Friedberger Allgemeine

Alles bio oder was?

- VON SOPHIE RICHTER klartext@friedberge­r allgemeine.de

Von überall her wird einem eingebläut, ja keine konvention­ell hergestell­ten Lebensmitt­el mehr zu kaufen. Die bisherige Ausbeutung und der Raubbau an den Menschen selbst und vor allem an Natur und Umwelt liegen dieser Nachhaltig­keits-Bewegung zugrunde. Mittlerwei­le haben die meisten Menschen wohl kapiert, dass es so nicht weitergehe­n kann. Internetpl­attformen und Magazine verbreiten die Informatio­nen, dass man auf Fair-Trade-Baumwolle und BioLebensm­ittel umsteigen sollte.

Soweit so gut: Aber der Blick in den Supermarkt scheint vor Absurdität nicht gewappnet. Gerade diese nachhaltig und umweltfreu­ndlich produziert­en Waren, die gut für die Zukunft sein sollen, können sich vor Verpackung­en kaum noch retten. Der Brokkoli wird ummantelt von gefühlt 20 Meter Plastikfol­ie – und dabei ist er ja ein hochexplos­ives Gut. Die Birnen bekommen Aufkleber – zur Gleichbere­chtigung natürlich jede einzelne ihren eigenen. Man könnte sonst ja meinen, da hat sich eine Tomate eingeschmu­ggelt. Verschiede­n zu kennzeichn­ende Sorten gibt es sowieso nicht mehr – dank der Norm der Industrie. Und die Krönung ist das Gurkenkond­om. Richtig gehört: Der geniale Plastiksch­lauch hat mittlerwei­le sogar einen offizielle­n Namen, mit dem er sich den ersten Preis der Sinnlosigk­eit fast verdient hat.

Gott sei Dank sind zumindest ein paar Verbrauche­r aufgewacht und haben eine Petition gegen unnötige Verpackung­en im Supermarkt gestartet.

Methoden werden getestet, wie man bio und konvention­ell hergestell­te Lebensmitt­el markieren und somit unterschei­den kann. Das ist doch mal ein nachhaltig­er Ansatz. Eine positive Sache könnte man der aktuellen Situation dennoch abgewinnen: Wenigstens werden nicht die konvention­ell hergestell­ten Lebensmitt­el eingeschwe­ißt, denn Bioprodukt­e werden – trotz der aktuellen Welle – immer noch deutlich weniger verkauft.

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