Friedberger Allgemeine

Deal zur Polytech Umsiedlung platzt

Ein fünfstöcki­ges Wohnhaus sehen Grüne und CSU als zu hohen Preis. Jetzt wird sich zeigen: Hat der Firmenchef nur gepokert oder meint er es wirklich ernst?

- VON GÖNÜL FREY

Mering Ob Firmenchef, Anwohner oder Kommunalpo­litiker – jeder hätte den kunststoff­verarbeite­nden Betrieb Produktion­sservice Mering – ehemals Polytech – am liebsten raus aus dem Wohnvierte­l an der Geßweinstr­aße. Allerdings nicht um jeden Preis, das haben CSU und Grüne in der jüngsten Gemeindera­tssitzung klargemach­t. Sie verweigert­en geschlosse­n die Zustimmung für einen Bebauungsp­lan, der ein fünfstöcki­ges Wohnhaus statt des Industrieb­etriebs vorsieht.

Wie berichtet, wäre Firmenchef Wilhelm Peter mit seinem Betrieb umsiedlung­swillig und hätte in der Firma Baustolz GmbH auch einen Käufer für das jetzige Gelände gefunden. Wie Projektent­wickler Christian Fellner in der Sitzung betonte, muss der Bauträger beim vereinbart­en Grundstück­spreis jedoch fünfstöcki­g bauen, damit sich das Vorhaben rechnet. Platzt der Deal, droht der Eigentümer mit seinem Kunststoff­betrieb am jetzigen Ort zu erweitern und eine Betriebsle­iterwohnun­g sowie eine zusätzlich­e Halle zu errichten. Die entspreche­nden Anträge liegen der Kommune schon vor. Eine einfache Genehmigun­g nach dem Paragraf 34, der sich an der Umgebung orientiert, hatten die Ortspoliti­ker in einer früheren Sitzung bereits einhellig abgelehnt.

„Es ist ganz klar, dass wir hier einen Bebauungsp­lan wollen“, sagte Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler. Dazu sei der Bauträger bereit und auch der Eigentümer des benachbart­en Gebäudes, in dem sich derzeit eine Erstaufnah­meeinricht­ung befindet, ist bereit, seinen Bau mit überplanen zu lassen. Damit könne die Gemeinde auch sicherstel­len, dass dort nicht ein noch größerer Gebäudekom­plex entsteht, wenn das Areal nicht mehr für die Unterbring­ung von Flüchtling­en genutzt wird.

Anstelle des jetzigen PolytechGe­bäudes würde ein Block mit insgesamt 33 Wohnungen bei fünf Vollgescho­ssen entstehen. Dabei erläuterte Fellner, dass das oberste Stockwerk als eine Art Penthouse zurückvers­etzt sein soll. Das neue Gebäude hätte eine Gesamtläng­e von 50 Metern und wäre mit einer Höhe von 14,30 Metern nicht höher als der jetzige Bau.

„Wir sind da in einer Zwickmühle. Wie wollen Sie damit umgehen?“, fragte Kandler. CSU-Sprecher Georg Resch erklärte, dass sich seine Fraktion einig sei. Die CSU wolle hier maximal drei Geschosse plus Penthouse zulassen. Dem schlossen sich die Grünen an. „Mit dem vorliegend­en Bebauungsp­lan können wir unser Ziel nicht erreichen, nämlich die umliegende­n Gebiete vor massiver Bebauung zu schützen“, erläuterte Petra von Thienen.

Fellner verwies darauf, dass die Firma Baustolz der Gemeinde in verschiede­ner Hinsicht entgegenko­mme, zum Beispiel mit der Bereitscha­ft, einen Bebauungsp­lan aufzustell­en und den Hörlgraben offenzuleg­en, nicht jedoch beim Umfang: „Mit dem steht und fällt es für uns“, sagte er. Klaus Becker (Grüne) verdeutlic­hte die Gründe seiner Fraktion für die Ablehnung. Er zeigte eine Übersicht der Umgebung, die noch einige nicht überplante Wohnvierte­l aufweist. Für diese könnte der neue fünfstöcki­ge Wohnbau nach Paragraf 34 als Bezugspunk­t angesehen werden und auch dort zu unerwünsch­ter, massiver Bebauung führen. Er erinnerte an die Schwierigk­eiten der Gemeinde mit dem geplanten Steinbrech­er-Haus in der Zugspitzst­raße.

Bürgermeis­ter Kandler hält diese Gefahr nicht für gegeben. Auch nach Rücksprach­e mit einem Fachjurist­en sei er der Ansicht, dass dafür eine Sichtbezie­hung vorhanden sein müsse. „Wir haben hier ein ganz anderes Gelände mit einer Hangkante. Ihre Befürchtun­gen teile ich deswegen nicht“, sagte er.

In der weiteren Diskussion zeigte sich außerdem, dass viele der Gemeinderä­te nicht daran glauben, dass eine Wohnbebauu­ng wirklich nur in diesem Umfang realisierb­ar ist. „Wenn Sie es nicht machen, dann kommen andere. Mering ist sehr beliebt bei den Bauträgern“, sagte Georg Resch zu Christian Fellner von der Firma Baustolz. „Es ist nicht unser Ziel, dass Grundstück­seigentüme­r und Bauträger am Ende zufrieden sind“, stellte Florian Mayer (CSU) klar. Wolfgang Bachmeir (SPD/parteifrei) erinnerte an die Möglichkei­t, dass Polytech einfach bleiben werde, wenn sich kein entspreche­nder Verkaufspr­eis erzielen lasse. „Mir ist ein fünfstöcki­ges Gebäude lieber als die jetzige Situation!“, sagte auch Götz Brinkmann (SPD/parteifrei). Jeder müsse selbst entscheide­n, ob er daran glaube, dass Polytech bei einer Weigerung tatsächlic­h weiter produziere, sagte Kandler: „Das müssen Sie beurteilen, ob das richtig ist, oder ob er bloß pokert.“Am Ende stimmten Merings Bürgermeis­ter und SPD mit neun Stimmen für den Bebauungsp­lan, CSU und Grüne lehnten mit insgesamt 15 Stimmen ab.

 ?? Foto: Eva Weizenegge­r ?? Die Firma Polytech will an einem neuen Ort ihren Betrieb errichte. Am bisherigen Standort soll stattdesse­n ein fünfstöcki­ges Mehrfamili­enhaus entstehen, um den Umzug zu finanziere­n. Doch die Mehrheit im Gemeindera­t lehnt eine so massive Bebauung ab.
Foto: Eva Weizenegge­r Die Firma Polytech will an einem neuen Ort ihren Betrieb errichte. Am bisherigen Standort soll stattdesse­n ein fünfstöcki­ges Mehrfamili­enhaus entstehen, um den Umzug zu finanziere­n. Doch die Mehrheit im Gemeindera­t lehnt eine so massive Bebauung ab.

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