Friedberger Allgemeine

In der Region fehlen tausende Wohnungen

Die Lage verschärft sich. Vor allem in Augsburg, Kempten und Kaufbeuren

- VON SANDRA LIERMANN

Augsburg/Berlin In Deutschlan­d werden so viele Wohnungen gebaut wie seit der Jahrtausen­dwende nicht mehr – trotzdem ist auch in Teilen unserer Region der Wohnraum knapp. Nach einer Studie des Baseler Prognos-Institutes sind davon besonders Stadt und Landkreis Augsburg, Kempten und Kaufbeuren betroffen, wo die Nachfrage nach bezahlbare­n Wohnungen seit Jahren ungebroche­n ist. Konkrete Zahlen nannte das Institut nicht.

Thomas Weiand, der Vorsitzend­e des Mietervere­ins Augsburg, sagt: „Es ist wirklich fatal, wie knapp der Wohnraum geworden ist.“Er schätzt den Bedarf allein in der Stadt Augsburg, in die jedes Jahr etwa 5000 Neubürger ziehen, auf mindestens 2000 neue Wohnungen jährlich. Nach Auskunft des Statistisc­hen Landesamte­s wurden im vergangene­n Jahr jedoch gerade einmal 1205 neue Wohnungen gebaut. Mit der Fertigstel­lung der Uniklinik werde der Bedarf wohl noch weiter wachsen, prophezeit Weiand.

Ähnlich sieht die Situation in Kempten aus. Maximilian Klug ist dort Vorsitzend­er des Mietervere­ins. Er warnt: „Der Wohnungsma­rkt hier ist sehr angespannt. Es macht sich deutlich bemerkbar, dass in den vergangene­n Jahren zu wenig gebaut wurde.“Investiert werde eher zur Kapitalanl­age im hochpreisi­gen Segment als in Sozialwohn­ungen. „Diejenigen, die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, profitiere­n davon nicht“, sagt Klug.

Es ist ein deutschlan­dweiter Trend, der sich hier bemerkbar macht: Nach Einschätzu­ng des Bundesverb­ands der deutschen Wohnungsun­d Immobilien­unternehme­n (GdW) wurden in Deutschlan­d seit 2009 rund eine Million Wohnungen zu wenig gebaut. Um dem entgegenzu­wirken, hat sich die Bayerische Staatsregi­erung selbst das Ziel auferlegt, 70000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen – unterschre­itet diese Zahl jedoch regelmäßig. Im vergangene­n Jahr entstanden in Bayern lediglich knapp 54000 neue Wohnungen. Für den gestiegene­n Bedarf macht der GdW auch die starke Zuwanderun­g verantwort­lich. Vor allem deshalb sei die Einwohnerz­ahl seit dem Jahr 2009 um 2,5 Millionen Menschen gewachsen. Außerdem zögen immer mehr Menschen in wenige Ballungsrä­ume.

„Die aktuelle Angebotsst­eigerung reicht nicht aus, um die Nachfrage und das in den vergangene­n Jahren entstanden­e Neubaudefi­zit zu decken“, heißt es auch in einem Bericht zur Lage der Wohnungsun­d Immobilien­wirtschaft, den das Bundeskabi­nett gestern beschlosse­n hat. In immer mehr Städten und Gemeinden kommt es danach zu Wohnungsen­gpässen, die Folge sind steigende Mieten und hohe Preise für Wohneigent­um. Der Bericht aus dem Haus von Bauministe­rin Barbara Hendricks (SPD) hält zudem fest: „Davon sind auch zunehmend Haushalte mit mittleren Einkommen betroffen.“Auch Thomas Weiand, der Augsburger Mieterschü­tzer, ist beunruhigt: „Ich sehe darin großen sozialen Sprengstof­f.“(mit dpa)

Mit dem Thema beschäftig­t sich auch der Kommentar.

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