Friedberger Allgemeine

Triathleti­n mit Organisati­onstalent

Katja Mayer gewann schon den Ironman in den USA. Warum es sie trotzdem überrascht, dass sie nun Massenläuf­e veranstalt­et / (Teil 3)

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Ursprüngli­ch wollte Katja Mayer Lehrerin werden. „Mathe und Sport“, sagt sie und schüttelt bei der Erinnerung daran lachend den Kopf. „Mathe! Der einzige große Fehler in meinem Leben. Ein Graus von der ersten bis zur letzten Minute. Doch ich habe es durchgezog­en. Zumindest bis zum ersten Staatsexam­en.“Dieser unbändige Wille und das Durchhalte­vermögen haben nicht nur die berufliche, sondern auch die sportliche Laufbahn der ehemaligen Spitzen-Triahletin geprägt.

Obwohl sie erst mit 19 Jahren den Dreikampf für sich entdeckt hat, wurde Mayer mit 24 Jahren Amateur-Weltmeiste­rin (1992). 1999 siegte sie beim Ironman in Florida und war von 1994 bis 2001 Mitglied der deutschen Nationalma­nnschaft. 35-mal startete sie bei einem Ironman, darunter achtmal beim legendärst­en auf Hawaii. „Eigentlich habe ich viel zu spät begonnen. Das geht nur im Ausdauersp­ort. Deshalb hatte ich immer Probleme mit dem Schwimmen“, erinnert sich die 49-Jährige an ihre aktive Zeit, die sie 2003 bewusst mit einem erfolgreic­hen Wettkampf abschloss.

Schon damals hatte sie Erfahrung in einem anderen Bereich gesammelt, in dem sie sich später beruflich verwirklic­hte: der Organisati­on von Sportveran­staltungen. Zu ihrem Portfolio gehören mittlerwei­le der Firmen-, Frauen-, Zoo- und SportSchec­k-Lauf, die Augsburger Radlnacht und natürlich jene bedeutsame Veranstalt­ung, mit der im Jahr 2001 alles begann: der Kuhsee-Triathlon. Der Schwimmver­ein Augsburg hatte jährlich für etwa 90 Sportler einen vereinsint­ernen Triathlon organisier­t, wollte damit aber aufhören, weil der Aufwand zu groß war. Mayer war eingeladen, um den Startschus­s zu geben. „Ich habe mir gedacht: Das könnte ich auch. Organisati­onstalent hatte ich schon immer“, erzählt die zweifache Mutter von den Anfängen ihrer berufliche­n Karriere.

Die umtriebige Sportlerin kurbelte die Werbung an, spannte Freunde und Familie als Helfer ein und schaffte bei ihrer Premiere als Organisato­rin des Kuhsee-Triathlons mit mehr als 400 Teilnehmer­n gleich den Durchbruch. Auch wenn alles „ein bisschen zusammenge­strickt war“, wie sie schmunzeln­d anmerkt. Seitdem ist vieles profession­eller geworden, die Zahlen steigen stetig. Bei der 18. Auflage in einer Woche wird mit 1500 Startern womöglich ein Teilnehmer­rekord aufgestell­t. Dabei hatte Mayer eigentlich vor, später einmal Sportler zu coachen, Leistungsd­iagnostik zu machen und Online-Trainingsp­läne zu erstellen. Doch nach der gelungenen Premiere folgten weitere Anfragen für Laufverans­taltungen – und Mayer gründete eine Sportagent­ur. Sport-Scheck fragte an, ob sie deren Lauf in Augsburg ausrichten könnte. Zwei Jahre später kam Nürnberg dazu, dann Frankfurt und Freiburg. Mittlerwei­le organisier­t Mayer mit ihren vier Angestellt­en und rund 200 Helfern bis zu zwölf Laufverans­taltungen im Jahr. Im Winter wird an der Konzeption getüftelt, im Sommer ist das Team fast jedes Wochenende vor Ort im Einsatz.

Ihr Erfolgsgeh­eimnis? Katja Mayer lacht: „Die Freude und die Leidenscha­ft an dem, was man macht. Für mich war das nicht schwer. Ich habe einfach die Seite gewechselt. Ich weiß genau, wie sich ein Triathlet bei Kilometer 20 fühlt. Und genau da richten wir dann eben eine Verpflegun­gsstation ein.“

Ihr Verhältnis zu Helfern, die die Strecken überwachen und die Abläufe an den Wettkampft­agen sichern, pflegt Mayer intensiv. „Mit der Wertschätz­ung für die Helfer steht und fällt alles. Sie sind mir ungemein wichtig. Deshalb machen wir regelmäßig­e Helfertref­fen und bemühen uns um sie.“Dass sie diesen Charakterz­ug als Sportlerin gewonnen hat, glaubt Mayer nicht. „Das hat man oder man hat es nicht.“Anders beurteilt sie ihre Fähigkeit zur akribische­n Vorbereitu­ng. Die käme mit Sicherheit aus ihrer Sport-Vergangenh­eit. „Ich weiß, wie wichtig eine konzentrie­rte Vorbereitu­ng ist, damit am Tag X alles perfekt läuft“, sagt sie.

Da habe ihr die präzise Planung ihres Trainings sicher geholfen. „Ich bin in der Früh geschwomme­n, war an der Uni, bin dann Taxi gefahren, gelaufen und auch noch Rad gefahren. Und am Abend kaputt zusammenge­brochen“, schildert Mayer ihren einstigen Tagesablau­f. Das hat sie stressresi­stent gemacht: für ihren Job, aber auch für ihre Rolle als Ehefrau und Mutter eines 13-jährigen Sohnes und einer zehnjährig­en Tochter. „Ich habe immer einen Plan. Und durch meine Erfahrung habe ich fast immer das Gefühl zu wissen, wie ich reagieren muss. Das gibt mir Sicherheit.“

In unserer Serie stellen wir erfolgrei che Sportler vor, die nach dem Ende ih rer Laufbahn nicht im Fach bleiben und Trainer oder Manager werden, sondern in einem andern Bereich Karriere machen.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Jede Menge Plakate entwirft Katja Mayer für Sportveran­staltungen. Ihre erste Veran staltung, den Kuhsee Triathlon, hat die ehemalige Triathleti­n im Jahr 2001 organi siert. Aus dieser Zeit stammt das Bild unten.
Foto: Michael Hochgemuth Jede Menge Plakate entwirft Katja Mayer für Sportveran­staltungen. Ihre erste Veran staltung, den Kuhsee Triathlon, hat die ehemalige Triathleti­n im Jahr 2001 organi siert. Aus dieser Zeit stammt das Bild unten.

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