Kunst und Performance im Lippgarten
Bei der Freiluftausstellung in Mering dürfen die Gäste aktiv werden
Mering Eine schönere Ausstellungsfläche ist kaum denkbar: An zwei Tagen präsentierten Mitglieder des Kunstkreises Lechkiesel zusammen mit zwei Gastkünstlern ihre Werke im Meringer Lippgarten. Die Kunst im freien Raum wird zur Galerie durch den geschützten Rahmen des Klosterinnenhofes und erhält ihre Spannung durch den Kontrast der Bäume mit zeitgenössischen auf den Ort bezogenen Arbeiten.
Die Natur hatte diese schon erobert – Ameisen marschierten über Blumen aus Filz von Erica Young, Regenpfützen sammelten sich in Wurzelmulden, Blätter landeten sanft auf gerostetem Stahl von Jürgen Krass – während mancher Betrachter noch etwas ratlos vor den Kissinger Feuerwichteln von Ingrid Warnatz oder zwischen Röhreninstallationen von Gernot Kragl stand. Manchen Gedankenknoten lösten die Künstler selbst mit ihren aufschlussreichen Erklärungen. Der Betrachter und Zuhörer stellte fest, dass das Paradies meist ein Ideelles ist.
Auch Formen nehmen wir in unserer technisierten Welt vor allem genormt wahr – dabei genügen bereits geringe Abweichungen, damit unser Auge irritiert wird. Etwa bei Angelika Friedl, deren stilles Mädchen aus Gips gedankenverloren auf einem Betonsockel und Birkenzweigen sitzt, die sich durch die Einwirkungen des Wetters und Berührungen verändern werden und darauf hinweisen, dass keine Form je eine endgültige ist. Auch die Holzskulpturen von Christiane Sandler, Christian Richter oder Uli Sobeck sind Beweis des Triumphes des Menschen über die Materie. Ist das das Paradies für den Skulpteur? Oder die haptischen Stahlobjekte von Horst Langer oder Jürgen Krass. Der Rost wird sein Übriges zur Verwandlung beitragen. Analogien zum menschlichen Befinden sind bei den Seelenblättern von Inge Lemmerz und dem Friedensflügel von Margot Marquardt zu entdecken: Friede, Freiheit und Liebe sind das Paradies. Sigrid Prochaska lässt einen Seiltänzer zwischen Bäumen tanzen, in den Ästen eines Apfelbaumes hängt ein Kleid, das sich Vergissmeinnicht nennt, Frauke Stolte hat es aufgehängt. Irene Jung ließ in einer Performance Ursula Roll in Folie packen und bepinseln, die malenden Kinder hatten Freude.
Ein begeistertes Publikum lauschte den Kompositionen von Ali Sanli Hizal auf der klassischen Gitarre, Aras Mustafa und Patricia Fleig mit kurdischer Musik. Und als Wünsche noch wahr wurden erzählte Ingeborg Nelder. Manch einer konnte sich nicht vorstellen, selbst Tai Chi – vorgeführt von der Gruppe von Manfred Schurz – zu praktizieren, dazu sei er viel zu unruhig.
Die Lyrik von Sina Platzbecker, der Gesang vom Mittelstufenchor des Gymnasiums und die Vorführung mit Yoga und den Klangschalen von Christian Braun und Christine Kreber erhielten ebenso viel Zuspruch wie die Kinderwerkstätten zum Spielen, Schnitzen und Malen. Es war ein eindrucksvolles, gelungenes Projekt.