Augsburg feiert auf den Straßen
Drei Tage lang strömen zehntausende Menschen durch die Innenstadt und lassen sich auch von Regenschauern nicht abhalten. Welche Bilanz Besucher, Veranstalter, Polizei und Gastronomen ziehen
Nach der zweiten Auflage der „Augsburger Sommernächte“ziehen Veranstalter, Gastronomen, Polizei und Rettungsdienste eine positive Bilanz. Polizeisprecherin Rebekka Oehmichen sprach von einem „weitgehend friedlichen und ruhigen Verlauf“. Heinz Stinglwagner, Geschäftsführer der City-Initiative, die das Stadtfest im Auftrag der Stadt veranstaltet, sagt: „Mit dem Wetter haben wir unter dem Strich richtig Schwein gehabt. Auch als es am Freitagabend den starken Regen gab, haben sich viele Leute untergestellt und sind geblieben.“Zudem sei an allen 14 Standorten in der Festzone etwas los gewesen.
Offizielle Besucherzahlen gibt es nicht, weil nicht gezählt wird. Ein Vergleich mit den 2011 eingestellten Max-Festen legt aber nahe, dass es mehr als 100 000 gewesen sein könnten. Ob die Rechnung für die CIA aufging, ist noch ungewiss. 400 000 Euro kostet das Stadtfest. Finanziert wird es durch einen 100000-EuroZuschuss der Stadt, Sponsoring und Standmieten von Gastronomen. Zwar steht damit die Kalkulation laut Stinglwagner schon zu etwa 80 Prozent im Vorfeld, allerdings würden beispielsweise Strom und Abfallentsorgung erst im Nachhinein abgerechnet. Die Polizei zeigte sich in einer ersten Bilanz zufrieden. Ein endgültiges Fazit, auch was den erstmaligen Einsatz der Videoüberwachung im Innenstadtbereich betrifft, könne man erst in einigen Tagen ziehen. Trotz der Sicherheitsvorkehrungen ermittelt die Polizei zu zwei Vorfällen, bei denen Frauen belästigt wurden. Am Freitag gegen 22.45 Uhr fasste ein Unbekannter einer 36-Jährigen am Rathausplatz zwischen die Beine. Der Vorfall ereignete sich vor den öffentlichen Toiletten. Die Frau stieß den Täter weg, der daraufhin wegging. Die Frau meldete den Vorfall eine Stunde später der Polizei. Eine Fahndung blieb ohne Erfolg. Der Täter soll um die 20 Jahre alt sein, 1,70 Meter groß, schlank und dunkelhäutig (afrikanisches Aussehen). Er trug eine rote Baseballkappe, ein dunkles Poloshirt und Flipflops. Er hatte Ohrringe und eine Halskette.
Am Samstag gegen 1 Uhr meldete ein Sicherheits-Mitarbeiter der Polizei, dass am Königsplatz mehrere junge Frauen durch eine Gruppe junger Männer belästigt würden. Als eine Streife dort nachsah, war aber niemand mehr da. Die Polizei bittet in beiden Fällen um Hinweise unter der Nummer 0821/323-2110.
Die Rettungsdienste versorgten an allen drei Festtagen um die 110 Patienten. Die meisten Patienten seien nur leicht verletzt oder erkrankt gewesen. Während die Lage am Donnerstag und Freitag eher ruhig war, häuften sich in der Nacht zum Sonntag aber die Notarzt-Einsätze aufgrund betrunkener Gäste am Rande der Festzone und auf dem Gelände. In der Nacht auf Sonntag wurden mehr als 50 Patienten versorgt, zwölf von ihnen kamen zur weiteren Behandlung in Krankenhäuser, ein Teil davon alkoholbedingt. Getrübt wurde die Stimmung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte von Rotem Kreuz, DLRG, Maltesern und Johannitern durch eine Sachbeschädigung an einem Rettungswagen in der Nacht auf Sonntag. Die Polizei ermittelt.
Auch die Gastronomen waren überwiegend zufrieden. „Wir sind komplett ausverkauft – für uns waren alle drei Tage richtig gut“, sagte Enrico Forster aus Nürnberg, der auf dem Fest Cookie Dough anbietet, eine Spezialität aus rohem Keksteig. „Wir sind das nächste Mal auf jeden Fall wieder mit dabei.“
Einige Stände weiter in der Maxstraße musste Yasin Sahin trotz Kundenandrangs gerade die Verkaufsklappe seines Pizzawagens schließen, weil auch hier der Teig ausgegangen ist. „Wir machen gleich wieder auf, sobald Nachschub da ist.“Auch er ist mit dem Geschäft zufrieden, obwohl der Donnerstag recht schlecht gelaufen sei. Hinter dem Römischen Museum betreut Michael Winkler vom „Drunken Monkey“den Bierstand von Schwarzbräu und verkauft dort auch Craftbeer. „Ich sehe das eher als Werbung für meine Kneipe, da passt das Geschäft schon“, sagt er. Immerhin kämen hier Gäste, die sonst wohl nie den Weg in seine Kneipe finden würden.
Mitunter gab es aber auch Kritik. So sei die Festzone zu weitläufig, klagte Renate Paul vom „Schokofrüchte Paradies“. Sie stand am Ulrichsplatz. „Vorne in der Maxstraße drängen sich die Menschen und hier kommt kaum mehr ein Kunde an.“
Bei den Besuchern kam das Fest gut an. „Augsburg hat einen unglaublichen Charme. Solche Straßenfeste haben wir nicht in München, dort ist alles anonym und nicht so süß wie in Augsburg“, so Maria Sanktjohanser. Ihre Augsburger Freundin Theresa Frohnwieser war an allen drei Tagen unterwegs. „Ich freue mich, dass es das Fest gibt, nachdem nach dem Ende der Max-Feste ja so lange Flaute war“, sagt sie.
Seit dem Sonntagmorgen laufen in der Innenstadt die Reinigungsund Abbauarbeiten. Bis heute Abend müssen alle etwa 100 Stände und Bühnen abgebaut sein. Die lauten Arbeiten sollen vor allem am heutigen Montag über die Bühne gehen. »Mehr Bilder auf Seite 39
Die Rettungsdienste versorgten 110 Patienten