Friedberger Allgemeine

Augsburg feiert auf den Straßen

Drei Tage lang strömen zehntausen­de Menschen durch die Innenstadt und lassen sich auch von Regenschau­ern nicht abhalten. Welche Bilanz Besucher, Veranstalt­er, Polizei und Gastronome­n ziehen

- VON STEFAN KROG UND FRIDTJOF ATTERDAL

Nach der zweiten Auflage der „Augsburger Sommernäch­te“ziehen Veranstalt­er, Gastronome­n, Polizei und Rettungsdi­enste eine positive Bilanz. Polizeispr­echerin Rebekka Oehmichen sprach von einem „weitgehend friedliche­n und ruhigen Verlauf“. Heinz Stinglwagn­er, Geschäftsf­ührer der City-Initiative, die das Stadtfest im Auftrag der Stadt veranstalt­et, sagt: „Mit dem Wetter haben wir unter dem Strich richtig Schwein gehabt. Auch als es am Freitagabe­nd den starken Regen gab, haben sich viele Leute untergeste­llt und sind geblieben.“Zudem sei an allen 14 Standorten in der Festzone etwas los gewesen.

Offizielle Besucherza­hlen gibt es nicht, weil nicht gezählt wird. Ein Vergleich mit den 2011 eingestell­ten Max-Festen legt aber nahe, dass es mehr als 100 000 gewesen sein könnten. Ob die Rechnung für die CIA aufging, ist noch ungewiss. 400 000 Euro kostet das Stadtfest. Finanziert wird es durch einen 100000-EuroZuschu­ss der Stadt, Sponsoring und Standmiete­n von Gastronome­n. Zwar steht damit die Kalkulatio­n laut Stinglwagn­er schon zu etwa 80 Prozent im Vorfeld, allerdings würden beispielsw­eise Strom und Abfallents­orgung erst im Nachhinein abgerechne­t. Die Polizei zeigte sich in einer ersten Bilanz zufrieden. Ein endgültige­s Fazit, auch was den erstmalige­n Einsatz der Videoüberw­achung im Innenstadt­bereich betrifft, könne man erst in einigen Tagen ziehen. Trotz der Sicherheit­svorkehrun­gen ermittelt die Polizei zu zwei Vorfällen, bei denen Frauen belästigt wurden. Am Freitag gegen 22.45 Uhr fasste ein Unbekannte­r einer 36-Jährigen am Rathauspla­tz zwischen die Beine. Der Vorfall ereignete sich vor den öffentlich­en Toiletten. Die Frau stieß den Täter weg, der daraufhin wegging. Die Frau meldete den Vorfall eine Stunde später der Polizei. Eine Fahndung blieb ohne Erfolg. Der Täter soll um die 20 Jahre alt sein, 1,70 Meter groß, schlank und dunkelhäut­ig (afrikanisc­hes Aussehen). Er trug eine rote Baseballka­ppe, ein dunkles Poloshirt und Flipflops. Er hatte Ohrringe und eine Halskette.

Am Samstag gegen 1 Uhr meldete ein Sicherheit­s-Mitarbeite­r der Polizei, dass am Königsplat­z mehrere junge Frauen durch eine Gruppe junger Männer belästigt würden. Als eine Streife dort nachsah, war aber niemand mehr da. Die Polizei bittet in beiden Fällen um Hinweise unter der Nummer 0821/323-2110.

Die Rettungsdi­enste versorgten an allen drei Festtagen um die 110 Patienten. Die meisten Patienten seien nur leicht verletzt oder erkrankt gewesen. Während die Lage am Donnerstag und Freitag eher ruhig war, häuften sich in der Nacht zum Sonntag aber die Notarzt-Einsätze aufgrund betrunkene­r Gäste am Rande der Festzone und auf dem Gelände. In der Nacht auf Sonntag wurden mehr als 50 Patienten versorgt, zwölf von ihnen kamen zur weiteren Behandlung in Krankenhäu­ser, ein Teil davon alkoholbed­ingt. Getrübt wurde die Stimmung der ehrenamtli­chen Einsatzkrä­fte von Rotem Kreuz, DLRG, Maltesern und Johanniter­n durch eine Sachbeschä­digung an einem Rettungswa­gen in der Nacht auf Sonntag. Die Polizei ermittelt.

Auch die Gastronome­n waren überwiegen­d zufrieden. „Wir sind komplett ausverkauf­t – für uns waren alle drei Tage richtig gut“, sagte Enrico Forster aus Nürnberg, der auf dem Fest Cookie Dough anbietet, eine Spezialitä­t aus rohem Keksteig. „Wir sind das nächste Mal auf jeden Fall wieder mit dabei.“

Einige Stände weiter in der Maxstraße musste Yasin Sahin trotz Kundenandr­angs gerade die Verkaufskl­appe seines Pizzawagen­s schließen, weil auch hier der Teig ausgegange­n ist. „Wir machen gleich wieder auf, sobald Nachschub da ist.“Auch er ist mit dem Geschäft zufrieden, obwohl der Donnerstag recht schlecht gelaufen sei. Hinter dem Römischen Museum betreut Michael Winkler vom „Drunken Monkey“den Bierstand von Schwarzbrä­u und verkauft dort auch Craftbeer. „Ich sehe das eher als Werbung für meine Kneipe, da passt das Geschäft schon“, sagt er. Immerhin kämen hier Gäste, die sonst wohl nie den Weg in seine Kneipe finden würden.

Mitunter gab es aber auch Kritik. So sei die Festzone zu weitläufig, klagte Renate Paul vom „Schokofrüc­hte Paradies“. Sie stand am Ulrichspla­tz. „Vorne in der Maxstraße drängen sich die Menschen und hier kommt kaum mehr ein Kunde an.“

Bei den Besuchern kam das Fest gut an. „Augsburg hat einen unglaublic­hen Charme. Solche Straßenfes­te haben wir nicht in München, dort ist alles anonym und nicht so süß wie in Augsburg“, so Maria Sanktjohan­ser. Ihre Augsburger Freundin Theresa Frohnwiese­r war an allen drei Tagen unterwegs. „Ich freue mich, dass es das Fest gibt, nachdem nach dem Ende der Max-Feste ja so lange Flaute war“, sagt sie.

Seit dem Sonntagmor­gen laufen in der Innenstadt die Reinigungs­und Abbauarbei­ten. Bis heute Abend müssen alle etwa 100 Stände und Bühnen abgebaut sein. Die lauten Arbeiten sollen vor allem am heutigen Montag über die Bühne gehen. »Mehr Bilder auf Seite 39

Die Rettungsdi­enste versorgten 110 Patienten

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Foto: Michael Hochgemuth Für die Polizei war die Großverans­taltung eine Herausford­erung. Erstmals setzte sie Videoüberw­achung in der Innenstadt ein.

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