Für das langersehnte Bad wurde gemeinsam geschaufelt
Vom Anfang der beliebten Meringer Freizeiteinrichtung. Wie und wo man früher badete
Mering Fußballer und Mitglieder aller Vereine nahmen Schaufeln in die Hand, Schüler waren zum Helfen abgeordnet und jeder, der mittun konnte, beteiligte sich. Es war eine große Gemeinschaftsarbeit mit viel Eigenleistung, so erinnern sich viele Meringer an den Bau des Freibads. „Buam, wenn ihr a gscheits Bad wollt, dann müsst ihr auch ran“, so soll Bürgermeister Josef Heinrich damals gesagt haben. Unter seiner Regie entstand das Meringer Freibad, das 1957 eingeweiht wurde und auch heute nach 60 Jahren von den Bürgern noch sehr geschätzt und geliebt wird. „Ich kann mich erinnern, wie wir Jungs Lkw-Ladungen voll Schrott und Glasscherben auf dem Grundstück sammelten, die dann entsorgt wurden“, erzählt Merings Dritter Bürgermeister Reiner Heinrich. Zehn Jahre alt war er damals, als unter der Regie seines Vaters der Bau des Freibads in Angriff genommen wurde. „Ich weiß noch, dass das Grundstück mehrfach aufgefüllt werden musste und von Hand nivelliert wurde.“Dazu war im Meringer Anzeiger Folgendes zu lesen: „Der Bebauungsplan für Mering Süd sieht vor, das so notwendige neue Schwimmbad an der Paar in der Nähe der Chamottewerke Zettler zu errichten.“
Wie aus dem Bericht hervorgeht, wurde dafür Grund erworben von einem Fräulein Nitsch eine Wiese von 0,359 Hektar, von Fabrikbesitzer Zettler eine Wiese von circa 0,75 Tagwerk und Kunstmühlbesitzer Xaver Högele stellte der Marktgemeinde ein Grundstück von etwa einem Tagwerk kostenlos zur Verfügung. Die Ausstattungsgegenstände wie Rutsche, Sprungtürme oder Sitzbänke und selbst der Brunnentrog am Eingang wurden damals von Geschäftsleuten gespendet.
Schon vor der Baderöffnung gab es in Mering viele Badestellen an der Paar, wie auch aus historischen Unterlagen hervorgeht. Es finden sich Hinweise auf Plätze bei der HögeleMühle (Obere Mühle), am HögeleAblass (die frühere Badeanstalt), an der Bouttevillestraße, dann beim „Hölzle“nach dem Anwesen Blumenstadel Schiele und am Finsterbach (Nahe Chamottewerk Zettler) sowie bei Neu-Ufer (an der Bahnlinie Richtung Merching).
Fündig wird man dazu in einem Werk von Franz Knittel mit dem Titel „Markt Mering 1900–1949“. Dort steht unter dem Jahr 1906: „Der Verschönerungsverein gibt bekannt, dass am Samstag, den 2. Juni, das Herren- wie Frauenbad wieder geöffnet ist. AbonnementsBadekarten werden bei Badeaufseher Herrn Gailer abgegeben.“Und beim Jahr 1914 ist verzeichnet: „Drunten an der Paar ist nun an Stelle der alten baufälligen Badeanstalt eine neue erstanden, die geräumig und modern erstellt, sich prächtig dem Auge des Beschauers darstellt und ein Schmuckstück im Rahmen des landschaftlichen Bildes geworden ist.“Dort gab es eigene Männer- und Frauenbadetage.
Johann Weber erinnert sich auch daran, dass Ende der 40er- und 50er- Jahre dort zwar noch immer gebadet wurde. „Aber die eingezäunte Badeanstalt mit Umkleidekabinen gab es nicht mehr.“Hierzu erzählt Wolfgang Wrba aus MeringSt. Afra, der unserer Zeitung aus seinem privaten Archiv einige historische Bilder zur Verfügung stellte, mit Schmunzeln von einem alten Zeitungsbericht, in dem moniert wurde, dass man vom Zug aus die Badenden beobachten könne. Dies berge jedoch unsittliche Gefahren und werfe ein schlechtes Licht auf Mering.
Ein wichtiger Mann in der Historie des Badewesens in Mering ist auch Eduard Ettensberger, Gründervater des Meringer Turnvereins, nach dem die neue Sporthalle benannt ist. Er erbrachte draußen in der Friedenau eine unglaubliche Leistung, denn er schaufelte mit eigenen Händen ein Bad aus. Das kann in seinem Büchlein „Der Einsiedler der Friedenau“nachgelesen werden. Dort schreibt er: „An dem Bade arbeitete ich vom Jahre 1928 bis 1935 in den Monaten von Oktober bis 1. Juni.“Und weiter ist zu lesen: „Manchen Tag habe ich 120 Karren hingeschaufelt.“Mit dem Tod Ettensbergers 1945 war das Bad jedoch so heruntergekommen, dass es nicht mehr benutzbar war.