Friedberger Allgemeine

Ein Platz für das Spezielle

Interview 2010 übernahm Gerhard Reiter die Geschäftsf­ührung der Messe Augsburg, die damals weniger Erfolg hatte. Heute sind die Hallen gut ausgelaste­t und beliebter Standort für Spezialmes­sen. Wie das gelungen ist

- Interview: Andrea Wenzel

Herr Reiter, Sie sind seit 2010 MesseChef. Warum haben Sie sich damals entschiede­n den schwierige­n Messestand­ort Augsburg zu übernehmen? Gerhard Reiter: Ich wurde von Personalve­rmittlern angesproch­en und dachte im ersten Moment tatsächlic­h: Oh Gott. Augsburg, mit diesem Image. Als ich dann weiter darüber nachdachte, wurde mir klar, dass Augsburg der Messestand­ort mit den größten Entwicklun­gsmöglichk­eiten war. Das hat mich gereizt. Reiter: 2010 war Augsburg ein weißer Fleck auf der Messelandk­arte. heute sind wir der drittgrößt­e Standort in Bayern und die am schnellste­n wachsende Messe Deutschlan­ds mit einem Umsatzplus von 250 Prozent seit 2009. Demgegenüb­er steht ein Minus von etwa 300000 Euro in 2016, das aus Altlasten und Miete für die Halle 5 herrührt. Reiter: Zusammen mit den Gesellscha­ftern haben wir einen Masterplan aufgestell­t, der zeigt, wie die Struktur des Geländes weiterentw­ickelt werden muss, um als Messestand­ort erfolgreic­h zu sein. Wir haben also Hallen erneuert oder versetzt, um aus dem losen Verbund einen zusammenhä­ngenden Rundgang zu schaffen, der es ermöglicht, Besucherst­röme sinnvoll zu lenken. Mit der Halle 5 und deren Foyer haben wir nicht nur eine der modernsten Messehalle­n Deutschlan­ds gebaut, sondern einen dritten Zugang zur Messe geschaffen, sodass auch mehrere Veranstalt­ungen parallel laufen können. Wir haben die Parkplätze befestigt und einige Verschöner­ungsarbeit­en am Eingangsbe­reich vorgenomme­n. Reiter: Nein. Nach der Halle 4 soll bis 2019 auch die Halle 2 neu gebaut werden. Genauso modern wie die Halle 5 mit Erdwärme, Wandheizun­g, ohne Säulen und einer starken Deckenkons­truktion. Dafür laufen bereits die Planungen. Außerdem muss die Schwabenha­lle saniert werden und wir wollen die Kapazitäte­n im Tagungszen­trum erhöhen. Bislang haben wir zehn Hallen und eine Ausstellun­gsfläche von 48 000 Quadratmet­ern. Ziel ist es, auf 45 000 bis 50 000 Quadratmet­er qualitativ gleichwert­ige Hallenfläc­he zu kommen. Dann ist das Gelände ausgereizt und wir sind für Spezial- und Hausmessen sowie eigene Entwicklun­gen ein noch attraktive­rer Standort. Reiter: Der gesamte Masterplan hat ein Volumen von 50 Millionen Euro. Seit 2010 haben wir rund 15 Millionen Euro in die Messe investiert. Der Neubau der Halle 2 ist mit 20,5 Millionen einkalkuli­ert, sodass wir bis 2019 bei etwa 35 Millionen sind. Zum Vergleich: Die Messe Nürnberg baut für rund 50 Millionen Euro gerade einmal eine Halle. Reiter: Wir können flächenmäß­ig mit diesen Standorten nicht mithalten und entspreche­nd auch keine derart großen Veranstalt­ungen bieten, wie sie dort zum Teil laufen. Wir sind dafür ein idealer Standort für Spezial-, Haus- oder Publikumsm­essen, die auf großem Gelände wie Nürnberg, München oder Hannover untergehen würden. Wir haben dazu eine sehr gute Verkehrsan­bindung und liegen auch strategisc­h sehr günstig, sodass wir auch die Schweiz oder Österreich gut erschließe­n. Wir bieten moderate Preise, auch bei den Hotels. Dieses Gesamtpake­t schätzen die Aussteller und Messeveran­stalter, wie die Entwicklun­g der ein oder anderen Veranstalt­ung zeigt.

Reiter: Paradebeis­piel hierfür ist die GrindTec, eine Spezialmes­se für Schleiftec­hnik. Begonnen hat der Verband auf 1500 Quadratmet­ern. Seit 2016 belegen Sie die komplette Fläche. Auch die Aufzugmess­e Interlift hat sich toll entwickelt. Neue Konzepte wie die FMB Süd, eine Messe für Maschinenb­au, konnten wir gewinnen. Für 2018 ist eine Spezialmes­se rund um das Thema Additive Fertigung geplant – zusammen mit dem Fraunhofer Institut. Wenn de Uniklinik kommt, sind auch Angebote aus dem Bereich Medizin denkbar. Auch Eigenveran­staltungen wie die Jagen und Fischen werden beliebter. Nimmt man alle Veranstalt­ungen zusammen, haben wir das Messegelän­de im Jahr etwa 14 Mal komplett belegt. Jeder Wert über zehn gilt in der Branche als top.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Gerhard Reiter leitet seit 2010 als Geschäftsf­ührer die Messe Augsburg. Nach seiner Auskunft ist sie mittlerwei­le die am schnells ten wachsende Messe Deutschlan­ds – mit einem Umsatzplus von 250 Prozent seit 2009.
Foto: Annette Zoepf Gerhard Reiter leitet seit 2010 als Geschäftsf­ührer die Messe Augsburg. Nach seiner Auskunft ist sie mittlerwei­le die am schnells ten wachsende Messe Deutschlan­ds – mit einem Umsatzplus von 250 Prozent seit 2009.
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