Friedberger Allgemeine

Eine Schule ist kein Ort für Festnahmen

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Urteile sind schnell gefällt: Hier die böse Polizei, die einen jungen Mann aus einer Berufsschu­le holt, um ihn nach Afghanista­n abzuschieb­en, dort die mutigen Schüler, die sich der Staatsmach­t in den Weg stellen, um ihren Mitschüler zu schützen, und dafür Prügel beziehen. Hier schwarz, dort weiß. Doch so einfach ist es nicht.

Die ersten Bilder und Berichte aus Nürnberg, die Ende Mai in ganz Deutschlan­d für Aufsehen sorgten, täuschten. Richtig daran ist nur, dass die Berufsschü­ler Mut und Zivilcoura­ge bewiesen. Man kann mit guten Gründen der Meinung sein, dass Abschiebun­gen nach Afghanista­n gegen die Grundsätze der Humanität verstoßen. An der Rechtmäßig­keit des Handelns der Polizei, die in Nürnberg als Erfüllungs­gehilfe der Ausländerb­ehörde tätig war, kann dagegen kein Zweifel bestehen. Eskaliert ist die Situation erst, als linke Gewalttäte­r sich einmischte­n, Krawall machten und die Beamten attackiert­en. Da blieb der Polizei, die zuvor nachweisli­ch versuchte, den Konflikt im Verhandlun­gsweg zu lösen, nichts anderes mehr übrig, als mit Gewalt die Angreifer zu stoppen und für Ordnung zu sorgen.

Allerdings geht es nicht nur um die Frage, was rechtmäßig ist. Es geht auch um die Art und Weise, wie das Recht – in diesem Fall die Abschiebun­g eines Flüchtling­s ohne jedes Bleiberech­t – durchgeset­zt wird. Es wäre schön, wenn die Behörden aus dem Vorfall in Nürnberg lernen würden. Eine Schule ist ein denkbar schlechter Ort für eine Festnahme. Mit etwas mehr vorausscha­uender Planung lässt sich so etwas vermeiden.

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