Ein kleines Team stemmt das Großprojekt Schloss
Rund 150 Veranstaltungen im Jahr sollen künftig stattfinden. Der Stadtrat genehmigt dafür sechs neue Stellen – zumindest bis zur Landesausstellung 2020
Friedberg In Sachen Schloss gehen die Meinungen im Stadtrat auseinander. Zwar einigte sich das Gremium am Donnerstagabend darauf, sechs Stellen für das Großprojekt zu schaffen. Allerdings gab es keinen Konsens, wie dieses Team organisiert ist. Eingestellt werden ein Kulturund Veranstaltungsmanager sowie eine Halbtagskraft, die sich nur um die Belegung der Räumlichkeiten und die Verträge dafür kümmert. Außerdem gibt es zwei Hausmeisterund zweieinhalb Putzstellen, die für das ganze Schloss inklusive Museum zuständig sind. Allerdings beschlossen die Stadträte, nach der Landesausstellung 2020 zu prüfen, ob die Stellen ausreichen.
Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) prognostizierte angesichts der Vielzahl von Veranstaltungen, dass das kaum der Fall sein könne. altes Schloss mit vielen Räumen ist etwas anderes als eine moderne Veranstaltungshalle.“Noch dazu sei es Ziel, nicht Veranstaltungen von der Stange zu kaufen, sondern ein „friedbergerisches“Programm zusammenzustellen – und das bedeute mehr Personaleinsatz. Geplant sind 70 städtische und 30 externe Kulturveranstaltungen im Jahr sowie maximal 60 private Feiern. Sowohl für ein Gitarren- als auch für ein Jazzfestival gibt es zum Beispiel bereits Überlegungen.
Die Firma Actori, die die Stadt berät, prophezeit ohnehin eine Anlaufzeit von bis zu fünf Jahren, bis sich der Betrieb im Schloss eingespielt hat. Besonderheiten wie der wetterabhängige Schlosshof oder die Vertragsregelungen mit den Nachbarn und die entsprechenden Auflagen machen das nicht leichter, wie im Gremium betont wurde.
Viele Stadträte hätten sich ange- dessen gewünscht, das Team in einer Einheit zu bündeln, weil diese schlagkräftiger, flexibler und kreativer wäre. So meinte unter anderem Marion Brülls (Grüne): „Man sollte das in einem Guss zusammenfassen.“Peter Feile (SPD) schlug sogar vor, dass Schloss aufgrund seiner Besonderheiten als städtischen Eigenbetrieb auszugliedern. Aus Reihen der Fraktionsgemeinschaft Parteifreie/FDP/ÖDP kam dagegen der Wunsch, zu sparen und zum Beispiel die Reinigung an eine Fremdfirma zu vergeben. Die „Selbstverständlichkeit, mit der schon wieder neue Stellen durchgewunken werden“, sei ein Problem, so Cornelia Böhm (FDP).
Bürgermeister und Verwaltung wollen dagegen die Stellen in unterschiedliche Bereiche der Stadtverwaltung eingliedern. So gebe es fachliche und personelle Synergien, gerade im Urlaub- und Krankheits„Ein fall, argumentierte Kommunalreferent Wolfgang Basch. So wird der Manager beim Kulturamt als eine „Außenstelle“angesiedelt, vergleichbar etwa dem Jugendzentrum. Die Verwaltungskraft, die die Räume an Veranstaltungsmanager, Museumsleitung und externe Interessenten vergibt, gehört dagegen zum Liegenschaftsamt. Mancher Stadtrat sah da Konflikte heraufziehen.
Das Gremium redete sich darüber stundenlang die Köpfe heiß – eigentlich sinnlos, wie sich herausstellte. Denn wie der Kommunalreferent erläuterte, dürfe der Stadtrat Stellen schaffen, es obliege aber laut Gemeindeordnung der Entscheidungsbefugnis des Bürgermeisters, wo diese angesiedelt werden. Und der ließ sich nicht umstimmen.
In einem Monat wird sich das Gremium nochmals mit dem Schloss befassen, zumindest indirekt. Dann muss es die Verträge für die Landessichts ausstellung zwischen der Kommune und dem Freistaat absegnen. Diese werden vorbehaltlich der Zustimmung schon am 10. Juli unterzeichnet. Friedberg hat noch einige Änderungswünsche, weil sich das Konzept der Schau geändert hat. Es lautet jetzt „Die Wittelsbacher als Städtegründer“und außer dem Schloss wird die restliche Altstadt einbezogen.
Könnte man da nicht im Schloss Flächen sparen und trotz Ausstellung für etwas anderes verwenden? Das fragte Claudia Eser-Schuberth, der das Bürgerschloss am Herzen liegt. Doch da winkte Eichmann ab. Da die Räume in der Burgkirche Oberwittelsbach sowie im Kloster Scheyern wegfielen und Aichach nur mit dem alten Feuerwehrhaus einspringen konnte, bestehe für das ganze Friedberger Schloss Bedarf. „Es sind Mindestausstellungsflächen nötig.“»Kommentar