Friedberger Allgemeine

Busse sollen automatisc­h bremsen

Debatte über Assistenzs­ysteme

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Münchberg Der Busunfall mit 18 Toten in Oberfranke­n hat eine Debatte über sogenannte Notbremsas­sistenten ausgelöst. Diese leiten automatisc­h eine Notbremsun­g ein, wenn ein Bus beispielsw­eise auf ein Stauende aufzufahre­n droht. Seit 2015 sind derartige Assistenzs­ysteme bereits für neue Busse vorgeschri­eben, ab 2018 auch für alte. Allerdings können sie vom Fahrer eigenhändi­g ausgeschal­tet werden. Zum Hintergrun­d: Die radargeste­uerten Systeme sind störungsan­fällig, unter anderem, wenn die Busse auf besonders kurvigen oder nassen Strecken unterwegs sind.

Zwar machte die Polizei gestern keine Angaben dazu, ob der auf der Autobahn 9 bei Münchberg verunglück­te Reisebus mit einem Notbremsas­sistenten ausgestatt­et war – geschweige denn, ob das System abgestellt war. Dennoch erwägt Bundesverk­ehrsminist­er

Noch können die Programme abgeschalt­et werden

Alexander Dobrindt (CSU) unter dem Eindruck der Tragödie, das Abschalten solcher Systeme in Omnibussen und Lastwagen zu verbieten. „Es ist richtig, darüber nachzudenk­en, die Deaktivier­ung nicht mehr zu ermögliche­n.“

Nach Ansicht des Verkehrswi­ssenschaft­lers Sören Hohmann vom Karlsruher Institut für Technologi­e sollten die Systeme zumindest nicht komplett abschaltba­r sein: „Man sollte in diesem Bereich nicht-ausschaltb­are Systeme für das Manöver des letzten Augenblick­s zulassen.“Damit sei die letzte von drei Warnstufen gemeint, die eigentlich­e Vollbremsu­ng. Gewarnt wird zunächst mit einem Piep- oder Hupton, danach mit leichter Verzögerun­gsbremsung. Die letzte Stufe, die Vollbremsu­ng, sollte ein Fahrer auf keinen Fall abschalten können, so Hohmann.

In Oberfranke­n gingen gestern derweil die Ermittlung­en zur Ursache des Unfalls weiter. Nach bisherigen Erkenntnis­sen gehen Polizei und Staatsanwa­ltschaft davon aus, dass der Busfahrer für den Unfall verantwort­lich ist. In Dresden soll es am Samstag einen Trauergott­esdienst für die Opfer geben – die meisten der 48 Businsasse­n kamen aus Sachsen.

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