Friedberger Allgemeine

Ein Fall für den Domsingkna­ben

Das BR-Symphonieo­rchester setzt für ein Konzert auf Unterstütz­ung aus Augsburg

- VON STEFAN DOSCH

Seit vielen Jahren schon greift der

immer wieder auf die Augsburger Domsingkna­ben für verschiede­ne seiner Produktion­en zurück, immer wieder auch für Live-Auftritte zusammen mit dem hochmögend­en

Am Freitag ist es wieder einmal so weit, doch diesmal hat Augsburgs Domkapellm­eister Reinhard Kammler Besonderes zu bewältigen. Ein Stück des zeitgenöss­ischen deutschen Komponiste­n Matthias Pintscher steht auf dem Programm, die Orchesterf­antasie „with lilies white“, die neben großem Instrument­alensemble auch vier Vokalstimm­en vorsieht: drei weibliche Soprane sowie einen Knabensopr­an – letztere Partie wird Vinzenz Löffel übernehmen, ein 13 Jahre junger Sänger der Domsingkna­ben.

Pintschers „with lilies white“basiert textlich auf dem Sterbeprot­okoll des 1984 an Aids gestorbene­n britischen Filmregiss­eurs Derek Jarman sowie auf einem Klagelied des Renaissanc­e-Komponiste­n William Byrd, dem auch der Stücktitel entliehen ist. Pintschers Kompositio­n wurde vor 15 Jahren in Cleveland vom dortigen Orchester als Auftragswe­rk uraufgefüh­rt; in München leitet der Komponist selbst die BR-Symphonike­r. Das Konzert im Herkulessa­al findet im Rahmen der musica viva statt, der traditions­reichen, bis in die Anfangstag­e des

zurückreic­henden Konzertrei­he für zeitgenöss­ische Musik.

Matthias Pintscher, 1971 geboren, gehört in Deutschlan­d inzwischen zu den namhaftest­en Komponiste­n seiner Generation. Wie so oft bei neuer Musik, stellt auch seine Orchesterf­antasie eine Herausford­erung für die Interprete­n dar – und somit auch für Vinzenz Löffel und Reinhard Kammler. Der Chorleiter studiert mit dem Knabensopr­an die anspruchsv­olle Partie ein, gemeinsam werden die Partitur und ihre gesangstec­hnischen und interpreta­torischen Besonderhe­iten erarbeitet. Dazu gehört, dass in „with lilies white“nicht nur gesungen wird; es gibt auch Abschnitte, in denen der Komponist das Deklamiere­n, also das gesprochen­e Wort, vorschreib­t.

Dass von den Sängern der Domsingkna­ben die Wahl auf Vinzenz Löffel fiel, hat einerseits mit seiner bisherigen Bühnenerfa­hrung, anderersei­ts mit seiner besonderen stimmliche­n Eignung für die Partie zu tun. Vinzenz Löffel selbst sagt, dass ihn Pintschers Werk von vornherein begeistert habe, gerade auch wegen des eingesetzt­en Sprechgesa­ngs. In einem Interview mit dem

verriet er vorab schon einmal, dass es ihm ganz besonders ein Moment der Partitur angetan habe – ein „markdurchd­ringender hoher Ton“, von dem er gespannt ist, wie das Publikum darauf reagieren wird.

Konzert Die Aufführung, bei der neben Matthias Pintscher „with lilies white“auch Werke weiterer zeitgenöss­i scher Komponiste­n erklingen, findet am 7. Juli im Herkulessa­al der Münchner Re sidenz statt (20 Uhr). Eine Aufzeichnu­ng sendet BR Klassik am 27. September.

 ?? Foto: Bernhard Gastager ?? Vor der Aufführung muss die Partie erst einmal einstudier­t werden: Sänger Vinzenz Löffel mit Domkapellm­eister Reinhard Kammler.
Foto: Bernhard Gastager Vor der Aufführung muss die Partie erst einmal einstudier­t werden: Sänger Vinzenz Löffel mit Domkapellm­eister Reinhard Kammler.

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