JVA Baupfusch: Nach drei Jahren beseitigt
Jetzt wird die Technik im neuen Versorgungszentrum hinter den Mauern des Aichacher Gefängnisses installiert. Im Herbst läuft der Probebetrieb. Doch eine Frage ist noch immer offen
Aichach Drei Jahre später als geplant wird das neue Versorgungszentrum in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aichach in Betrieb gehen. Wie mehrfach berichtet, geht die lange Verzögerung auf einen Baupfusch zurück, verursacht durch mangelhaft verlegte spanische Fliesen. In diesem Herbst ist nun aber die Übergabe des auf über 18 Millionen Euro geschätzten Neubaus an die JVA geplant. Dann kann die Anstalt den Probelauf in der neuen Küche, in Wäscherei, Bäckerei und Konditorei starten.
Das Staatliche Bauamt Augsburg ist längst selbst federführend bei der Bauleitung des Projekts, das so viel Ungemach bereitet hat. Die Behörde hat das beauftragte Architekturbüro aus dem Rennen genommen. Ulrich Blickle, Leiter des Bauamtes, ist genauestens über den Stand der Dinge informiert, denn er sieht selbst vor Ort immer wieder nach dem Rechten. Er geht nun davon aus, dass die Anstalt ab Ende Oktober, Anfang November über das Zentrum verfügen und den geplanten Probelauf starten kann. „Das wollen wir dieses Jahr noch hinkriegen“, betont Blickle.
Diese Nachricht kommt in der JVA gut an. „Das klingt gut“, sagt Leiter Konrad Meier und ergänzt, er hoffe sehr, „dass es sich so realisieren lässt“. Zwei Monate Probebetrieb müssen aus seiner Sicht reichen, um dann den Vollbetrieb stemmen zu können. Der ist darauf ausgelegt, die neue JVA in Gablingen mit zu versorgen. Das klappe trotz allem, betont Meier.
Anfang 2015 hatte sich gezeigt, dass die von einer spanischen Firma auf 4800 Quadratmeter verlegten Fliesen buckelig waren und zum Teil hohl lagen. Sie mussten wieder herausgeschlagen werden. Damit sich der Bau nicht noch weiter ver- sprang Anfang 2016 der Freistaat finanziell in die Bresche. So konnten die Fliesen wieder entfernt werden. Zum Teil musste auch der Rohbauzustand wiederhergestellt werden. Seit etwa einem Jahr läuft der Wiederaufbau.
Blickle sagt zwar, „es könnte besser gehen“. Man sei aber zufrieden. Die brummende Konjunktur hatte es schwer gemacht, neue Firmen für den Wiederaufbau zu finden. Nun, da die längst gelieferten und vor dem Rückbau zum Teil bereits eingebauten technischen Geräte installiert werden, muss man sich nach dem Terminplan der betreffenden Firmen richten. Wartezeiten von bis zu zwei Wochen treten auf. „Doch sie schieben uns immer wieder rein“, sagt Blickle. Auch hat es der Einbau der Geräte von der Küchenzögert, ausstattung bis zu den Waschmaschinen in sich. Es sind Großgeräte, die zum Teil nur mithilfe eines Gabelstaplers und Hebegeräten bewegt werden können. Zuvor mussten sie gründlich gereinigt werden.
Bis zu einer dreiviertel Million Euro Schaden sind durch den Baupfusch entstanden. Dafür kam das Versorgungszentrum zu fragwürdigen Ehren: Der Steuerzahlerbund führte es im Herbst 2016 in seinem Schwarzbuch als eines von zehn besonders krassen Beispielen von Steuerverschwendung auf. Wer für den Schaden aufkommen muss, ist weiter ungeklärt. Die juristische Auseinandersetzung läuft. Inzwischen begutachtet ein Sachverständiger die Qualität des Putzes. Der nämlich sei schuld daran, dass die Fliesen nicht gehalten hätten, hatte die spanische Firma argumentiert. Eine gerichtliche Entscheidung dürfte länger dauern als der geplante Probebetrieb. Der soll bis Jahresende durch sein, vor Gericht aber wird es bis dahin nach Blickles Einschätzung keine Entscheidung gegeben haben. Das ist zwar finanziell unerfreulich. Immerhin aber „tut uns das nicht direkt weh. Wir können draußen arbeiten“, sagt Blickle.