Friedberger Allgemeine

Schrilles Piepsen in der Nacht

- Mke@augsburger allgemeine.de

DVON MICHAEL KERLER ass Maschinen eines Tages so etwas wie Intelligen­z besitzen könnten, wurde mir in meiner Jugendzeit bewusst, als Schachwelt­meister Garri Kasparow begann, gegen einen Rechner anzutreten. Im Jahr 1989 siegte Kasparow noch souverän gegen den Schachcomp­uter „Deep Thought“, 1996 gewann der Nachfolger „Deep Blue“bereits das erste von mehreren Spielen, 1997 musste Kasparow komplett klein beigeben.

Eines der ersten, vermeintli­ch ebenfalls intelligen­ten Dinge, die wir nach der Geburt unseres Sohnes installier­ten, waren Rauchmelde­r. In Bayern müssen bis zum 31. Dezember 2017 sowieso alle Bestandswo­hnungen nachgerüst­et werden. Die kleinen Geräte sind klug konzipiert: Bei Rauch und Brandgefah­r schlagen sie Alarm. Weil dies lebenswich­tig sein kann, warnt unser Gerät auch, wenn die Batterie zur Neige geht. Den Dienst verrichtet es akkurat und stur. Ohne Rücksicht auf die Ruhezeit von Menschen. Und wie sich herausstel­lte, steht bei unserem Modell der Piepston bei schwächer werdender Batterie in seiner Eindringli­chkeit dem eigentlich­en Alarm kaum nach.

Was dazu führte, dass die Familie kürzlich zwischen zwei und drei Uhr nachts durch ein infernalis­ch schrilles Pfeifkonze­rt aus dem Schlaf geschleude­rt wurde. Das Trommelfel­l schmerzte, ein kurzer Moment der Panik. Dem Gerät war aufgefalle­n, dass die Batterie schwächer wurde.

Immerhin wissen wir nun, dass die Geräte arbeiten. Ob es aber nicht neue Risiken mit sich bringt, wenn schlaftrun­kene Familienmi­tglieder weit nach Mitternach­t die Leiter aus dem Keller holen und auf Pantoffeln die Batterien der an hohen Altbau-Zimmerdeck­en klebenden Rauchmelde­r wechseln, sei dahingeste­llt. Auch wenn unser Gerät nicht das Nonplusult­ra am Markt sein mag, die Intelligen­z des Rauchmelde­rs scheint – anders als bei „Deep Blue“– doch ausbaufähi­g zu sein. Nicht ohne Grund hat sich der Internetgi­gant Google wohl vor einiger Zeit mit der Firma „Nest“einen Rauchmelde­r-Hersteller einverleib­t.

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Foto: Martin Gerten, dpa Wehe, wenn die Batterie des Rauchmel ders schwächelt.

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