Für Altersvorsorge ist es nie zu spät
Wer 50 oder älter ist, stellt sich häufig die Frage, ob es sich noch lohnt, für die Rentenzeit vorzusorgen. Experten sagen Ja, wenn man einige Dinge beachtet
Bremen Bis zum Renteneintritt sind es vielleicht noch zehn bis 15 Jahre. Aber ein Blick in die Unterlagen zeigt: Es könnte finanziell knapp werden. Doch ab 50 Jahren stellen sich viele die Frage: Lohnt sich die Altersvorsorge jetzt noch? Und wenn ja, welche Finanzprodukte sind sinnvoll? „Das hängt immer vom Einzelfall ab“, sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Entscheidend sind die persönliche Risikopräferenz und die Frage, wie viel Geld man monatlich abzweigen kann.
Klar ist: Wer nur noch wenig Zeit hat bis zur Rente, sollte versuchen, eine gute Rendite zu erzielen und gleichzeitig die Kosten niedrig zu halten. „Die Rendite ist umso höher, je mehr Risiko ein Sparer eingeht“, erklärt Professor Martin Weber vom Institut für Investmentbanking an der Universität Mannheim. Aus seiner Sicht kann es sich lohnen, über einen börsennotierten Indexfonds (ETF) Geld in Aktien anzulegen.
Über einen längeren Zeitraum liegen ETFs meist im Plus. Eine jährliche Rendite von vier Prozent ist bei einem weltweit anlegenden Indexfonds durchaus möglich. Wer also etwa 100 Euro monatlich in einen solchen Fonds investiert, kann nach zehn Jahren über rund 14800 Euro verfügen. Liegt die Rendite bei durchschnittlich sechs Prozent pro Jahr, sind es sogar rund 17 900 Euro. Eingezahlt hat der Sparer 12 000 Euro.
Der Haken dabei: Die Kurse schwanken, und das müssen Anleger aushalten können. Außerdem lässt sich die Kursentwicklung für die Zukunft nicht vorhersagen. „ETF eignen sich nur, wenn Verbraucher nicht gleich zu Rentenbeginn an das Geld müssen, sondern eine schlechte Börsenphase aussitzen können“, betont deshalb Theodor Pischke von der Stiftung Warentest in Berlin.
Ein ETF-Vermögen garantiert auch keine lebenslange Rente. Wer das anstrebt, für den kann der Abschluss einer privaten Renten- oder Lebensversicherung sinnvoll sein. Hierbei kann der Kunde zwischen Rente oder Kapitalzahlung wählen. Die Leistungen der Versicherung sind vertraglich garantiert, so ist die Finanzplanung kalkulierbar.
Wer sich für die Rentenzahlung bekommt einen festen Betrag ausgezahlt. „Damit sind Kunden vor dem Risiko geschützt, dass das Kapital frühzeitig erschöpft ist“, erklärt Mathias Zunk vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Für eine Kapitallebensversicherung spricht, dass der Kunde für den Ruhestand vorsorgen und zugleich seine Angehörigen absichern kann. Die private Rentenversicherung hat den Vorteil, dass sie sich durch Berufsunfähigkeits-, Pflegerentenoder Unfall-Zusatzversicherungen ergänzen lässt.
Allerdings gibt es auch hier einen Haken: „Kapitalbildende Rentenversicherungen sind oft mit hohen Kosten verbunden“, erklärt Verbraucherschützerin Oelmann. Und das geht zulasten der Rendite.
Wer schon etwas Vermögen gebildet hat, kann auch eine Sofortrenentscheidet, te abschließen. Dabei zahlt der Kunde kurz vor Rentenbeginn einen größeren Betrag ein und bekommt dafür für den Rest seines Lebens eine Rente auf sein Konto überwiesen. „Wer noch Geld gespart hat oder durch eine Erbschaft, Gewinn oder Lebensversicherung zu Geld kommt, sollte über eine Sofortrente nachdenken“, empfiehlt Zunk. Er weist darauf hin, dass die lebenslange Rente auch dann garantiert ist, wenn die Summe der Auszahlungen die Einzahlung deutlich übersteigt. Auch steuerlich ist die Sofortrente ein Gewinn, denn: Abgaben werden nur auf den geringen Ertragsanteil fällig. Pischke weist allerdings darauf hin, dass die Sofortrente oft mit hohen Kosten verbunden ist.
„Auch ein Riester-Vertrag kann mit 50 plus noch eine Option sein“, betont Oelmann. Aus ihrer Sicht ist die Förderung in Form der Zulage
Je knapper die Zeit, desto höher sollte die Rendite sein Wichtig: Bei der Vorsorge das richtige Modell wählen
vom Staat vor allem für Geringverdiener sowie für Familien mit Kindern interessant, da hier der Eigenbetrag eher gering ist.
Für gut verdienende Singles ist nicht die Zulage attraktiv, sondern der Sonderausgabenabzug bei der Steuererklärung: Diejenigen, die einen hohen Steuersatz haben, bekommen entsprechend mehr vom Fiskus erstattet. In jedem Fall aber müssen Steuern in der Rentenphase gezahlt werden. „In der Summe kann sich die Förderung für die meisten durchaus rechnen“, so Oelmann.
Das Riester-Modell hat aber nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Viele Verbraucher empfinden etwa die Regelungen zur Riester-Rente als viel zu kompliziert. „Außerdem sind die Verwaltungskosten für das jeweilige Riester-Produkt vergleichsweise hoch“, erklärt Professor Weber. Das hat zur Folge, dass ein Großteil der Förderung letztendlich in die Taschen der Anbieter wandert.
„Umso wichtiger ist es, dass Verbraucher, wenn sie sich für Riester entscheiden, das passende Produkt wählen“, betont Oelmann. Von Anbietern unabhängige Beratung gibt es entweder bei Honorarberatern oder aber gegen Gebühr bei einer der Verbraucherzentralen.