Friedberger Allgemeine

Der Abgang des Rüpels

Die Jury der Tour de France fällt ein Urteil, und fast alle finden es zu hart. Der Doppel-Weltmeiste­r muss nach Hause fahren. Froome übernimmt Gelbes Trikot

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Vittel Mit offenem Haar und in Freizeitkl­eidung verließ Peter Sagan restlos enttäuscht den mondänen Club Med Ermitage in Vittel, stieg ins Teamauto und verabschie­dete sich von der Tour de France. „Ich bin gegen die Entscheidu­ng der Jury, aber ich akzeptiere sie“, sagte der Weltmeiste­r am Mittwoch in einem knappen Statement nach dem gescheiter­ten Protest gegen seinen Tour-Ausschluss und fügte hinzu: „Es tut mir leid, dass Mark Cavendish zu Fall gekommen ist und sich verletzt hat. Ich hoffe, dass er schnell gesund wird. Ich habe aber nichts falsch gemacht. Das war ein Sprint, wie es ihn früher gab und auch weiter geben wird.“

Mit dem Abschied Sagans verlor die Frankreich-Rundfahrt ihre Hauptattra­ktion. Weiter gingen hitzige Diskussion­en, ob die Disqualifi­kation des schillernd­en Radprofis und Showstars nach seinem Ellbogench­eck gegen den Briten Mark Cavendish im Sprintfina­le der vierten Etappe am Dienstag richtig war. Die kurzfristi­ge Protest-Note des Bora-hansgrohe-Teams gegen das Verdikt der Internatio­nalen Jury blieb indes ohne Erfolg. Die meisten Begleiter im Tourtross empfanden das Urteil als überzogen, auch André Greipel, der unmittbar nach dem Crash mit dem Doppel-Weltmeiste­r noch hart ins Gericht gegangen war. „Manchmal sollte ich die Bilder anschauen, bevor ich etwas sage. Entschuldi­gung an @petosagan, da ich denke, dass die Entscheidu­ng der Jury zu hart ist“, twitterte der dreimalige deutsche Meister später. Auch Cavendish muss mit einem Bruch des rechten Schulterbl­atts nach Hause.

Sagan, wie Cavendish in harten Sprints bekannterm­aßen kein Kind von Traurigkei­t, war sich keiner Schuld bewusst. „Démare kam auf der rechten Seite an mir vorbei, und ich wollte an sein Hinterrad. Mark kam von hinten, aber ich habe ihn nicht gesehen. Dann hat er zuerst mich berührt und dann die Absperrung. Ich musste irgendwie mein Gleichgewi­cht halten“, sagte der Slowake. Cavendish hatte schließlic­h auch John Degenkolb mitgerisse­n. Nach der Ankunft im Mannschaft­squartier war Sagan am Abend sofort auf sein Zimmer verschwund­en und wurde nicht mehr gesehen. Das Hotel war bis in die Nacht von Kamerateam­s belagert. Teamchef Ralph Denk hatte sich aus einem Hintereing­ang fortgestoh­len, fuhr zur Jury und verhandelt­e bis in den späten Abend – ohne Erfolg.

5. Etappe Chris Froome hat sich das Gelbe Trikot geholt – aber den Platz auf dem Chefsessel der Tour muss er sich mit Richie Porte teilen. Der 32 Jahre alte Brite übernahm nach der fünften Etappe in La Planche des Belles die Spitzenpos­ition von seinem Teamkolleg­en Geraint Thomas. Der große Held war der Tagessiege­r Fabio Aru. Der Italiener, der beim Giro noch verletzt fehlte, holte seinen ersten TourEtappe­nsieg und hatte 16 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatz­ierten Dan Martin aus Irland.

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Foto: Dirk Waem, dpa Die Jury der Tour de France schloss Peter Sagan aus. Der Slowake verlässt das Teamhotel und reist ab.

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