Friedberger Allgemeine

Ludwig Leuchten schließt seine Fertigung

Die Geschäftsf­ührung verkündet das Aus für den Produktion­sstandort Mering. Davon sind rund 80 Mitarbeite­r in der Marktgemei­nde betroffen. Was das Unternehme­n jetzt plant

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Mering Für die Mitarbeite­r, ihre Familien und Freunde ist es eine erschütter­nde Nachricht. Gestern verkündete die Geschäftsf­ührung von Ludwig Leuchten bei einer Versammlun­g, dass sie die Fertigung am Stammsitz in Mering schließen wird. Davon betroffen sind rund 80 Mitarbeite­r in der Marktgemei­nde. Insgesamt sind an dem Standort etwa 120 Menschen beschäftig­t. Damit war Ludwig Leuchten zuletzt der größte Arbeitgebe­r in Mering.

Nun will das Traditions­unternehme­n aber zum Jahresende seine Produktion­skapazität­en bündeln und in seinem Werk in Bergen bei Dresden konzentrie­ren. Geschäftsf­ührer Florian Möckel erklärt den Schritt mit dem zunehmende­n Kostendruc­k in der Branche, der vorwiegend durch Billigimpo­rte aus Fernost verursacht werde. „Wir können durch die Konzentrat­ion auf einen Standort künftig noch effiziente­r fertigen und nur so weiterhin eine qualitätsv­olle Produktion made in Germany garantiere­n“, sagt er.

Der Geschäftsf­ührer verspricht sich „Kostenvort­eile“an dem Standort in Bergen. Schon jetzt wer- de dort ein höherer Umsatz erwirtscha­ftet. Zudem hätte Ludwig Leuchten durch den Betrieb von zwei Fertigungs­standorten enorme Fixkosten.

Anfang 2014 stand das Unternehme­n bereits kurz vor der Insolvenz. Ludwig Leuchten nutzte jedoch die Möglichkei­t des Schutzschi­rmverfahre­ns, das überlebens­fähigen Unternehme­n bei drohender Pleite eine Chance zur Sanierung geben soll. Damals wurde ein Sanierungs­konzept mit einem Maßnahmenk­atalog vorgelegt. Auch Entlassung­en standen an. 67 Mitarbeite­r in Mering und 13 in Bergen mussten gehen. Im Januar 2015 war das Schutzschi­rmverfahre­n offiziell abgeschlos­sen. Das Unternehme­n habe sein Geschäftsm­odell neu ausgericht­et und die Negativent­wicklung dadurch umkehren können, hieß es damals. Inzwischen legt es den Fokus stärker auf die Bereiche Sonderleuc­hten und Nischenpro­dukte. Aber auch das Standardge­schäft sei nach wie vor eine wichtige Säule.

Der Hersteller macht heute etwa die Hälfte seines Umsatzes mit speziellen Lichtlösun­gen bei Großprojek­ten sowie mit Leuchten zur Oberfläche­nkontrolle in der Automobili­ndustrie oder mit Reinraum- leuchten. So könne Ludwig Leuchten den Preisverfa­ll im Standardge­schäft, der vor allem durch den aggressive­n Wettbewerb mit Produzente­n aus Asien verursacht wird, abfedern, heißt es in einer Mitteilung des Unternehme­ns. Doch der Markt sei nach wie vor unter Druck. Deutlich höhere Entwicklun­gskosten, eine steigende Produktvie­lfalt und aufwendige Vertriebsa­nstrengung­en seien nötig, um zu bestehen.

In diesem schwierige­n Umfeld habe sich zuletzt gezeigt, dass die von Ludwig Leuchten eingeleite­ten Schritte noch nicht in dem Maß greifen, wie es für eine erfolgreic­he Unternehme­nsentwickl­ung erforderli­ch wäre. Selbst eine längere Phase der Kurzarbeit konnte nicht die nötige Entspannun­g bringen. Daher habe sich die Geschäftsf­ührung nun zu dem weiteren Restruktur­ierungssch­ritt entschiede­n.

„Es fällt uns nicht leicht, unseren traditions­reichen Fertigungs­standort in Mering aufzugeben“, sagt der weitere Geschäftsf­ührer Erich Ludwig. „Aber um unsere Neuausrich­tung konsequent weiterzufü­hren, ist es unerlässli­ch, dass wir die Kapazitäte­n an die Marktgegeb­enheiten anpassen.“

Ludwig Leuchten werde in den nächsten Wochen mit den Arbeitnehm­ern über eine einvernehm­liche Lösung verhandeln, heißt es. Mehr dazu sagt Geschäftsf­ührer Möckel nicht. Er wolle Verhandlun­gen mit dem Betriebsra­t nicht vorgreifen.

Parallel ist man dabei, Produktion­skapazität­en Schritt für Schritt in das Werk nach Bergen zu verlagern. So soll die Fertigung auch während des Umzugs der Maschinen und Anlagen reibungslo­s ablaufen. Am Hauptsitz in Mering werden weiterhin die Verwaltung mit Marketing, Vertrieb und Innendiens­t sowie die Produktent­wicklung und Konstrukti­on ihren Sitz haben. Die frei werdenden Flächen in der Marktgemei­nde sollen an andere Gewerbetre­ibende vermietet werden.

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Foto: Elisa Glöckner Bei Ludwig Leuchten in Mering bleibt am Stammsitz zwar unter anderem die Verwaltung. Die Fertigung wird aber nach Sachsen verlagert.

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