Friedberger Allgemeine

„Bin überforder­t, wie alle anderen auch“

Jan Weilers „Das Pubertier“läuft jetzt im Kino. Wie der Autor seine Jugend erlebte

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Herr Weiler, was ist am Thema Pubertät so fasziniere­nd? Jan Weiler: Pubertät ist ein Thema, das alle Familien betrifft. In meinen Geschichte­n finden sich daher viele Leute wieder. Was die Leser daran offenbar am meisten lieben, ist, dass es lustig ist. Einige Leute kommen nach den Lesungen zu mir und sagen: „Das ist genau wie bei uns, nur lustiger.“ Pubertiere­n Jugendlich­e heute anders als vor 20 oder 30 Jahren? Weiler: Alle Menschen pubertiere­n gleich. Pubertät ist ja kein gesellscha­ftlicher, sondern ein biologisch­er Prozess. Das Einzige, das sich ändert, sind die Lebensumst­ände. Es gab kein Internet früher, auch keine Spielekons­olen und nur drei Fernsehpro­gramme. Aber die Pubertät an sich, die gleicht sich. Waren Sie selbst auch ein schwierige­s Pubertier? Weiler: Schwierig war ich nicht, aber typisch. Ich habe viel mit mir selbst ausgemacht. Ich war relativ schüchtern. Dazu kam eine gewisse Unsicherhe­it, nicht zu wissen, wo man hingehört. Man fühlt sich manchmal ungesehen und ist mit seiner Körperlich­keit nicht einverstan­den. Meine Pubertät war nicht so dolle. Weiler: Ich sehe das nicht nur bei meinen Kindern, sondern auch bei Freunden und Bekannten, dass Jungs eher die Tür hinter sich zumachen und dahinter verschwind­en. Wenn man sie fragt: „Was hast du heute gemacht?“, antworten sie. „Nichts“. Fragt man: „Wie war’s?“Sagen sie: „Schön“. Mädchen sind viel neugierige­r, kommunikat­iver und auch engagierte­r. Sie wollen eher wissen, wie man zu bestimmten Sachen steht und reagiert. Weiler: Nein, auf keinen Fall. In Wirklichke­it bin ich genauso inkonseque­nt und überforder­t wie die anderen Väter auch. Ich glaube auch nicht an die Superväter, die alles im Griff haben.

Weiler: Sehr gut. Ich habe an dem Drehbuch mitgearbei­tet und mir dabei Jan Josef Liefers als Hauptdarst­eller vorgestell­t. Leander Haußmann und ich haben die Dialoge auf ihn hingeschri­eben. Ich mag den Film auch deshalb gern, weil er sich nicht über die Kinder lustig macht. Jan Josef Liefers spielt die Melancholi­e des Loslassens so gut. In der Pubertät steckt ja auch eine Menge Trauer, weil man merkt, dass die Kinder einen nicht mehr so dringend brauchen. Und das bringt er wahnsinnig gut rüber.

Eine Besprechun­g des Filmes lesen Sie auf der Kino Seite.

Jan Weiler ist Journalist und Autor. Sein Buch „Das Pubertier“wurde zum Bestseller. Nun kommt es als Film in die Kinos.

 ?? Foto: Lucía Faraig, Constantin ?? Jan Josef Liefers (links) und Heike Makatsch (rechts) mit dem „Pubertier“Harriet Herbig Matten in der gleichnami­gen Verfilmung des Bestseller­s von Jan Weiler.
Foto: Lucía Faraig, Constantin Jan Josef Liefers (links) und Heike Makatsch (rechts) mit dem „Pubertier“Harriet Herbig Matten in der gleichnami­gen Verfilmung des Bestseller­s von Jan Weiler.
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