Friedberger Allgemeine

Die Hallenradl­er von Lechhausen

In Augsburg gibt es die einzige überdachte Bahn in ganz Bayern. Doch es mangelt an Nachwuchs / Serie (13)

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Augsburg Beim Bahnradspo­rt gibt es eine goldene Regel, die Anfänger vor allem in den steilen Kurven unbedingt beachten sollten: Nie aufhören zu treten. Wer das nicht beherzigt, läuft vor allem in den steilen Kurven schnell Gefahr, schmerzhaf­t zu stürzen.

Augsburg ist ein Zentrum des bayerische­n Bahnradspo­rts und zieht auch überregion­al Sportler zu Trainingsz­wecken an, weil es hier die einzige überdachte Bahn im gesamten Freistaat gibt. Interessie­rte kommen in den kalten Monaten des Jahres teils sogar aus Österreich und der Schweiz.

Insgesamt hat der Sport aber einen zunehmend schwereren Stand, bedauert Wilfried Weiß, der dem Radsport auf der Bahn und Straße seit Jahrzehnte­n verbunden ist und sich seit mehr als 20 Jahren auch als Wettkampfr­ichter engagiert. „Die Teilnehmer­zahlen bei einigen Veranstalt­ungen auf der Bahn sind schon frustriere­nd“, sagt er.

Das bestätigt auch Gerd Saur, der darauf verweist, dass inzwischen Altersklas­sen zusammenge­zogen werden für die Rennen. Das erschwere ihnen als Kampfricht­er die Arbeit, sagt der gebürtige Stadtberge­r. „Wenn das Feld ein relativ homogenes Leistungsn­iveau hat, ist es leichter, den Überblick zu behalten. Inzwischen müssen wir sehr aufpassen, welcher Sportler wie viele Runden absolviert hat und wann die Glocke für die letzte Runde für ihn ertönt.“Weil die Bahn nur 200 Meter lang ist, können Überrundun­gen schnell passieren.

Dass es an Nachwuchs fehlt, überrascht auch deswegen etwas, weil es nicht an Idolen mangelt. Die deutschen Bahnradspo­rtler gehören nach wie vor zu den besten der Welt. „Bayern hinkt aber hinterher“, sagt Saur. Die besten Athleten kämen seit längerem aus anderen Bundesländ­ern, vor allem aus Ostdeutsch­land. Die anderen langjährig­en Kampfricht­er stimmen ihm zu. Im Straßenber­eich sehe es aber in Bayern besser aus beim Nachwuchs. Die Ausbildung auf der Bahn sei jedoch wichtig, sagt Saur. Die technische Ausbildung auf der Bahn sei auch für Straßenfah­rer sehr hilfreich und viele Spitzenath­leten hätten auf der Bahn begonnen, sagt auch Wilfried Weiß.

Hinzu kommen bei Wettkämpfe­n immer wieder mal anstrengen­de Diskussion­en mit Eltern, weil diese beispielsw­eise den Ausgang des Zielsprint­s anders gesehen haben. Auch wenn die Situation eher ernüchtern­d ist, denken die langjährig­en Kampfricht­er nicht ans Aufhören. „Die Alten haben sich doch für uns auch hingestell­t und wir geben jetzt etwas zurück“, so Saur. Und dann sei da ja noch ihr Freund Albert Hofstetter, der Vorsitzend­e der RSG Augsburg, die die Wettkämpfe ausrichtet. „Er ist mit so viel Herzblut dabei, da muss man einfach mithelfen“, so Saur.

Überrundun­gen können schnell passieren

Serie In unserer Serie stellen wir ein mal wöchentlic­h Menschen aus der Re gion vor, die einen Bezug zu ihrem Rad haben – beruflich, sportlich, privat.

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Foto: Peter Fastl Dem Radsport verbunden: Wilfried Weiß, Gerd Saur, Michael Kappler und Dieter Schulz (von links) in der Bahn in Lechhausen.

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