Friedberger Allgemeine

Friedberg geht das Thema Wohnen an

Immobilien Eine Arbeitsgru­ppe soll Wege finden, den Druck zu lindern. Der Stadtrat verabschie­det außerdem neue Richtlinie­n zur Vergabe von Baugrundst­ücken. Warum diese nur vorläufig sind

- VON UTE KROGULL

Friedberg Tausende Suchanfrag­en für Wohnungen und Häuser in Friedberg gibt es in Online-Immobilien­portalen. Hunderte Menschen stehen auf der Warteliste für Baugrundst­ücke. Die Immobilien­preise haben sich in zehn Jahren verdoppelt: In dieser Situation versucht die Stadt Friedberg, dem Siedlungsd­ruck Herr zu werden. So wurde eine Projektgru­ppe gegründet, die sich des Themas annehmen soll. Sie wird Aspekte wie die Förderung spezieller Wohnformen – zum Beispiel Senioren- oder Behinderte­nWGs – genauso angehen wie den sozialen Wohnungsba­u oder Vorbildmod­elle wie das von München. In Landeshaup­tstadt kauft die Kommune alle Bauflächen auf und veräußert sie dann weiter; ein Drittel wird generell dem geförderte­n Wohnbau gewidmet.

Eine vordringli­che Aufgabe der Friedberge­r Arbeitsgru­ppe wird es auch sein, neue Richtlinie­n zur Grundstück­svergabe zu erarbeiten. Die EU hatte, wie berichtet, das klassische bayerische Einheimisc­henmodell gekippt, demzufolge Ortsansäss­ige bevorzugt werden können. Nun zählen in erster Linie Einkommen und Vermögen bei der Vergabe von Grundstück­en aus kommunaler Hand, erst danach andere Kriterien. Friedberg, das in letzter Zeit kaum Grundstück­e im Einheimisc­henmodell verkaufen steht jetzt unter Zeitdruck, und zwar wegen des Baugebiets Afrastraße. Hier hat die Kommune Grundstück­e zu vergeben für sechs Einfamilie­nhäuser, vier Doppelhaus­hälften und 17 Reihenhäus­er. Es liegen bereits Bewerbunge­n vor, obwohl die Vergabe voraussich­tlich erst in einem halben Jahr erfolgt. Die Quadratmet­erpreise stehen noch nicht fest, dürften nach städtische­r Angabe aber zwischen 300 und 400 Euro liegen. Nicht subvention­ierte Grundstück­e sollen 50 Euro mehr kosten.

Um die Vergabe an der Afrastraße zu regeln, beschloss der Stadtrat vorläufige Vergaberic­htlinien. Sie beruhen auf der Grundlage des Kompromiss­es mit der EU. Demzuder folge gilt grundsätzl­ich: Wer ein subvention­iertes Grundstück bekommt, darf ein Brutto-Jahreseink­ommen von 45000 (Single) bzw. 90 000 Euro (Paar) nicht überschrei­ten. Für jedes Kind werden 7000 Euro angerechne­t. Außerdem darf das Vermögen an Bankguthab­en, Immobilien usw. nicht mehr betragen, als das Grundstück kostet. Bei einem 220-Quadratmet­er-Areal für 320 Euro pro Quadratmet­er wären das 70400 Euro, so eine Beispielre­chnung der Stadt.

Erst danach zählen weitere Auswahlkri­terien, über die der Stadtrat entscheide­n darf. So gibt es in Friedberg Punkte für Ortsansäss­igkeit, Berufstäti­gkeit im Stadtgebie­t und Familienst­and. Zusatzpunk­te erhalkonnt­e, ten unter anderem Alleinerzi­ehende, Behinderte und Pflegebedü­rftige. Bürgermeis­ter Roland Eichmann kritisiert­e die neuen EURichtlin­ien: „Je weniger man sich ein Grundstück leisten kann, desto eher bekommt man es.“Das Haus müssen sich Bauwillige nun über einen reinen Kredit finanziere­n.

Im Gegensatz zum Markt Mering, der auch fürs Ehrenamt Punkte vergibt (siehe Bericht auf Seite 4), tut Friedberg das zumindest vorerst nicht. Begründung: Bei dem komplexen Punktesyst­em würde das den Faktor Ortsansäss­igkeit noch mehr schwächen. Außerdem, so berichtete Eichmann, spiele es bei der Vergabe keine Rolle, wo jemand sein Ehrenamt ausübt. »Kommentar

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