Sie leben in den Häusern von morgen
In Hügelshart stehen 13 Gebäude, die mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen. Bewohner erzählen bei der Einweihung, warum sie sich dafür entschieden haben und wie es ihnen gefällt
Hügelshart In Hügelshart steht Deutschlands erste Effizienzhaus Plus-Siedlung: Nach knapp anderthalb Jahren Bauzeit sind die meisten Häuser bezugsfertig, einige Familien wohnen bereits dort. Gestern war die offizielle Einweihungsfeier. Stephanie und Florentin Mücke waren die Ersten, die mit ihrer Tochter Mathilda in ihr 133 Quadratmeter großes Einfamilienhaus Anfang Juni eingezogen sind. Sie haben nun offiziell ihren Schlüssel und das dazugehörige Zertifikat für Wohngesundheit entgegennehmen dürfen. Die Mückes kamen vor drei Jahren beruflich aus München nach Augsburg. Sie wollten bewusst nicht in die Innenstadt ziehen, sondern in einer ländlichen Gegend im Grünen wohnen. Fast zwei Jahre suchten die beiden Architekten nach einem geeigneten Grundstück oder Haus. „Das Konzept hier hat uns überzeugt. Die Wohngesundheit war uns wichtig und wir haben gerechnet, was wir uns an Energiekosten sparen“, sagt Florentin Mücke.
die 13 Hauseinheiten – es sind neun Einfamilienhäuser und vier Doppelhaushälften – produzieren mehr Energie, als ihre Bewohner im Jahresdurchschnitt für den Alltag verbrauchen. Die Siedlung an der Nördlichen Greinerstraße wurde nach den Kriterien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Bau für EffizienzhausPlus-Häuser erstellt und steht für wohngesunde, energieeffiziente und zugleich wirtschaftliche Bauweise. Realisiert hat es die Firma Asset Bauen Wohnen aus Augsburg in Kooperation mit der Baywa.
Zur Eröffnungsfeier kamen Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer, Landrat Klaus Metzger und Bürgermeister Roland Eichmann. Begleitet wurde die Eröffnung von einer Podiumsdiskussion zum Thema „Effizienzhaus Plus“. Zum anschließenden Tag der offenen Tür kamen viele Interessenten, die die Siedlung besichtigen und sich über das nachhaltige Baukonzept informieren wollten. Pschierer beDenn scheinigte dem Projekt Vorbildcharakter. „Die Energiewende ist keine reine Stromwende. Auch Wärme spielt eine große Rolle. Eine moderne Bauweise und innovative Technologien, wie sie hier in Hügelshart vorzufinden sind, leisten einen wichtigen Beitrag dazu.“
In Friedberg kam das Energiekonzept gut an, die Häuser waren schnell verkauft. Der Preis einer Doppelhaushälfte lag bei etwa 535 000 Euro. Vier Häuser wurden über das Einheimischen-Modell vergeben. Eichmann freut sich: „Für uns ist diese Siedlung eine Referenz. Sie steht im Einklang mit Friedbergs Zielen in Sachen Städtebau und Energieeffizienz.“Gebaut wurden die Häuser von Handwerksfirmen aus der Region.
Mit ihrer hohen Energieautarkie seien die Häuser zukunftssicher. Das betonte Georg Polz von der Baywa. Die Energie wird über eine Photovoltaik(PV)-Anlage auf den nach Süden ausgerichteten Hausdächern gewonnen. Gespeichert wird sie in einer Lithium-Ionen-Batterie sowie - in Wärme umgewandelt - in einem thermischen Wasserspeicher. Ein hauseigenes Energiemonitoring steuert alle Anlagenkomponenten und sorgt für optimale Nutzung des Stromertrags. „Auf das Gesamtjahr betrachtet, können sich die Effizienzhaus Plus-Häuser in Hügelshart so vorwiegend selbst mit Energie versorgen und überschüssigen Strom ins Netz einspeisen. Im Winter reichen der PV-Ertrag sowie die Speichersysteme nicht ganz aus, so dass mit Netzstrom ausgeholfen wird. Trotzdem ergibt auf das Jahr gesehen eine Energieunabhängigkeit von etwa 70 Prozent“, so Polz.
Genau das ist es, was das junge Ehepaar Manuela und Dennis Marzahn schätzt. Sie wohnen seit Mitte Juni in ihrer 148 Quadratmeter großen Doppelhaushälfte mitten in der neuen Siedlung. „Man spart sich jeden Monat die Nebenkosten. Das stecken wir nun halt in die Tilgung“, so Dennis Marzahn, der sein Haus gerne herzeigt. Seine Frau Manuela schätzt die angenehme Temperatur im Schlafzimmer und muss jetzt endlich nicht mehr schwitzen.