Tour de France: Das erwarten die Landkreis Radler
Am heutigen Samstag beginnt das härteste Radrennen der Welt. Mit Spannung erwarten auch die Radsportler aus dem Wittelsbacher Land den Höhepunkt der Saison. Wem die hiesigen Rennfahrer die Daumen drücken und wie sie das Thema Doping sehen
Aichach Friedberg Das Warten hat für die Radsportfans ein Ende – heute startet die Tour de France, das härteste Radrennen der Welt. Vor allem die Deutschen dürfen sich freuen, fällt der Startschuss doch mit einem Einzelzeitfahren in Düsseldorf. Unsere Zeitung hat Radsportler im Landkreis AichachFriedberg gefragt, was sie sich von der Tour erwarten, wie sie das Thema Doping sehen und welchen Stellenwert das Radfahren im Vergleich zu anderen Sportarten einnimmt.
Einer, der dem Auftakt der Tour de France besonders entgegenfiebert ist der Untergriesbacher Fabian Schormair. Der Bundesliga-Fahrer vom Team Lotto-Kernhaus tippt beim Gesamtsieg auf den Australier Richie Porte und nicht auf Favorit Christopher Froome: „Der ist in diesem Jahr nicht so stark. Es könnte in diesem Jahr sehr spannend werden – ich tippe, dass Porte am Ende die Favoriten ärgern kann.“Die deutschen Fahrer sieht der 23-Jährige bei den Tagessiegen vorne: „Da waren wir auch im vergangenen Jahr die beste Nation. Mit André Greipel, Marcel Kittel und John Degenkolb haben wir gute Sprinter und beim Zeitfahren gehört Tony Martin zu den Besten.“Besonders die Daumen drückt er Emanuel Buchmann und Nils Pollet, gegen die er schon selbst gefahren ist: „Man kennt sich noch aus dem Jugendbereich und es ist schön zu sehen, dass es die beiden zur Tour geschafft haben.“
Die Vorfreude ist groß und dennoch gibt es bereits vor dem Start den ersten Aufreger. André Cardoso vom Trek-Segafredo-Team wurde während des Trainings positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet. Schormair hofft, dass es der einzige Dopingfall bleiben wird: „Gut ist, dass er jetzt die Tour erst gar nicht mitfahren darf. Dennoch wirft das ein schlechtes Bild auf den Sport.“Trotzdem findet es der Untergriesbacher schade, dass es beim Thema Doping meistens um den Radsport geht: „Doping steht über allem, dabei sollte man lieber über junge Sportler berichten, die tolle Leistungen zeigen“, so Schormair. Er könne auch nicht nachvollziehen, warum Ex-Profi Jan Ullrich nicht zum Auftakt in Düsseldorf eingeladen wurde: „Andere wurden des Dopings überführt und fahren nach einer Sperre wieder. Junge Fahrer wie ich haben wegen ihm mit dem Sport angefangen“, sagt der ehemalige Fahrer vom RSC Aichach, der aktuell aufgrund einer Virus-Erkrankung keine Rennen fahren kann: „Das ist natürlich ärgerlich. Mit der Tour kann ich mich wenigstens ablenken.“Besonders freut sich der 23-Jährige auf die Bergetappen, speziell wenn die Profis Anstiege meistern müssen, die Schormair ebenfalls schon bezwungen hat: „Es wird interessant sein, wie die Teams die Etappen taktisch angehen. Vielleicht kann ich mir für meine nächsten Rennen etwas abschauen.“Verfolgen wird er möglichst viele Etappen im TV bei der ARD, die nun schon im dritten Jahr in Folge nach langjähriger Abstinenz überträgt: „Das ist wichtig für die Sportart. Hinzu kommt, dass der Auftakt in Deutschland stattfindet. Das wird sicher ein interessanter Auftakt, den man sich in den Kalender eintragen sollte.“Einen Wunsch hat Schormair für die kommende Tour: „Das Sportliche soll im Vordergrund stehen und der Radsport wieder an Popularität gewinnen.“
