Wie riecht das Mittelalter?
Warum eine Burg in Mittelfranken auf Jahrhunderte alte Gerüche setzt
Cadolzburg Das Mittelalter fühlen, schmecken, hören und riechen sollen Besucher der wieder aufgebauten Cadolzburg im Landkreis Fürth in Mittelfranken. Die während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig ausgebrannte Hohenzollernburg hat kürzlich nach Jahrzehnten der Sanierung ihre Pforten als Erlebnisburg wiedergeöffnet. Erstmals in einem bayerischen Museum kommen dabei Duftstoffe zum Einsatz, wie sie auch in englischen und schottischen Burganlagen verwendet werden, um die Gerüche des Mittelalters nachzuahmen.
„In der Burgküche ist deutlich, mittelalterlicher Bratengeruch zu riechen, und der Duft von Pastete“, sagt Kurator Sebastian Karnatz von der Bayerischen Schlösserverwaltung. Im Eingangsraum der Burg riecht es nach Rosen. Der Rosenduft sei früher verwendet worden, um schlechte Gerüche auf Burganlagen zu übertünchen. Die Schlösserverwaltung ließ die Düfte von einer Spezialfirma entwickeln. „Es gab mehrere Riechgänge, bis wir den Geruch von Mittelalter gefunden hatten“, schildert Karnatz.
Schüler eines Nürnberger Gymnasiums entwarfen für die Ausstellung „HerrschaftsZeiten! Erlebnis Cadolzburg“zudem einen Klangparcours. Wer den Deckel der alten Burgtoilette öffnet, hört ein lautes Platschen. Erstmals in einem deutschen Museum gibt es auf der Cadolzburg eine wissenschaftlich begleitete „Virtual-Reality-Experience“. Besucher können mittels Datenbrille an einem spätmittelalterlichen Turnier teilnehmen und wählen, ob sie den Kampf aus Sicht eines Reiters oder eines Zuschauers auf der Tribüne erleben wollen.
1979 wurde mit dem Wiederaufbau der Außenmauern begonnen. 2013 begannen die Planungen für die Sanierung der Innenräume. Der Freistaat Bayern hat knapp 37 Millionen Euro in die Burg Cadolzburg investiert.