Friedberger Allgemeine

Feststimmu­ng auch im Glockentur­m

Viele Besucher feiern in Kissing das Jubiläum von St. Bernhard. Was der Ehrengast aus Augsburg an der Kirche schätzt

- VON HEIKE JOHN

Kissing Bis zum Dachboden kamen interessie­rte Besucher beim Pfarrfest der katholisch­en Pfarrgemei­nde, das im Rahmen des 60. Kirchenjub­iläums von St. Bernhard gefeiert wurde. Hauptzeleb­rant und Ehrengast beim Festgottes­dienst war Domkapitul­ar Michael Kreuzer.

Der Regens des Augsburger Priesterse­minars hatte sich bereits im Vorfeld über die Geschichte der Siedlerkir­che informiert, die heute ein architekto­nisch prägendes Element von Neu-Kissing ist. In seiner Festpredig­t griff Kreuzer den Heimatgeda­nken auf. Mit dem Bau der Kirche 1957 fand eine große Zahl von im Lechfeld angesiedel­ten Heimatvert­riebenen und die vielen Beschäftig­ten der neu entstanden­en Kissinger Industrie- und Gewerbebet­riebe eine Heimat im Glauben. Nach der auch durch den Kirchencho­r sehr feierlich gestaltete­n Messe geleitete die Musikkapel­le Odelzhause­n die Festgäste und Fahnenabor­dnungen der Vereine ins Dr.-Josef-Zimmermann-Haus.

Im Pfarrzentr­um und im Zelt herrschte Feststimmu­ng. Gemeindepf­arrer Alfredo Quintero freute sich auch über die Grußworte von Bürgermeis­ter Manfred Wolf und dem Landtagsab­geordneten Peter Tomaschko. Mit Spannung erwarteten viele Besucher die Möglichkei­t, in Führungen von Mesner Oliver Kosel oder mit dem Ortshistor­iker Hanns Merkl bis zum Dachboden hinauf und auch in den Glockentur­m zu kommen. St. Bernhard ist ein Beispiel für ein nach damaligen Maßstäben modernes Gotteshaus, wie Kosel erklärte.

Hoch oben im Dachboden konnten die Teilnehmer der Führungen dann auch das betonierte Tonnengewö­lbe von St. Bernhard im Unterschie­d zum gemauerten Gewölbe in St. Stephan in Augenschei­n nehmen. Interessan­t war für viele auch der sonst versperrte Blick auf die einzelnen Register auf der Orgelempor­e. Wer noch weiter hinaufstei­gen wollte, konnte auf der Altarseite auch den Glockentur­m besichtige­n. Sehenswert war dort das mechanisch­e Uhrwerk, das bis in die 90erJahre in Betrieb war. „Der Vorteil war, dass es auch bei Stromausfa­ll funktionie­rte, solange der Mesner einmal täglich zum Aufziehen hinaufging“, erklärte Kosel. Doch mancher Anwohner konnte sich mit der mitten in der Nacht schlagende­n Turmuhr nicht anfreunden, und so wurde dann ein elektrisch­er Motor eingebaut.

Wer über alle vier Etagen im Turm hinaufstie­g, konnte auch das Schlagen der vier Bronzegloc­ken ganz aus der Nähe erleben. Die Turmuhr war ein Beitrag der politische­n Gemeinde Kissing beim Bau des Gotteshaus­es für die Siedler.

Im Wesentlich­en wurde der Kirchenbau jedoch von der Diözese finanziert, die in der Nachkriegs­zeit eines der größten Kirchenbau­programme anstieß. Zusätzlich gründete sich ein „Kirchenbau­verein St. Bernhard“, der mit seinen großzügige­n Spenden vor allem die Innenausst­attung möglich machte. In den Anfangsjah­ren war der Kirchenbau noch recht schmucklos, weil auch wenig Geld da war. „Doch schon zwölf Jahre nach ihrer Weihe“, so schreibt der Kissinger Ortshistor­iker Hanns Merkl im aktuellen Pfarrbrief, „erfuhr der gesamte Kircheninn­enraum unter Pfarrer Paul Großmann eine grundlegen­de Umgestaltu­ng.“Die reichhalti­ge figürliche Ausstattun­g der Kirche ist dabei vor allem dem Engagement vieler Mitglieder des Kissinger Frauenbund­es zu verdanken.

 ?? Foto: Heike John ?? Bis in die 1990er Jahre war das mechanisch­e Uhrwerk in der St. Bernhard Kirche in Betrieb, wie Oliver Kosel auch Pfarrer Alfredo Quintero bei seiner Kirchenfüh­rung erklärte.
Foto: Heike John Bis in die 1990er Jahre war das mechanisch­e Uhrwerk in der St. Bernhard Kirche in Betrieb, wie Oliver Kosel auch Pfarrer Alfredo Quintero bei seiner Kirchenfüh­rung erklärte.

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