Augsburg verkleidet sich zur „Rocky Horror Show“
Freilichtbühne Strapse, Highheels, Perücken und viel Schminke sind im Publikum und auf der Bühne zu bestaunen. Doch bei der Premiere des Musicals am Roten Tor gibt es auch einen Schock-Moment: Ein Darsteller verletzt sich
Den ganz großen Auftritt am Samstagabend gönnt sich Gert Dohn. Bis er, perfekt gestylt als Frank N. Furter, in einer der untersten Reihen der Freilichtbühne Platz nimmt, stolziert er im knappen schwarzen Slip, Strumpfbändern, Korsage, perfekter Schminke und atemberaubenden Highheels sehr, sehr langsam durch die Stuhlreihen am Roten Tor. Beifall brandet auf, Handys werden gezückt, der Ingolstädter lächelt zufrieden. Es hat sich also gelohnt.
Um das wirklich genießen zu können, ist der Mittsechziger für eine Nacht in ein Hotel gezogen. „Der Film von Richard O’Brien“, so Dohn, „war 1977 eine Revolution“, heute sei es eher ein großer Spaß. So sieht es auch eine 20-köpfige Clique aus Augsburg und Günzburg, die sich als „Kirchhof-Clan“bezeichnet und mit ihren Verkleidungen fast das gesamte Personal der Horror-Show abbildet. Frank N. Furter ist dabei, ebenso Magenta, Columbia, Eddie, Rocky und diverses „Hauspersonal“mit Häubchen und in Netzstrümpfen. Um in Fahrt zu kommen, hat sich die Gruppe bereits am frühen Abend zur Warm-up-Party getroffen, nochmals die Songs geübt, Spiele gemacht und das eine oder andere Gläschen getrunken. Sie sitzen in der ersten Reihe, verpassen keinen Einsatz und schwenken leidenschaftlich ihre Lichtstäbe. Am Ende der Vorstellung gehen sie beglückt nach Hause. Vor allem Marlene Hoffmann als Janet hat es ihnen angetan. Sie wollen versuchen, nochmals Karten zu bekommen – so eine Gelegenheit, in aller Öffentlichkeit Dessous zu tragen, gibt es bekanntlich nicht alle Tage.
Michaela Döring hat sich für ihren Besuch für eine rote Kette, schwarze Netzstrümpfe und Tüll- rock entschieden. Bärbel Matusche griff nur zum Tüllrock und buntem Oberteil. „Ich wollte mich einfach etwas auffällig anziehen“, sagt sie.
Bereits zum Premierenabend am Freitag kamen einige im richtigen Outfit. Wie „Albertine“, ein Mann mit schwarzer Perücke, Stöckelschuhen, Strapsen und starker Schminke, der extra aus Bielefeld angereist war und sich über die Zurückhaltung beim Premierenpublikum in Sachen Outfit wunderte.
Nicht mal ein heftiger Regenguss der Pause, konnte die Begeisterung schmälern. Eines allerdings ließ vielen am Ende der Premiere den Atem stocken: Darsteller Andy Kuntz, der „Riff Raff“spielte, stürzte von der Showtreppe. Der Kaiserslauterer Heavy-Metal-Sänger, der das Publikum bereits bei Jesus Christ Superstar, Hair und den Blues Brothers begeisterte, zog sich eine Prellung zu, musste sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Doch am Samstagabend, bei der zweiten Vorstellung, stand der 54-Jährige wieder auf der Bühne, wohl mit zusammengebissenen Zähnen, gemerkt hat man nichts. Immer nach dem Motto „The Show Must Go On“.
Als absolute Renner entpuppen sich übrigens die Fan–Taschen für vier Euro mit Konfetti, Ratsche, Spritzpistole, Toastscheibe und gein nauen Verhaltensregeln. 10 000 Stück hat das Theater geordert, doch man müsse, so Pressesprecher Philipp Peters, nachbestellen.
Freilichtbühne Die Rocky Horror Show steht bis 29. Juli insgesamt 25 Mal auf dem Programm des Theaters. Die Wochenenden sind bereits sehr gut ver kauft, dafür gibt es nur noch Restkarten. Die nächste Vorstellung ist am Diens tag, 4. Juli. Karten und Infos beim Besu cherservice, Telefon 0821/3244900 oder www.theater augsburg.de.
Der Schauspieler stürzte von der Showtreppe