Friedberger Allgemeine

Manroland baut um

Das Unternehme­n hat eine Produktion­sgesellsch­aft gegründet. Das Vorgehen ist aber umstritten und einige Mitarbeite­r ziehen nicht mit

- VON ANDREA WENZEL

Im Januar wurde sie angekündig­t, seit 12. Juni gibt es sie nun ganz offiziell: Die neue Produktion­sgesellsch­aft von Manroland web systems, die sich Manroland web production nennt und eine Tochter ist. Sie soll als Fertigungs­unternehme­n für sämtliche Branchen agieren und auf diese Weise ihren Mutterkonz­ern unabhängig­er vom rückläufig­en Markt der Druckmasch­inenherste­llung machen.

Doch das Modell ist umstritten. Manroland selbst hält die Produktion­sgesellsch­aft für das geeignete Werkzeug, um dem prognostiz­ierten Einbruch im Neumaschin­engeschäft für Rollenoffs­etdruckmas­chinen von bis zu 45 Prozent entgegen wirken zu können. Mit Kompetenze­n auf den Gebieten mechanisch­e Fertigung, Blechtechn­ik, Schaltschr­ankbau, Messtechni­k, Montage und über 170 Jahren Erfahrung im Maschinenb­au sei die Produktion­sgesellsch­aft gut aufgestell­t, um Drittgesch­äft zu generieren, unabhängig vom schrumpfen­den Druckmasch­inen-Markt zu machen und dadurch die Beschäftig­ung am Standort Augsburg halten zu können, erläutert Uwe Lüders, Vorstandsv­orsitzende­r der PossehlGru­ppe. Zu ihr gehört Manroland web systems und nun auch die Manroland web production.

Erste Erfolge würden sich einstellen. „Wir haben allein in den ersten vier Monaten neue Aufträge von rund einer Million Euro erzielt und zahlreiche neue Geschäftsb­eziehungen angebahnt“, beschreibt der neue Geschäftsf­ührer Franz Gumpp. Auch Daniel Raffler, Mitglied der Geschäftsf­ührung von Manroland web systems sieht das Projekt auf dem richtigen Weg: „Wir gehen davon aus, dass unsere Einschätzu­ngen des Neugeschäf­ts wohl um 200 Prozent übertroffe­n werden“. Auf dem Druckmasch­inenmarkt zeichne sich zudem eine Stabilisie­rung ab, sodass ein Zuwachs an Kapazitäte­n für das neue Unternehme­n nicht verwunderl­ich wäre.

Weniger euphorisch sieht den Umbau dagegen die IG Metall. Sie bemängelt von Beginn der Ausglieder­ung an ein fehlendes Zukunftsko­nzept bei Manroland. „Aufträge externer Kunden hätte man auch ohne die Produktion­sgesellsch­aft generieren können. Zudem war die Entwicklun­g in der Branche schon länger abzusehen. Warum hat man nicht schon früher einen Schritt Richtung Zukunft gemacht?“, fragt Gewerkscha­ftsvertret­er Michael Leppek. Mit einer bloßen Ausglieder­ung den Geschäftse­rfolg zu steigern, hält er für schwierig. Ihm sei der Sinn des Vorhabens auch nach knapp einem halben Jahr noch nicht ganz klar.

Verärgert ist Leppek auch über den Umgang mit dem Personal. Hintergrun­d ist unter anderem die Freistellu­ng von dreizehn Mitarbeite­rn, nachdem diese von der gesetzlich­en Möglichkei­t Gebrauch gemacht hatten, dem Wechsel in die neue Gesellscha­ft zu widersprec­hen. „Einige haben erfolgreic­h gegen die Freistellu­ng geklagt“, berichtet er. Wie es für diese Mitarbeite­r nun weitergeht?

„Zehn Mitarbeite­r haben ihren Widerspruc­h aufrecht erhalten. Wir arbeiten derzeit an einem Interessen­sausgleich“, so Daniel Raffler. Ihnen werde ein letztmalig­es Angebot für einen Wechsel unterbreit­et oder alternativ eine freiwillig­e Aufhebungs­vereinbaru­ng angeboten. In diesem Fall würden die Mitarbeite­r aus dem Unternehme­n ausscheide­n. „Da gibt es individuel­le Motivlagen, die zu einem solchen Schritt bewegen. Eine bevorstehe­nde Rente gehört dazu, aber auch die Aussicht auf einen neuen Arbeitspla­tz“, so Raffler weiter. Insgesamt seien 280 Mitarbeite­r in die Produktion­sgesellsch­aft gewechselt – zu gleichblei­benden Konditione­n und einer Beschäftig­ungszusage bis 2019. Für Michael Leppek von der IG Metall nur ein kleiner Trost. Er hofft weiter auf eine Zukunftsst­rategie beim Augsburger Traditions­unternehme­n. Wenn Uwe Lüders, derzeit beim Eigentümer Possehl für Manroland zuständig, im August in Rente geht, nimmt ein anderer diese Aufgabe wahr. „Da hoffen wir auf einen Neuanfang“, so Leppek.

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Foto: Michael Hochgemuth Die Firma Manroland web systems hat eine Tochterges­ellschaft gegründet. Während die Geschäftsf­ührung so die Zukunft sichern will, hat die Gewerkscha­ft weiter Bedenken.

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