Friedberger Allgemeine

„Ich verneige mich“: Angela Merkel würdigt Helmut Kohl

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„Helmut Kohl hat Umbrüche mitgestal tet und entscheide­nd das Deutsch land und das Europa mitgeschaf­fen, in dem wir alle heute leben. Vieles, was für uns selbstvers­tändlich ist, geht auf ihn zurück … So manche Geister schieden sich an ihm. Nicht wenige haben sich an ihm ab gearbeitet und gerieben. Viele von uns – auch ich – können davon erzählen. Doch das tritt zurück hinter dem überra genden Lebenswerk … Was mir persönlich an Helmut Kohl be sonders imponierte, das waren sein so ausgeprägt­es und feines Gespür für das politisch Machbare, wie auch sei ne unerschütt­erlichen Überzeugun­gen, die ihn in seinen Entscheidu­ngen lei teten … Helmut Kohl verstand es, Brü cken zu bauen, sie reichten nach Pa ris und Warschau, nach Washington und Moskau … Als Helmut Kohl Bundeskanz­ler wurde, waren Deutschlan­d und Europa ge teilt … Am Ende seiner Amtszeit war Deutschlan­d vereint und zum ersten Mal in seiner Geschichte mit allen seinen Nachbarsta­aten in Frieden, Freiheit und Freundscha­ft verbunden … Seine tiefe europäisch­e Überzeugun­g und das Vertrauen, was er weltweit genoss, hal fen ihm, Sorgen und Bedenken gegen über einem vereinten Deutschlan­d zu zerstreuen. Das wird für immer die al les überragend­e, einmalige, historisch­e Leistung Helmut Kohls bleiben … Sein Weg wird noch einmal durch sein Ludwigshaf­en führen. Hier war er zu Hause. Lange Jahre zusammen mit sei ner ersten Frau Hannelore, die ihm in guten wie in schlechten Zeiten stets zur Seite stand … Und liebe Frau Kohl Richter, Sie haben Ihren Ehemann in all den letzten Jahren voller Hingebung und Liebe begleitet – bis zuletzt. Ihnen gehört mein Mitgefühl. Mein Mitge fühl gehört allen, die in Helmut Kohls Familie um ihn trauern … Ohne Helmut Kohl wäre das Leben von Millionen Menschen, die bis 1990 hinter der Mauer lebten, völlig anders verlaufen – natürlich auch meines. Lieber Bundeskanz­ler Helmut Kohl, dass ich hier stehe, daran haben Sie ent scheidende­n Anteil. Danke für die Chan cen, die Sie mir gegeben haben. Danke für die Chancen, die Sie vielen anderen eröffnet haben. Danke für die Chancen, die wir als Deutsche und Europäer durch Sie erhalten haben. Sie haben unendlich viel erreicht. Mö gen Sie in Frieden ruhen. Jetzt ist es an uns, Ihr Vermächtni­s zu bewahren. Ich verneige mich vor Ihnen und Ih rem Angedenken – in Dankbarkei­t und Demut.“

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