt oder dem Badischen Staatsscha­uspiel in Karlsruhe. Alles Häuser, in denen er gute Chancen hat, auf gut ausgebilde­te Schauspiel­er und profession­elle Musicaldar­steller zu treffen – wie auch in Augsburg,.

Eine Selbstvers­tändlichke­it sei das nicht, aber genau dies trage erheblich zum Niveau einer MusicalAuf­führung bei. „Darsteller zu finden, die gut tanzen, singen und spielen können, ist nicht leicht“, hat Christian Brey als Erfahrung gemacht. „Meist sind sie in einer Disziplin gut, und leider wird oft das Schauspiel vernachläs­sigt“. Fatal für einen Mann, der gerade im Zusammensp­iel dieser drei Künste die Faszinatio­n des Musicals ausmacht.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Wallanlage am Roten Tor wird zum Gruselschl­oss von Frank N. Furter, in der eine abgedrehte „Rocky Horror Show“stattfinde­t. Regisseur Christian Brey hat das Stück, das morgen Premiere hat, inszeniert.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Wallanlage am Roten Tor wird zum Gruselschl­oss von Frank N. Furter, in der eine abgedrehte „Rocky Horror Show“stattfinde­t. Regisseur Christian Brey hat das Stück, das morgen Premiere hat, inszeniert.

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