Auch Stefan Effenberger, der Vorsitzende des RSC Mering, blickt am heutigen Samstag gespannt nach Düsseldorf. Dort beginnt ja mit dem Zeitfahren die Tour, und der 35-Jährige hofft dabei auch auf ei- nen deutschen Fahrer: auf Tony Martin. „Das wäre toll, wenn der den Prolog gewinnen würde. Dem drücke ich schon die Daumen“, meinte der Kissinger. Effenberger wird die Tour mit Interesse verfolgen, die Etappen wohl abends anschauen oder einige auch aufnehmen. Er hat dabei neben Tony Martin auch einen weiteren deutschen Akteur im Blick: André Greipel. „Dem traue ich zu, dass er ein gewichtiges Wort im Kampf um das Grüne Trikot mitreden kann und vielleicht auch die eine oder andere Etappe gewinnt“, meinte der Meringer RSC-Vorsitzende. Solche Etappensiege wären Werbung für den Radsport in Deutschland, wie auch die Tatsache, dass in diesem Jahr das größte Radsportereignis der Welt wieder im öffentlichrechtlichen Fernsehen, in der ARD übertragen wird. Das könne dem Radsport nur gut tun, ist sich Effenberger sicher – vorausgesetzt, alles läuft glatt und reibungslos ab. „Ich hoffe, dass es keine Anschläge oder ähnliches gibt – und dass Dopingskandale ausbleiben“, meinte Effenberger, der mit „zwei verschiedenen Augen“auf die Tour blickt. „Zum einen ist es faszinierend, zum anderen weiß man, dass gerade im Spitzensport aber auch immer wieder zu unlauteren Mitteln gegriffen wird – im Radsport ebenso wie in anderen Sportarten, wie man jetzt ja auch an den russischen Fußballern sieht“, so Effenberger. Der erklärt auch, dass selbst Amateure nicht immer ganz sauber fahren. „Ich hoffe, die Leute, die bei der Tour zuschauen, sagen nicht undifferenziert, dass alle gedopt sind und dass sie die Fahrer nicht vorverurteilen“, erklärte der 35-Jährige. Effenberger verurteilt jegliche Form von Doping und befürchtet, dass der Fall André Cardoso, der jetzt schon vor dem Tourstart mit Epo erwischt wurde, wieder einen Schatten auf den Radsport werfen könnte. Der Kissinger hält andererseits auch gar nichts davon, dass man Jan Ullrich, der 1997 die Tour gewonnen hatte, wegen dessen Dopingvergehens nicht zum Start der Frankreich-Rundfahrt eingeladen hat. „Ullrich hat damals mit dem Toursieg einen Radboom ausgelöst – und damals war das Dopingproblem noch ein ganz anderes. Damals war der Radsport dopingverseucht, was man ja auch an Fahrern wie Armstrong, Vogt oder Zabel gesehen hat“, meinte er. Und hat Stefan Effenberger einen Tour-Favoriten? „Ja, ich denke, dass Chris Froome auch in diesem Jahr nicht zu schlagen sein wird – er hat mit Sky auch die beste Mannschaft um sich. Ich glaube nicht, dass Nairo Quintana oder andere ihn gefährden können“, so seine sportliche Einschätzung.
Auch Sibylle Vormittag, eine der erfolgreichen Fahrerinnen des RSC Mering, wird die Tour am Rande verfolgen. „Ich schau mir die Zusammenfassungen gerne an, bin aber eher eine interessierte Beobachterin und gar nicht tiefer drin in der Materie. Deshalb habe ich auch keinen Favoriten oder jemanden, dem ich die Daumen drücke“, meinte sie mit einem Lachen. Eines aber ärgert die erfolgreiche Sportlerin: Dass man Doping immer mit Radsport in Verbindung bringt. „Ich denke, dieses Problem gibt es auch in vielen anderen Sportarten“, sagte sie.