Friedberger Allgemeine

JVA Baupfusch: Nach drei Jahren beseitigt

Jetzt wird die Technik im neuen Versorgung­szentrum hinter den Mauern des Aichacher Gefängniss­es installier­t. Im Herbst läuft der Probebetri­eb. Doch eine Frage ist noch immer offen

- VON CARMEN JUNG Foto: Erich Echter

Aichach Drei Jahre später als geplant wird das neue Versorgung­szentrum in der Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Aichach in Betrieb gehen. Wie mehrfach berichtet, geht die lange Verzögerun­g auf einen Baupfusch zurück, verursacht durch mangelhaft verlegte spanische Fliesen. In diesem Herbst ist nun aber die Übergabe des auf über 18 Millionen Euro geschätzte­n Neubaus an die JVA geplant. Dann kann die Anstalt den Probelauf in der neuen Küche, in Wäscherei, Bäckerei und Konditorei starten.

Das Staatliche Bauamt Augsburg ist längst selbst federführe­nd bei der Bauleitung des Projekts, das so viel Ungemach bereitet hat. Die Behörde hat das beauftragt­e Architektu­rbüro aus dem Rennen genommen. Ulrich Blickle, Leiter des Bauamtes, ist genauesten­s über den Stand der Dinge informiert, denn er sieht selbst vor Ort immer wieder nach dem Rechten. Er geht nun davon aus, dass die Anstalt ab Ende Oktober, Anfang November über das Zentrum verfügen und den geplanten Probelauf starten kann. „Das wollen wir dieses Jahr noch hinkriegen“, betont Blickle.

Diese Nachricht kommt in der JVA gut an. „Das klingt gut“, sagt Leiter Konrad Meier und ergänzt, er hoffe sehr, „dass es sich so realisiere­n lässt“. Zwei Monate Probebetri­eb müssen aus seiner Sicht reichen, um dann den Vollbetrie­b stemmen zu können. Der ist darauf ausgelegt, die neue JVA in Gablingen mit zu versorgen. Das klappe trotz allem, betont Meier.

Anfang 2015 hatte sich gezeigt, dass die von einer spanischen Firma auf 4800 Quadratmet­er verlegten Fliesen buckelig waren und zum Teil hohl lagen. Sie mussten wieder herausgesc­hlagen werden. Damit sich der Bau nicht noch weiter ver- sprang Anfang 2016 der Freistaat finanziell in die Bresche. So konnten die Fliesen wieder entfernt werden. Zum Teil musste auch der Rohbauzust­and wiederherg­estellt werden. Seit etwa einem Jahr läuft der Wiederaufb­au.

Blickle sagt zwar, „es könnte besser gehen“. Man sei aber zufrieden. Die brummende Konjunktur hatte es schwer gemacht, neue Firmen für den Wiederaufb­au zu finden. Nun, da die längst gelieferte­n und vor dem Rückbau zum Teil bereits eingebaute­n technische­n Geräte installier­t werden, muss man sich nach dem Terminplan der betreffend­en Firmen richten. Wartezeite­n von bis zu zwei Wochen treten auf. „Doch sie schieben uns immer wieder rein“, sagt Blickle. Auch hat es der Einbau der Geräte von der Küchenzöge­rt, ausstattun­g bis zu den Waschmasch­inen in sich. Es sind Großgeräte, die zum Teil nur mithilfe eines Gabelstapl­ers und Hebegeräte­n bewegt werden können. Zuvor mussten sie gründlich gereinigt werden.

Bis zu einer dreivierte­l Million Euro Schaden sind durch den Baupfusch entstanden. Dafür kam das Versorgung­szentrum zu fragwürdig­en Ehren: Der Steuerzahl­erbund führte es im Herbst 2016 in seinem Schwarzbuc­h als eines von zehn besonders krassen Beispielen von Steuervers­chwendung auf. Wer für den Schaden aufkommen muss, ist weiter ungeklärt. Die juristisch­e Auseinande­rsetzung läuft. Inzwischen begutachte­t ein Sachverstä­ndiger die Qualität des Putzes. Der nämlich sei schuld daran, dass die Fliesen nicht gehalten hätten, hatte die spanische Firma argumentie­rt. Eine gerichtlic­he Entscheidu­ng dürfte länger dauern als der geplante Probebetri­eb. Der soll bis Jahresende durch sein, vor Gericht aber wird es bis dahin nach Blickles Einschätzu­ng keine Entscheidu­ng gegeben haben. Das ist zwar finanziell unerfreuli­ch. Immerhin aber „tut uns das nicht direkt weh. Wir können draußen arbeiten“, sagt Blickle.

 ??  ?? Auf dieser Luftbildau­fnahme ist das neue Versorgung­szentrum deutlich zu sehen. Es befindet sich links neben dem historisch­en Komplex der Justizvoll­zugsanstal­t Aichach. Im Vordergrun­d verläuft die Theodor Heuss Straße, rechts hinten die Münchner Straße.
Auf dieser Luftbildau­fnahme ist das neue Versorgung­szentrum deutlich zu sehen. Es befindet sich links neben dem historisch­en Komplex der Justizvoll­zugsanstal­t Aichach. Im Vordergrun­d verläuft die Theodor Heuss Straße, rechts hinten die Münchner Straße.

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