Die einen ringen, doch alle feiern
Für das internationale Freundschaftsfest wird die Stefanstraße gesperrt. Musik und der türkische Nationalsport machen allen Freude – aber manche plagen trotzdem Sorgen
Friedberg Beim internationalen Freundschaftsfest begegnen sich Menschen unterschiedlicher Kulturen und lernen voneinander. Ein blauer Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperaturen: Besser hätte das Wetter nicht werden können. So war am Samstag zwischen 15 und 18 Uhr die Stefanstraße zwischen der Fatih Moschee und St. Stefan nicht mehr wiederzuerkennen. Die türkisch-islamische sowie die katholische und evangelische Gemeinde hatten gemeinsam mit der Stadt Friedberg als Partner ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt.
Unter anderem begeisterten fünf Ölringer des TSV Aichach die Gäste. Tunahan Cedimoglu und Ubaidullah Besmellah schafften es bis ins Finale und kämpften ab 16.30 Uhr mehrere Runden auf der grünen Wiese gegenüber der Festzone. Alle Augen der Gäste waren auf die beiden Ringer gerichtet, die in den Pausen immer wieder mit Olivenöl eingeschmiert wurden. Letztendlich war es Tunahan Cedimoglu, der überlegen als Sieger hervorging. So mancher deutsche Besucher traute seinen Augen nicht, welchen Kampf sich die Ölringer hier geliefert hatten. In der Türkei dauern solche Wettkämpfe oft drei Tage.
Bei der Begrüßung wiesen Monika Göppel von der evangelischen Gemeinde, Pater Markus Hau von der katholischen Gemeinde, Imam Murat Isik von der Fatih-Moschee und Bürgermeister Roland Eichmann darauf hin, dass Gesellschaft nur gemeinsam funktioniere und man in der heutigen Welt im Kleinen anfangen müsse. In Friedberg gelinge das sehr gut, darin sind sie sich einig. Der Dialog der Religionen beginne vor Ort.
Kulturelle Gegensätze müssen nicht immer trennen. Beim Freundschaftsfest kamen viele Menschen zusammen, Berührungsängste wurden abgebaut. „Wir haben nicht so viele Gelegenheiten, zusammenzukommen und zu feiern. Hier ist es egal, welche Nation und Religion der andere hat“, sagte Thasin Cos- hun von der Ditib in Friedberg. Es war schwierig, einen Platz zu finden, so groß war der Andrang. An einem Tisch saßen Frauen der internationalen Frauengruppe Friedberg. Frauen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen, die sich treffen und sich austauschen. Türkische Frauen haben diese Gruppe vor einigen Jahren gegründet. „Zum internationalen Freundschaftsfest kamen auch viele Flüchtlingsfrauen mit ihren Familien. Für sie ist es wichtig, sich hier in Friedberg zu integrieren“, freut sich Ulrike Proeller von der Stadt Friedberg. Die internationalen Frühstücke, die dreibis viermal im Jahr stattfinden, seien beliebt. Auch andere Veranstaltungen gibt es nach Angaben der Integrationsbeauftragten: „Als Nächstes ist am 15. Juli ein Ganztagesausflug nach Salzburg geplant. Jeder kann daran teilnehmen.“
Auch musikalisch war einiges geboten. Neben türkischem Gesang, orientalischer Musik, deutscher Flötenund Blasmusik sorgte der Sänger Yasar Dogan aus Augsburg diesmal für beste Stimmung – mit türkischen Liedern, aber auch mit seiner bayerischen Mundart, gespickt mit einfühlsamen Texten rund um die Freundschaft. Ein vielfältiges internationales Büfett erwartete die über 300 Gäste. Ibrahim Mestanlaroglu vom türkischen Kulturverein war in traditioneller Tracht dabei und verteilte den Süßholztee Meyan Serbeti, der in der Türkei während des Fastenmonats Ramadan getrunken wird, der allerdings schon vorbei ist. Türkische Frauen bereiteten mit ihrer landestypischen Nachspeise Halka, die sie in heißem Fett zubereiteten, süße Gaumenfreuden. Auch die Kirchenführung von Kreisheimatpfleger Hubert Raab in St. Stephan war sehr begehrt. Viele Gäste, egal welcher Herkunft, nahmen das Angebot wahr.
Inge Kolberg aus Bachern war mit einer befreundeten syrischen Familie zum Freundschaftstag gesehr kommen. Sie arbeitet schon lange im Asylhelferkreis. Selbstverständlich haben beide Familien etwas zum bunten Büfett beigesteuert. „Mir macht das sehr viel Spaß, andere Kulturen kennenzulernen. Im Moment suche ich nach einer Wohnung für meine syrischen Freunde“, sagte sie. Auch Walter Conradi und Werner Fischer kamen gemeinsam mit syrischen Freunden aus der Flüchtlingsunterkunft in Friedberg-West, für die sich einsetzen, zum Fest. Sie nennen ebenfalls Wohnungssuche als größtes Problem der Integration. Doch diese Sorgen konnten alle am Samstag für ein paar Stunden vergessen.