So soll die Luft in der Stadt sauberer werden
München denkt über ein Diesel-Verbot nach. In Augsburg setzt man auf eine weniger weitreichende Lösung – und hofft, bis 2020 die Grenzwerte beim Stickoxid einhalten zu können
Um die Luft in Augsburg sauberer zu bekommen und im Fall einer Klage schneller mit konkreten Maßnahmen reagieren zu können, setzt die Stadtverwaltung auf bundesweite Regelungen wie eine blaue Plakette. Diese wäre ein Instrument, um Dieselautos mit höheren Schadstoffwerten zumindest zeitweise aus der Innenstadt zu verbannen.
Heute in einer Woche werden sich die Oberbürgermeister der bayerischen Großstädte – darunter Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) – bei Ministerpräsident Horst Seehofer treffen. Anlass sind die Überlegungen der Stadt München, aufgrund der dortigen Schadstoffbelastung ein flächendeckendes Diesel-Verbot für Autos zu erlassen.
Seit Jahren wird auch in Augsburg der Grenzwert an der Messstation in der Karlstraße beim giftigen Verbrennungsgas Stickstoffdioxid überschritten. Zulässig ist ein Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm, in der Karlstraße waren es vergangenes Jahr 46 Mikrogramm. Im Vergleich zu München ist das relativ gering, aber eine Überschreitung ist es trotzdem. Zu hohe StickoxidKonzentrationen lösen Atemwegserkrankungen aus, Kinder sind besonders anfällig.
Unter Druck geraten deutsche Großstädte, weil Bürger und Umweltverbände angesichts zu hoher Schadstoffwerte gegen sie wegen Untätigkeit klagen. Das war zuletzt in München erfolgreich der Fall und könnte potenziell auch in Augsburg passieren. Für diesen Fall brauche man eine „praktikable Lösung“, die schnell umsetzbar sei, sagt Stadtsprecher Richard Goerlich. Diese könne etwa eine „blaue Plakette“sein, mit der erkennbar ist, welche Autos wenig Schadstoffe ausstoßen und welche nicht. Das wäre vereinfacht gesagt die Voraussetzung für eine weitere Verschärfung der Umweltzone. Man werde versuchen, mit den anderen Großstädten eine Linie zu finden, sagt Richard Goerlich.
Allerdings hofft die Stadt, dass der Grenzwert bis zum Jahr 2020 auch ohne „blaue Plakette“eingehalten werden kann. Im Trend sank die Belastung in den vergangenen Jahren in der Tat leicht. Das dürfte einerseits an der stetigen Flottenverjüngung des Autobestandes mit weniger Schadstoffausstoß liegen, andererseits an einem im Luftreinhalteplan festgeschriebenen Maßnahmenpaket der Stadt wie der Förderung des Nahverkehrs. Die Stadt hatte wegen der zu hohen Werte beim Stickstoffdioxid vor einem Jahr die Umweltzone verschärft und Autos mit gelber Plakette ausgesperrt. Die Grenzwerte beim Feinstaub sind in Augsburg, anders als noch vor zehn Jahren, inzwischen kein Problem mehr.
Allerdings war klar, dass die Verschärfung der Umweltzone nur ein Tropfen auf den heißen Stein war und vor allem dazu diente, sich im Fall einer Klage keine Untätigkeit vorwerfen lassen zu müssen. Die prognostizierte Schadstoffentlastung war minimal.
In der Summe war die Umweltzone aber ein Instrument zur Schadstoffminderung, so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Augsburg im Auftrag des Bundesumweltamtes. Verglichen wurden München, Berlin und Augsburg. Anders als in München und Berlin, wo die Zonen sehr groß sind, ist die Minderung in Augsburg aber schlecht zu messen, weil Faktoren wie das Wetter dazukommen. Die Augsburger Forscher setzten die Augsburger Werte aber mit den Werten der regionalen Messstellen ins Verhältnis – bei Stickstoffdioxiden ergab sich für den städtischen Hintergrundwert eine Reduktion von zehn Prozent (gerechnet auf alle drei Stufen der Umweltzone).
Heraus kam aber auch, dass den Möglichkeiten, die Konzentrationen durch Aktionen vor Ort zu senken, Grenzen gesetzt sind: Beim Feinstaub in der Augsburger Luft kommen 90 Prozent von außerhalb, beim Stickstoffoxid immerhin nur 50 Prozent. »Kommentar