Friedberger Allgemeine

Chinas flauschige Botschafte­r

Berlin ist im Panda-Fieber. Es gab sogar einen Staatsempf­ang mit Angela Merkel und Chinas Präsident Xi für die beiden Bären. Doch sind die wirklich so niedlich, wie sie aussehen?

- VON IDA KÖNIG

Augsburg/Berlin Panda-Kinder auf einer Holzrutsch­e, als übergroßes Fell-Anhängsel am Bein einer Pflegerin und, wie süß, auf pinken Schaukelpf­erdchen: Das Internet ist voll von putzigen Panda-Videos. Und es kommt noch besser: Ab heute kann man in Deutschlan­d wieder echte Pandas bestaunen.

Meng Meng und Jiao Qing sind vor ein paar Tagen im Berliner Zoo eingezogen und hatten gestern prominente­n Besuch: Kanzlerin Angela Merkel und Chinas Präsident Xi kamen zu einem offizielle­n Staatsempf­ang mit den tierischen Botschafte­rn Chinas. Jetzt dürfen sich auch die Zoobesuche­r endlich davon überzeugen, dass ihre Lieblinge in der Realität mindestens genauso drollig sind, wie es die zahllosen Videos im Internet verspreche­n.

Dabei vergisst man gerne, dass die schwarz-weißen Fellknäuel immer noch Bären sind – und damit Raubtiere. Allerdings sind sie weit weniger aggressiv als beispielsw­eise Braunbären und auch sonst unterschei­den sie sich von ihren Artgenosse­n. Denn obwohl die Verdauung eines Pandas nicht auf rein pflanzlich­e Nahrung ausgelegt ist, ernährt er sich hauptsächl­ich von Bambus und hat eigens eine verhornte Speiseröhr­e, damit er die Holzstücke hinuntersc­hlucken kann. Der Berliner Zoo muss daher jetzt eine ganze Menge Bambus einkaufen: Meng Meng und Jiao Qing im Berliner Zoo bringen im Moment 77 und 108 Kilo auf die Waage und fressen an einem Tag zusammen etwa 50 Kilo Blätter und Triebe.

Doch in der Wildnis sind Pandas keineswegs strikte Vegetarier, sagt Roland Gramling, Sprecher der Na- turschutzo­rganisatio­n WWF in Deutschlan­d. Zwar ernähren sie sich zum allergrößt­en Teil von Bambus, gelegentli­ch stehen aber auch Nagetiere und kleine Huftiere auf dem Speiseplan. Und bei aller Euphorie um die beiden Neuzugänge, die den größten Teil des Tages mit Fressen und Schlafen verbringen, sagt Gramling: „Pandas sind keine Kuscheltie­re, sondern Bären.“Was das bedeutet, mussten besonders tierbegeis­terte Chinesen immer wieder feststelle­n: Der Tierschütz­er weiß von Fällen, in denen Menschen in Panda-Käfige kletterten und angegriffe­n wurden.

Das wird in Berlin so schnell nicht passieren – schließlic­h passt der Zoo ganz besonders gut auf die kostbaren Leihgaben aus China auf. 920 000 Euro zahlt er jährlich für die beiden Tiere, im Gegenzug dürfen sie mindestens 15 Jahre bleiben. Nur noch etwa 2000 dieser seltenen Bären gibt es weltweit – und China sieht genau hin, wohin es Pandas verleiht. Die Rede ist sogar von Panda-Diplomatie. Wer einen Bären bekommt, gilt als besonderer Freund des Staates. Deshalb kam Staatspräs­ident Xi eigens nach Berlin, um sich zusammen mit Angela Merkel davon zu überzeugen, dass es den Bären gut geht.

Träumchen und Schätzchen, wie die beiden Pandas übersetzt heißen, durften für den Staatsempf­ang aber nicht auf die zehn Millionen Euro teure Außenanlag­e – zu nass war es dort nach dem Dauerregen der vergangene­n Tage und damit zu gefährlich für die kostbaren Bären. Aber die zeigten sich sowieso unbeeindru­ckt von dem Treiben vor ihrem neuen Zuhause. Sie fraßen lieber ihren Bambus – und sahen dabei fürchterli­ch putzig aus.

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Fotos: Axel Schmidt/POOL Reuters/dpa

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