Friedberger Allgemeine

Faszinatio­n Wald

Der Förster Rolf Banholzer erzählt im Derchinger Forst von Zecken und Schnecken, dem Klimawande­l und unerwünsch­ten Einwandere­rn

- VON LEONIE STEINHARDT

Derching Blauer Himmel, strahlende­r Sonnensche­in und heiße Temperatur­en. Wo könnte man sich bei der Hitze besser aufhalten als im schattigen Wald? Da bot sich die Führung durch den Derchinger Forst mit Förster Rolf Banholzer an. Rolf Banholzer führt seit 25 Jahren Gruppen durch den Wald, diesmal den Kneipp-Verein. Er teilt seine Begeisteru­ng für den Forst gerne mit anderen. Und er hat viel zu berichten. Mit nur 22 Prozent Waldbestan­d ist der Landkreis AichachFri­edberg eher gering bewaldet im Vergleich zu den restlichen Gebieten Bayerns. „Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Region einen besonders nährstoffr­eichen Boden hat und damit der Anteil an Landwirtsc­haft sehr hoch ist“, erklärt Banholzer.

Der Wald ist aber sehr wichtig für Menschen und viele andere Lebewesen, das sollte man laut Banholzer nicht aus den Augen verlieren. Aus diesem Grund gibt es jährlich eine Woche des Waldes, die sich ganz um den Forst dreht. So auch diesen Juni unter dem Motto „Klima.Wunder.Wald“. Die Frage „Was hat der Wald mit dem Klima und Klimawande­l zu tun?“steht im Mittelpunk­t. Auch bei der Wanderung durfte dieses Thema nicht zu kurz kommen. Ein Beispiel, wie der Klimawande­l sich auf den Wald auswirkt, hat Banholzer. Zu Beginn seiner Berufsausb­ildung kam es viel seltener vor, dass er nach dem Waldbesuch eine Zecke hatte. Inzwischen habe die Zahl an Zecken durch die kurzen und milden Winter deutlich zugenommen.

Während sich für die kleinen Blutsauger das Klima günstig entwi- ckelt hat, ist es für die Bäume eher problemati­sch. Die Stressfakt­oren für die Lebewesen nehmen zu. Schadinsek­ten dagegen kommen leider sehr gut mit den wärmeren Lebensbedi­ngungen klar. Schädlinge, die bislang keinen passenden Lebensraum gefunden haben, verbreiten sich nun in Mitteleuro­pa. Durch die Globalisie­rung und den Handel zwischen den Kontinente­n kommt es immer öfter zur Einschlepp­ung von Pflanzenkr­ankheiten und Schädlinge­n, zum Beispiel der asia- tische Laubholzbo­ckkäfer, der aufgrund seiner Zerstörung­swut gefürchtet ist. Trotz allem birgt der Forst auch viele schöne und fasziniere­nde Seiten. Schnecken, die sich mit einer Art Hülle um ihre Hausöffnun­g vor dem Austrockne­n bei den hohen Temperatur­en schützen, alte Bäume mit unglaublic­h dicken Stämmen und Nistkästen, die von den verschiede­nsten Tieren genutzt werden. Banholzer gestaltet seine Führungen interaktiv. So geht es auf die Suche nach einem Fuchsfell, das sich perfekt in die Umgebung einfügt und kaum zu sehen ist. Oder die Teilnehmer können einfach mal die Perspektiv­e ändern und mithilfe von kleinen Spiegeln den Wald auf den Kopf stellen.

Leider reicht die kurze Zeit bei Weitem nicht, um den Derchinger Forst in all seinen Facetten kennenzule­rnen. Wer aber regelmäßig einen Spaziergan­g macht und an einer Führung teilnimmt, bekommt einen sehr guten Einblick in die ganz eigene Welt des Waldes.

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Foto: Leonie Steinhardt Förster Rolf Banholzer führt durch den Derchinger Forst.

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