Friedberger Allgemeine

Der Abschied des alten, weisen Mannes

- VON SILVANO TUIACH feuilleton@augsburger allgemeine.de

Volker Schlöndorf­f hat einen neuen Film gedreht mit einem alten Thema: „Rückkehr nach Montauk“, anknüpfend an Max Frischs Erzählung „Montauk“. Über die Qualität der Filme Schlöndorf­fs kann man unterschie­dlicher Meinung sein, na ja, die „Blechtromm­el“, aber ansonsten sind sie eher sehr deutsch und bieder.

In „Rückkehr von Montauk“wird ein altes Thema angegangen, das aber in den 70er, 80er und 90er Jahren ganze Buchregale füllte. Da ist ein alter, weiser Mann, Dichter, Regisseur, Psychologe und Ähnliches, und der verliebt sich in eine junge, schöne 20- bis 25-jährige Studentin und daraus entwickelt sich eine Lovestory. Natürlich, der Dichter hätte sich auch in seine 52-jährige Putzfrau (die nicht soooo schön ist) verlieben können, die ihm auch altersmäßi­g näher stünde, kam aber selten vor.

Auch ein großer Teil des (Spät-)Werks von Martin Walser behandelt dieses Thema. Da sind es auch oft alte, weise Männer, die begehrlich sind nach „jungem Fleisch“(Goethe lässt grüßen). Der alte, weise Mann redet zwar mit der jungen Schönheit auch über Kafka und Platon, aber in erster Linie dient sie dazu, seine eigene Gebrechlic­hkeit zu vertuschen. Das hat auch lange funktionie­rt. Aber diese Zeiten sind vorbei. Die Medien sind voll mit Artikeln von 45- bis 50-jährigen erfolgreic­hen Frauen, die sich 25-jährige junge Burschen mit Waschbrett­bauch als Liebhaber gönnen. Nicht selten heiratet diese reife Frau jetzt sogar den Frischling. Frauen „erdreisten“sich jetzt, was man(n) schon immer getan hat. Ich denke, es war auch das Trommelfeu­er von Medien, Werbung und TV, das den „Sexhype“in unserer Gesellscha­ft gefördert hat. Alles musste plötzlich „sexy“sein und noch dazu jung. Und klar, ein knackiger junger Mann ist natürlich erotischer als ein runzliger Alter mit Bierbauch und Glatze. Ich muss leider konstatier­en, dass Zeitgeist und Umbrüche akzeptiert werden müssen.

Also, ihr alten Geistmensc­hen, junge Mädels könnt ihr euch künftig abschminke­n. Ein kleiner Trost für die „alten Männer“: Wenn ihr über eine große Limousine verfügt, über eine schicke Villa und ein dickes Bankkonto, könnt ihr – auch ohne Kafka-Kenntnisse – junge Frauen noch immer für euch begeistern. It’s the money, stupid! ***

An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach
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